Fürstenfeldbruck:Positive Signale aus Berlin

Lesezeit: 2 min

Die Bundeswehr stellt dem Landratsamt eine Öffnung des Fliegerhorstes für Asylbewerber in Aussicht. Damit zeichnet sich für das größte aktuelle Problem des Landkreises eine leichte Entspannung ab

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Landrat Thomas Karmasin (CSU) hat gute Aussichten, in absehbarer Zeit einer größeren Zahl von Flüchtlingen und Asylbewerbern auf dem Gelände des Fliegerhorstes eine Unterkunft bieten zu können. Damit zeichnet sich für das zurzeit größte Problem des Landkreises zumindest eine leichte Entspannung ab. Laut einer Pressemitteilung aus dem Landratsamt vom Montag signalisierte die Bundeswehr dem Landkreis, "dass sie sich eine Unterbringung von Asylbewerbern auf dem Gelände des Fliegerhorstes vorstellen kann". Laut einem Pressesprecher des Fliegerhorstes steht trotz dieses positiven Signals letztlich die Entscheidung noch aus, dass in einer Kaserne, in der Soldaten noch Dienst tun, Asylbewerber aus Krisengebieten aufgenommen werden dürfen.

Der Brucker Landrat muss nach den Prognosen der Regierung von Oberbayern allein in diesem Jahr noch weitere 400 bis 500 Kriegsflüchtlinge aufnehmen. Es gilt aber als unlösbar, in so kurzer Zeit eine entsprechende Zahl von Wohnungen oder mobilen Wohncontainern anzumieten. In insgesamt zehn Kommunen des Landkreises leben zurzeit rund 400 Flüchtlinge. Allerdings liegt der Landkreis schon jetzt um 150 bis 200 Flüchtlinge unter dem Soll, das die Regierung von Oberbayern festgelegt hat. Nach dieser Quote muss der Landkreis Fürstenfeldbruck 4,7 Prozent aller auf Oberbayern verteilten Flüchtlinge aufnehmen.

Die Nachricht, dass die Bundeswehr auf dem Gelände der Kaserne in Fürstenfeldbruck Möglichkeiten zur Unterbringung von Asylbewerbern anbieten wolle, erhielt Landratsstellvertreter Ulrich Schmetz (SPD) bereits in der vergangenen Woche, als er in Vertretung des verreisten Thomas Karmasin die Amtsgeschäfte führte. Karmasin hatte sich in seiner Not schon zum Beginn der Sommerferien mit einem offiziellen Amtshilfeersuchen an Brigadegeneral Bernhard Schlaak, den Standortältesten und damit Hausherrn des Fliegerhorstes gewandt. Da voraussichtlich in fünf Jahren die letzten Soldaten den Bundeswehrstandort Fürstenfeldbruck verlassen werden, stehen dort schon jetzt einige Gebäude leer. Karmasins Bitte zielt darauf ab, in solchen Liegenschaften, die keiner militärischen Nutzung mehr unterliegen, Flüchtlinge einzuquartieren.

Zur Unterbringung von Asylbewerbern im Fliegerhorst wird über zwei Optionen diskutiert. Die Flüchtlinge könnten einen Teilbereich von nicht mehr militärisch genutzten Gebäuden wie beispielsweise einen Abschnitt des "Kilometerbaus" beziehen. Zudem besteht die Möglichkeit, den Zaun der Kaserne zu versetzen und auf den auf diese Weise ausgegrenzten Grundstücksflächen mobile Unterkünfte zu errichten.

Laut Landratsamt ist es dem Einsatz von Gerda Hasselfeldt (CSU), der Bundestagsabgeordneten für den Wahlkreis Fürstenfeldbruck/Dachau, zu verdanken, "dass so schnell Lösungsvorschläge von der Bundeswehr unterbreitet wurden". Hasselfeldt habe sofort Kontakt zum Verteidigungsministerium aufgenommen und Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) dargelegt, wie dringend der Landkreis bei der Unterbringung der steigenden Zahl von Asylbewerbern auf die Unterstützung der Bundeswehr angewiesen sei. Dieser Vorstoß der Vorsitzenden der CSU-Bundestagsfraktion Gerda Hasselfeldt zog nun das positive Signal aus dem Verteidigungsministerium nach sich.

Zum Beginn der Sommerferien, als Karmasin sein offizielles Amtshilfeersuchen stellte, hatte sich die Situation zur Unterbringung der steigenden Zahl von Asylbewerbern weiter zugespitzt. Wie sich zu diesem Zeitpunkt zeigte, liegt das Landratsamt deshalb mit 150 bis 200 Asylbewerbern unter dem Soll, da es fast nicht mehr möglich ist, für diesen Zweck Wohnungen oder Bürogebäude anzumieten. Deshalb wurde in Erwägung gezogen, Notquartiere zu errichten und die Menschen aus den Kriegs- und Krisengebieten in Syrien, dem Irak und Afrika auch in Turnhallen einzuquartieren. Ende August beschloss der Ferienausschuss des Kreistags, vorsorglich Wohncontainer für 30 Flüchtlinge zu kaufen. Diese Entscheidung fiel einstimmig aus, obwohl niemand wusste, wo die mobilen Unterkünfte aufgestellt werden können. Karmasin kündigte an, notfalls dafür den Parkplatz des Landratsamtes an der Münchner Straße in Fürstenfeldbruck zur Verfügung zu stellen.

© SZ vom 02.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: