Bildung:Neue Schüler, neue Schule

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73 Erstklässler beziehen die Brucker Grundschule Mitte im sanierten einstigen Graf-Rasso-Gymnasium

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Natürlich ist für sie die Schule neu: 73 Erstklässler streben am Dienstagmorgen um kurz nach acht Uhr mit großen Schultüten dem großen dreistöckigen Gebäude mit der bunten Vorderfront zu. Begleitet werden sie von ihren Eltern und einigen Großeltern. Der erste Schultag ist für alle ein großer Tag. Ein ganz besonderer Tag ist es aber auch für die Lehrkräfte und für die Schüler der höheren Klassen. Denn alle betreten an diesem Tag buchstäblich Neuland - in der Grundschule Mitte am Theresianumweg, dem grundlegend sanierten Gebäude, in dem bis zum Umzug ins Schulzentrum am Tulpenfeld im Herbst 2008 das Graf-Rasso-Gymnasium untergebracht war. Die Schule am Niederbronner Weg haben sie nicht nur begrifflich hinter sich gelassen.

Es ist ein Aufbruch, der am Dienstag noch nicht wirklich entfesselt wirkt. Denn die Aula ist viel zu klein, um all die neuen Erstklässler und ihre feierlich gestimmten Begleiter aufzunehmen. Für Schulleiterin Ursula Edelmann vermag dies aber nicht die Freude über das neue Schulhaus trüben - hatte der einige hundert Meter entfernte Altbau doch nicht einmal eine so überschaubare Aula. "Ich freue mich, dass alles mit dem Umzug so gut geklappt hat", wird sie später am Nachmittag nach der großen gemeinsamen Lehrerkonferenz sagen.

In der Aula stehen also erst einmal die Kinder im Blickpunkt und der Beginn ihrer schulischen Karrieren. "Ein spannender Tag" nach einem "gewaltigen Akt" des Umzugs sei das, sagt Ursula Edelmann. Und in den Gesichtern der Kinder, die ihr da in fünf Stuhlreihen gegenüber sitzen, spiegelt sich eine Mischung aus Neugier, Freude, Stolz, aber auch ein wenig bange Erwartung dessen, was nun kommen mag in diesem neuen Lebensabschnitt, der künftig bereits um 8 Uhr beginnen wird. Es gibt zwei reguläre Eingangsklassen und eine Ganztagsklasse, deren Unterricht bis 16 Uhr dauert, und es gibt eine Mittagsbetreuung im ersten Stock, einen Hort und eine Küche im zweiten Stock und ganz viele helle Klassen- und Gruppenräume mit (noch) großen weißen Flächen und viel Holz.

Neu ist auch ein Klavier, auf dem Sophie aus der vierten Klasse zur Begrüßung gleich einmal eine Etüde spielt. "Ich lieb' den Sommer, ich lieb' den Sand und ich lieb' das Meer" singen dann die Zweitklässler. Mit Sand und Meer aber ist es vorerst vorbei. Und auch die Sonne mag sich noch nicht so recht hervorwagen, ins Licht getaucht werden die Erstklässler vorerst vor allem von den Dutzenden Fotoapparaten. Wo der Weg hinführt, erklären Kinder, die schon über reichlich einschlägige Erfahrung jenseits der Ferien verfügen. Der Chor prophezeit seinen jüngeren Nachfolgern: "Alle Kinder lernen lesen." Und das macht Spaß, das beteuern unisono Schulamtsdirektor Helmut Radloff und Pfarrer Niclas William-Singer von der Erlöserkirche, nachdem Sparkasse und Verkehrswacht - ebenso wie an die weiteren etwa 1900 Erstklässler im ganzen Landkreis - Schulbeutel übergeben haben.

Brucks Oberbürgermeister Klaus Pleil stimmt in all die Euphorie ein. Er blickt noch kurz zurück aufs Jahr 1958, als an dieser Stelle das Gymnasium errichtet wurde - und freut sich dann über den gelungenen Umbau, der insgesamt etwa zehn Millionen Euro gekostet hat und nach eineinhalbjähriger Bauzeit so viel Platz bietet für bis zu 450 Schüler und nebenan auch noch für eine zweigruppige Krippe und das städtische Archiv. Die Sanierung war im Stadtrat umstritten gewesen, so hatte die SPD vergeblich für einen Neubau der Grundschule östlich des Theresianumwegs plädiert. Pleils Fazit: "Gut hingebracht, schön bunt. Toll." Und der Außenbereich werde noch folgen, ebenso wie der Pausenhof, bei dessen Gestaltung Vorschläge von Schülern und Lehrern berücksichtigt werden sollen. Pleil, der selbst mit dem Fahrrad gekommen ist, richtet sich mit einem Wunsch vor allem an die Eltern. Die bittet er, die Kinder möglichst zu Fuß zur Schule zu bringen. Für den Bedarfsfall stehe aber auch ein "Kiss-and-Ride-Parkplatz" zur Verfügung: in einiger Entfernung zur Schule können Eltern, die mit dem Auto kommen, ihre Söhne und Töchter verabschieden, bis vors Schultor sollen die Autos nicht fahren.

Nach einem hörenswerten Geigensolo der Erstklässlerin Ela Polat machen sich Schüler und Eltern auf den Weg in die Klassenzimmer. Und so sitzt um 9.30 Uhr auch der sechsjährige Niklas auf einem der grünen Stühle und blickt etwas skeptisch auf die Tafel, auf der mit Kreide geschrieben steht: "Herzlich willkommen in der Klasse 1a." Und durchs Glaselement neben der Türe strahlen ihn seine Eltern Ralf und Monika Kurschewitz und die beiden Zwillingsbrüder Johannes und Björn an, die sich schon auf ihre Einschulung freuen. Als sich die Familie am Morgen auf den Weg machte, da wusste Niklas noch nicht, was auf ihn zukommt. Letztlich aber überwog die Neugier auf das, was da kommt - und auf das, was in der Schultüte drin ist.

© SZ vom 17.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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