Fürstenfeldbruck:Tod im Gegenverkehr

Lesezeit: 2 min

Frontalkollisionen nehmen auf der B 471 zu. Hauptursache sind Gesundheitsprobleme, weniger das Handy

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Konsequenzen aus den schweren Unfällen auf der B 471 fordert der Brucker Oberbürgermeister. Allzu viele Fahrer lassen sich von Handy oder Navi ablenken, vermutet Klaus Pleil (BBV) und fordert drei Monate Führerscheinentzug. Für Tempolimit und Überholverbot plädiert Thomas Brückner vom Brucker Verkehrsforum. Dagegen sagte Michael Fischer, stellvertretender Leiter der Brucker Polizei, dass oft gesundheitliche Probleme der Auslöser dafür seien, dass Autos auf die Gegenfahrbahn gerieten. Die Unfallursachen seien verschieden, erklärte Michael Neupert, Abteilungsleiter für den Bereich Fürstenfeldbruck beim Straßenbauamt. Er räumte jedoch ein, dass in vielen Fällen "der Verdacht nahe liegt, dass Ablenkung die Ursache war".

Erst am Sonntag war ein 69-jähriger Mann auf der Bundesstraße ums Leben gekommen, weil er frontal auf einen Wagen prallte, der auf die Gegenfahrbahn geraten war. Dass der Unfallverursacher ein Handy benutzt haben könnte, schließt die Polizei allerdings in diesem Fall ebenso aus, wie zu hohes Tempo oder Alkohol. Zeugen hätten berichtet, dass das Auto über eine Strecke von 100 Meter allmählich auf die falsche Spur geriet. Die Polizei wertet das als Indiz für Übermüdung, einen Sekundenschlaf oder den Einfluss von Medikamenten. "Bei Handygebrauch, geraten die Leute eher ruckartig auf die Gegenfahrbahn", sagte Fischer.

Die B 471 galt in den 1980er Jahren als Todesstrecke. Inzwischen gab es diverse Ausbauten und der Verkehr ist heute zumindest tagsüber so dicht, dass die Autos meist in Kolonnen fahren müssen. Auf der Strecke zwischen Lindauer und Stuttgarter Autobahn sind viele schwere Lastwagen unterwegs, um Maut zu sparen. Zu hohes Tempo ist für Fischer deshalb als Unfallursache "zu vernachlässigen".

Trotzdem hat das Straßenbauamt drei Abschnitte als Unfallschwerpunkte eingestuft, weil sich dort mindestens drei Unfälle mit schweren Personenschäden in drei Jahren ereigneten. Der eine Punkt ist der Abschnitt zwischen den Abfahrten von Coca Cola und Buchenau. Dort verunglückte vor zwei Wochen eine Frau beim Linksabbiegen. Sie hatte ein entgegenkommendes Fahrzeug übersehen. Die beiden anderen liegen zwischen Bruck und Emmering in Höhe der Hasenheide und zwischen Neu-Esting und Geiselbullach. Öfter kracht es außerdem bei Olching: Mitte September geriet dort ein Wagen auf die Gegenfahrbahn, ein Mensch starb, vier Monate zuvor wurden in dem Abschnitt vier Menschen verletzt. Insgesamt ereigneten sich in den vergangenen Jahren auf der B 471 und auf der B 2 eine Reihe von Unfällen mit Verletzten und Toten, bei denen ein Wagen auf die falsche Spur geraten war. In einigen Fällen hatten Fahrer gesundheitliche Probleme, einer wollte eine Wespe verscheuchen.

Auf die Gegenfahrbahn gekommen: Aus diesem Grund kommt es auf der B 471 immer wieder zu schrecklichen Unfällen - im November in Bruck.

1 / 2
(Foto: Günther Reger)

Unfall im September bei Geiselbullach.

2 / 2
(Foto: Günther Reger)

Unfall im Mai bei Esting.

Manchmal blieb die Ursache jedoch unklar. Nur wenn der Fall rätselhaft sei, ermittelt die Polizei, ob der Fahrer das Handy benutzt hat, erklärte Fischer. "Ob jemand das Navi benutzt hat, ist aber sowenig nachprüfbar, wie wenn jemand im Handschuhfach kramt", betonte der Polizist. Neupert verweist auf Unfälle in Abschnitten mit lang gezogenen Kurven, wo er ebenfalls vermutet, dass Fahrer sich ablenkten.

Sehr häufig passieren laut Straßenbauamt auf der B 471 Auffahrunfälle. Wie beim Abbiegen kann der Grund dafür sein, dass der Fahrer unachtsam ist, sagte Thomas Brückner vom Verkehrsforum. Er verweist auf den schweren Unfall vom vergangenen Donnerstag, bei dem Bekannte vom Bund Naturschutz verletzt wurden. Sie hatten in Höhe des Abzweigs von Coca Cola wegen eines Staus abbremsen müssen, als ein Wagen sie von hinten rammte. "Der kam ziemlich ungebremst an", berichtete Friedrich Mayer-Stach, der dabei eine Platzwunde und Prellungen erlitt.

Brückner und Pleil vermuten, dass die Fahrer oft mit Handy oder Navi oder auch einer Freisprechanlage beschäftigt sind. "Telefonieren ist doch gang und gebe", sagte Brückner. Das Straßenbauamt hält aber wenig von seinen Vorschlägen. Die Unfälle seien weder Raserei noch Überholen geschuldet, sagt Neupert, darum gebe es keine rechtliche Grundlage für Tempolimits und Überholverbote. Der Brucker OB fordert die Regierung auf, zu handeln. Pleil will Transparente an allen Brücken an der B 471 aufhängen, auf denen mit drastischen Sprüchen wie "Das Handy überlebt" vor dem Gebrauch gewarnt werden soll.

© SZ vom 03.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: