"Promi Special" im Brucker AEZ:Prometheus im Einkaufszentrum

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Beim "Promi-Special" der Kreiskulturtage treten zahlreiche bekannte Persönlichkeiten aus dem Landkreis im Brucker AEZ auf. Das Highlight: Landrat Thomas Karmasin rezitiert einen Goethe-Klassiker

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Reinhard Jakob, der Leiter des Jexhof-Museums, gab den Einheizer: Mit schwarz-goldener Nietenmütze, schwarzem Tanktop und weißen Chucks rockt er zu AD/DCs "T.N.T." durch die Eingangshalle des AEZ. " I'm a power load! Watch me explode!" rotzt und quietscht er, animiert die Besucher zum Mitsingen, hält Gästen das Mikrofon vor die Nase. Ganz Rockstar posiert, nein, flirtet er mit den Kameras. Neben fast frenetischem Applaus erntet er auch ein einige verstörte Blicke von Menschen, die sich verunsichert an ihren Einkaufswagen klammern und die sich ganz offensichtlich fragen, was denn hier gerade passiert? Kreiskulturtage, kann man ihnen da nur antworten. Denn unter dem Titel "Promi-Special" hatte das Landratsamt bekannte Persönlichkeiten eingeladen am Donnerstagnachmittag im Einkaufszentrum mit kurzen Performances aufzutreten. Groß ist der Besucherandrang freilich nicht, aber dennoch bleiben einige Menschen nach ihrem Einkauf kurz hängen und so kommen über die knappe Stunde, die die Veranstaltung dauert, sicher 50 bis 60 Zuschauer zusammen.

Nach Rockstar Jakob tritt Landrat Thomas Karmasin vors Mikrofon. Passend zur Würde seines Amtes hat er sich einen Klassiker der deutschen Lyrik rausgesucht. Allerdings leider nicht Schillers Glocke, aber vielleicht hätte das auch den Rahmen gesprengt. Fehlerlos und mit großem Pathos rezitiert er Goethes "Prometheus" - auswendig und Fehlerfrei! "Hier sitz' ich, forme Menschen/Nach meinem Bilde/Ein Geschlecht, das mir gleich sei."

Bewertet, moderiert und kommentiert werden die Auftritte von Toni Drexler und Günter Mayr, die in die Rollen von Waldorf und Statler, den zwei Grantl-Opas aus der Muppetshow, geschlüpt sind. "Vielleicht wird er ja Residenztheater engagiert", kommentiert Drexler. "Jetzt kommen die Brucker Landkreisspatzen", kündigt Mayr den nächsten Akt an und während die Sänger-Promis sich sammeln, kommentiert eine Zuschauerin: "Des san ja oide Spatzn." Jung sind sie wirklich nicht, aber dafür singen Sparkassenvorstand Peter Harwalik, Kreiskulturreferentin Christina Claus, der Emmeringer Bürgermeister Michael Schanderl, Fitz Morgenstern, Ehrenvorsitzender der Bürgerstiftung, die Landtagsabgeordnete Kathrin Sonnenholzner und Kreisheimatpfleger Sepp Kink mit umso mehr Leidenschaft das "Flohlied".

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(Foto: Günther Reger)

Bereiteten den Besuchern des Brucker AEZ am Donnerstagabend einen ganz besonderen Einkauf: Reinhard Jakob...

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(Foto: Günther Reger)

...die "Brucker Landkreisspatzn"...

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(Foto: Günther Reger)

...Thomas Karmasin...

... sowie Günther Mayr und Toni Drexler.

Ernster wird es dann bei der Grünen Stadträtin Alexa Zierl, mit Saxofon und am Klavier begleitet von ihrem Mann, interpretiert sie Wolfgang Borcherts "Versuch es": "Stell dich mitten in den Regen/ [...]und versuche gut zu sein." Nach diesem Appell an das Gute im Menschen, sorgt Kulturreferentin Claus wieder für lockerere Stimmung. Ihr Vortrag von zwei Wilhelm-Busch-Gedichten wird allerdings immer wieder von Durchsagen aus dem AEZ übertönt und ist außerdem mit einem penetranten Schrubberwischen von der angrenzenden Essens-Theke untermalt - beirren lässt sie sich davon nicht. Zuvor sorgte Pfarrer Niclas Willam-Singer von der Erlöserkirche mit religiösen Witzen für gute Laune. Und Ruth Strähhuber verzauberte das Publikum mit ihrer klaren hellen Stimme, begleitet von Vater Alfons Strähuber.

Zum Abschluss schlüpft Günter Mayr in ein Engelskostüm mit güldenem Haar und trägt mit gespielter Melancholie Heinrich Heines Lied von der Loreley vor. "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten / Dass ich so traurig bin", heißt es da. Traurig ist nach diesem Auftritt keiner der Zuschauer nach Hause gegangen. Vielmehr sollte es dringend bald eine Wiederholung geben.

© SZ vom 20.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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