Brauermesse im MVG-Museum:Riechen, probieren, schmecken

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Auf der Branchenmesse "Braukunst live" in München treffen die drei Brauereien aus dem Landkreis auf ein Publikum, das Bier vor allem als Genussmittel versteht

Von Heike A. Batzer

Die beiden Paare aus Olching erweisen sich als treue Fans. Sie hatten den Stand schon im Herbst bei der FFB-Schau besucht, und deshalb schauen sie auch diesmal bei der Olchinger Braumanufaktur vorbei. Diesmal, das war vergangenes Wochenende, als die Olchinger Jungbrauer Julius Langosch und Guido Amendt ihren Stand auf der Branchenmesse "Braukunst live" im Münchner MVG-Museum aufgebaut hatten. Man begrüßt sich und noch im selben Moment wird den Gästen aus dem Heimatlandkreis die neue Variante des Olchinger Weißbieres angeboten, das, so erzählt Amendt, Anfang April - auf Kundenwunsch in der gängigen 0,5-Liter-Flasche - auf den Markt kommen wird. Das Helle bleibt indes im kleineren 0,33-Liter-Gefäß, beim Weißbier aber hätten die Biertrinker in der Regel nur ein Halbliterglas zu Hause, worin sich eine Teilmenge aber nicht so gut mache, sagt Amendt. Die Rezeptur der Weißbier-Edition 2017 wurde gegenüber der 2016er-Variante, mit der die Brauerei neben ihrem Natur hell im Vorjahr in den Markt eingestiegen ist, leicht verändert. Die Branchenneulinge sind noch am Testen, was ankommt. "Wir wollen sehen, was der Kunde will", sagt Amendt. Gleichzeitig soll es das Olchinger Bier künftig auch im Zehner-Träger geben, "weil der Kunde keine 20er-Kisten schleppen will".

Der Biertrinker hat es gut in diesen Zeiten. Wohl selten zuvor hat man seine Wünsche derart bereitwillig berücksichtigt oder ihm ein derart umfangreiches und unterschiedliches Angebot an Bieren offeriert. Mehr als 100 Aussteller präsentierten am Wochenende für drei Tage zwischen historischen Straßenbahnwaggons im Münchner MVG-Museum nationale und internationale Biere. An den Abenden, als es draußen dunkel wird und die einzelnen Stände beleuchtet werden, bekommt die Ausstellungshalle ihr schönstes Flair. An allen Ständen darf und soll verkostet werden. Dafür gibt es eigens einen speziellen Universalglaskelch, denn "Trinkkultur ist auch Glaskultur", sagt Veranstalter Frank-Michael Böer. 0,1 Liter werden jeweils eingeschenkt - zum Riechen, zum Probieren, zum Schmecken. Das ist erst mal nicht viel, beim vielen Probieren aber kommt schon eine ganze Menge zusammen.

Es ist Bewegung gekommen in den Biermarkt, seit neue, zumeist junge Brauer mit Mut und Innovationsgeist begonnen haben, mit speziellen Aromahopfen zu experimentieren, die den Bieren neue Geschmacksrichtungen verleihen und dem Biermarkt deutlich mehr Vielfalt. Und das in Deutschland, das wie kein zweites Land bekannt ist für seine Biertradition, seine weltweit einzigartige Brauereidichte und sein Reinheitsgebot. Craft Beer nennt sich die neue Art des Bieres, was so viel heißt wie handwerklich hergestellt. Die neue Entwicklung kommt aus den USA, im Prinzip aber kann sich jeder Brauer, der möchte, dazu zählen. "Wir sind alle Craft Beer", sagt deshalb auch Olaf Wulf, Leiter der Bereiche Kundenservice und Event bei der König Ludwig Schlossbrauerei Kaltenberg, während er ein Bier zapft, "denn wir sind alle Handwerker". Bier stehe für "saubere Lebensmittel, Natur, keine Chemie".

Die Kaltenberger haben das Potenzial der 2012 begründeten Braukunst-Messe früh erkannt und waren fast von Anfang an dabei. "Die Szene ist sehr spannend für das Produkt Bier", findet Wulf. Veranstalter Böer will Unternehmen wie die Schlossbrauerei ganz bewusst dabei haben: "Wir sind kein Craft-Beer-Festival, sondern ein Festival auch für Mittelständler." Und auch etablierte Brauer wie die aus Kaltenberg haben Interesse daran, dass "die Leute in Kontakt mir unseren Produkten kommen", sagt Olaf Wulf. Das tun sie auch, nicht nur bierinteressiertes Normalpublikum ist vor Ort, auch Getränkefachgroßhändler und Gastronomen. Gefragt ist der Einsatz aller Sinne, denn das Aroma des Bieres muss man auch riechen. Deshalb sollte es nicht zu kalt getrunken werden, empfiehlt Artem Vynogradow, Biersommelier der Brauerei Kaltenberg. Und: aus dem Glas, nicht aus der Flasche. Der Genuss steht im Vordergrund.

Beim Bier wird mittlerweile "geschnuppert und philosophiert wie beim Wein", weiß auch Michael Schweinberger, der neue Inhaber der Brauerei Maisach. Als Kunde kennt er die "Braukunst live" schon, als Aussteller ist er zum ersten Mal präsent. Er möchte sich beim Münchner Publikum bekannter machen, bislang hat die Brauerei Maisach ihr Verbreitungsgebiet vor allem im Münchner Westen. Schweinberger, der die Brauerei vor 13 Monaten übernommen hat, wird im März mit dem dunklen Räuber-Kneißl-Weißbier ein neues Produkt auf den Markt bringen und am 13./14. Mai erstmals ein zweitägiges Brauereifest feiern. Und noch ein paar Veränderungen hat er in die Wege geleitet: Das Bild des berüchtigten Räubers Kneißl, das die Flaschenetiketten ziert, hat er ausgetauscht, das Maisacher Kellerbier ist seit Juli in Flaschen erhältlich und neuerdings gibt es auch das Maisacher Bockbier abgefüllt als 0,33-Liter-Flasche.

Auf der Braukunst-Messe sind ihre Stände zwar weit auseinander, ansonsten aber verbindet die Brauer aus Maisach und Olching eine gewisse Nähe. "Brauereifreundschaft" nennt es Schweinberger und das gefällt Guido Amendt. Ja, beide wollten schließlich das gleiche, sagt Amendt, "die Landkreiskunden mit hochwertigem, guten Bier versorgen". Und so teilen sie sich draußen schon mal den Wagen, der für beide Brauereien während der Messe den Nachschub kühl hält.

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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