Jubiläum:Im Gleitflug die Heimat erkunden

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Im Anflug: Seit 65 Jahren landen Segelflugzeuge in Fürstenfeldbruck. (Foto: Anton Fasching)

Die Brucker Flugsportgemeinschaft feiert das 65-jährige Bestehen. Bei einem Tag der offenen Tür gibt es an diesem Samstag in der Werkstatt in Fürstenfeld Segelflug-Gutscheine und eine Ausstellung

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Flieger haben in Fürstenfeldbruck ihre besten Zeiten hinter sich. Die militärischen Flüge auf dem Fliegerhorst sind bereits in den Neunzigerjahren eingestellt worden und mit dem Abzug der Luftwaffe aus der Kreisstadt in den nächsten Jahren könnte auch die Flugsportgemeinschaft Fürstenfeldbruck ihre Heimat verlieren. Die Geschichte des kleinen, zurzeit etwa zwanzig Mitglieder zählenden Vereins war immer auch mit der Fliegerei in der Kaserne verbunden. So zählten 1950 ehemalige Flugzeugmechaniker und Luftwaffenflieger aus Fürstenfeldbruck, darunter auch ein früherer Lastensegelflugzeugführer, sowie Fluginteressierte zu den Vereinsgründern. 1955 nahmen die Mitglieder den Vereinsflugbetrieb auf dem Gelände des Fliegerhorstes auf. Inzwischen findet der Segelflugbetrieb wieder in der Kaserne statt. Segelfliegen ist ein anspruchsvoller Freizeitsport mit hohem Erlebniswert.

Im Fliegerhorst üben die Mitglieder ihren Sport gemeinsam mit der Segelflugabteilung der Bundeswehrflugsportgruppe aus. Ob der Verein dort nach der Schließung der Kaserne fliegen kann, ist ungeklärt. "Gemeinsam sind wir stark", beschreibt der stellvertretende Vorsitzende Michael Scheingraber diese Symbiose. Verein und Bundeswehr seien aufeinander angewiesen, beteuert er. Die Flugsportgemeinschaft ist nicht nur deshalb auf die Kooperation mit Luftwaffensportlern angewiesen, weil diese über eine Start- und Landemöglichkeit verfügen. Ein Segelflugzeug zu starten, ist Teamarbeit. Es müssen dazu bis zu sieben Personen zusammenarbeiten, sagt Scheingraber. Einer betätigt die zum Starten benötigte Seilwinde, ein weiterer Helfer fährt das Seil aus, einer muss eine Tragfläche des Flugzeugs halten, bis dessen Geschwindigkeit groß genug ist, dass die Tragflächen Auftrieb haben. Neben dem Piloten und gegebenenfalls einer Begleitperson wird noch jemand benötigt, der den Kontakt zur 900 Meter entfernten Winde herstellt und die Kommandos gibt.

Die Zukunft des Segelflugvereins, der für sich beansprucht, einer der ältesten der Nachkriegszeit zu sein, hängt in der Luft. Und das nicht nur, weil Segelflug nicht mehr in Mode ist. Für die Aktiven ist das jedoch noch kein Grund, sich entmutigen zu lassen. Sie feiern trotzdem an diesem Samstag von 13 Uhr an in ihrer Werkstatt beim Kloster Fürstenfeld am Henrik-Moor-Weg 4b mit einem Tag der offenen Tür das 65-jährige Bestehen des Vereins. Da nicht nur gemeinsam gegrillt wird, sondern auch eine Ausstellung der Flieger besichtigt werden kann und für 25 Euro ein Jubiläumsgutschein für einen Segelflug angeboten wird, hofft Scheingraber, bei dem einen oder anderen Besucher die Begeisterung fürs Segelfliegen zu wecken.

Scheingraber gehört seit 1969 dem Verein an und ist einer der erfahrensten Segelflieger. Er flog bereits mit 15 Jahren zum ersten Mal allein ein Flugzeug und machte später sein Hobby zum Beruf. Nach der Ausbildung zum Berufspiloten wechselte Scheingraber vom Segelflugzeug in die größeren Passagiermaschinen von Lufthansa und Condor. Der Fürstenfeldbrucker ist nicht der einzige Berufspilot, der aus dem Verein hervorging. Laut Scheingraber waren es mindestens fünf Mitglieder, die beim Militär- oder bei Zivilfluggesellschaften eine Anstellung fanden. Segelflug lege die Grundlage für die Fliegerei, beteuert er. Wer das Segelfliegen gelernt habe, tue sich in der Ausbildung leichter. Ein Segelflugzeug zu beherrschen biete die optimale Grundlage für eine spätere Tätigkeit als Pilot. Wer die gründliche Ausbildung absolviert hat, kann, wie Scheingrabers Sohn, schon als Vierzehnjähriger allein ein Segelflugzeug fliegen.

Zum Auf und Ab des Vereins gehört der Wechsel der Flugplätze. 1976 zogen die Segler vom Fliegerhorst auf einen eigenen Platz nach Dürabuch. Da dieser jedoch abgelegen und die Betriebskosten zu hoch waren und zudem das Interesse gering, zog der Verein nach Geltendorf und dann wieder in die Brucker Kaserne. Schon in Dürabuch versuchte Scheingraber mit Volkshochschulenkursen neue Interessenten für den Flugsport zu gewinnen. Inzwischen ist Segelfliegen ein fester Bestandteil des Ferienprogramms in Fürstenfeldbruck. Um Jugendliche zu erreichen, ist geplant, Schüler für eine Bau- oder Projektgruppe zu gewinnen, die in der Brucker Werkstatt historische Segelflugzeuge restauriert. Gebraucht sind Segler relativ billig zu bekommen, während ein neuer Hochleistungsdoppelsitzer 150 000 Euro kosten kann.

© SZ vom 27.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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