Fürstenfeldbruck:Lukrativer Markt

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Im Landkreis öffnen neue Wettbüros. Sie hoffen offenbar auf eine Lockerung des staatlichen Glücksspiel-Monopols.

Peter Schelling

Die Anbieter von privaten Sportwetten wittern offenbar Morgenluft: Nachdem in den Bundesländern schon seit geraumer Zeit über eine Öffnung des lukrativen Sportwetten-Marktes nachgedacht wird und sich auch die Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag in Berlin mit diesem Thema beschäftigt hat, wird bereits eifrig darüber spekuliert, ob die Barrieren möglicherweise schon bald fallen könnten.

Fußball und alles, worauf sich sonst noch wetten lässt, will Stanleybet demnächst in der Fürstenfeldbrucker Innenstadt anbieten. (Foto: Johannes Simon)

Derweil verzichten die Vollzugsbehörden der Länder in den meisten Fällen auf ein rigides Vorgehen gegen die privaten Sportwetten-Anbieter. Hans Betz, als Sachbearbeiter in der Abteilung Öffentliche Sicherheit und Ordnung im Fürstenfeldbrucker Landratsamt auch für die Wettbüros zuständig, sagte der SZ, man warte derzeit auf Anweisungen der Regierung von Oberbayern.

Dabei gäbe es für die Behörde, in der Betz beschäftigt ist, nach der momentan gültigen Gesetzeslage durchaus Arbeit. Auf Grundlage des staatlichen Glücksspiel-Monopols sind private Sportwetten nämlich nach wie vor illegal. Gleichwohl hat in Puchheim schon vor einigen Wochen ein Wettbüro eröffnet und auch in der Fürstenfeldbrucker Innenstadt wird es wohl schon in absehbarer Zeit eine Filiale des europaweit operierenden Sportwetten-Anbieters Stanleybet geben. Das Ladenlokal in der Schöngeisinger Straße ist bereits angemietet, das Inventar schon geliefert. "Wir wissen davon", sagt Betz, "haben aber Anweisung, erst einmal abzuwarten."

Sollten die Länder mit Abschluss eines neuen Staatsvertrags zum Glücksspiel tatsächlich auf ihr Monopol im Bereich Sportwetten verzichten, könnte ordentlich Bewegung in den Markt kommen. Unternehmen wie Stanleybet, vor mehr als 50 Jahren in Nordirland gegründet und derzeit mit mehr als 2000 Wettbüros in verschiedenen europäischen Ländern vertreten, bringen sich bereits in Stellung.

Wer als Franchise-Nehmer ein Stanleybet-Büro eröffnen will, darf laut Homepage des Unternehmens "keine Einträge im Führungszeugnis" und "keine negativen Schufa-Einträge" haben und muss "unternehmerisches Denken" sowie ein Startkapital von rund 20000 Euro mitbringen. Das Ladenlokal, so das Stanleybet-Anforderungsprofil, soll sich in guter Lauflage befinden und mindestens 50 bis 150 Quadratmeter groß sein.

Der Grund für die seit Jahren andauernde Aufgeregtheit im Bestreben um eine Liberalisierung des Glücksspiel-Marktes liegt auf der Hand: Es lässt sich viel Geld damit verdienen. Fast 20 Milliarden Euro setzen die Deutschen laut einer Studie der branchenkundigen Beratungsfirma Goldmedia von 2009 pro Jahr bei Glücksspielen ein, mehr als sieben Milliarden davon entfallen auf Sportwetten. Tendenz: steigend.

Auch Hans Betz geht davon aus, dass einige neue Wettbüros in den beiden Städten und den größeren Gemeinden des Landkreises eröffnen werden, sobald es das Gesetz erlaubt. "Die Nachfrage", sagt der Ordnungshüter, "ist doch schon jetzt da."

Wenig erfreut darüber dürften nicht zuletzt die Kommunen sein, die eine weitere Verödung ihrer Innenbereiche befürchten müssen. Schon vor einigen Monaten hatte der Zweite Bürgermeister der Großen Kreisstadt Fürstenfeldbruck, Hans Schilling (CSU), schwer gegen die zunehmende Ausbreitung von Spielsalons gewettert. Er wolle nicht, dass Fürstenfeldbruck "den Spitznamen Zocker-City" erhalte, sagte Schilling in einer Sitzung des Stadtrats. Zu den vielen Spielhallen könnten sich schon bald einige Wettbüros gesellen - und die Stadt kann herzlich wenig dagegen tun.

© SZ vom 11.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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