Fürstenfeldbruck:Ideologischer Brückenschlag

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Robert Andreasch klärt über rechtsradikale Umtriebe auf

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Richtig beruhigt konnten die 30 Zuhörer im Pfarrsaal der St. Bernhard Kirche in Fürstenfeldbruck nicht nach Hause gehen. Robert Andreasch, der Experte für Rechtsextremismus, hatte zahlreiche Fotos von rechtsradikalen Umtrieben an die Wand geworfen und eines aus dem Landkreis war auch dabei. Andreasch zeigte ein Foto vom Brandanschlag auf das Asylbewerberheim von Januar 2014 in Germering, der bis heute nicht aufgeklärt ist. Das "Bündnis Fürstenfeldbruck ist bunt - nicht braun" hatte Andreasch eingeladen, über "Bagida - Sturm im Wasserglas oder Gefahr von rechts?" zu referieren.

Für Andreasch kommt die "rassistische Massenmobilisierung" nicht von Ungefähr. Er verwies auf eine Studie der Universität Leipzig zu rechtsextremen Einstellungen in Deutschland aus dem vergangenen Jahr. Rassismus drücke sich vor allem in Islamfeindlichkeit, Antiziganismus und Ablehnung von Asylbewerbern aus. So hätten mehr als ein Drittel der repräsentativ Befragten dem Satz zugestimmt, die Zuwanderung von Menschen islamischen Glaubens solle untersagt werden. 2009 hatten dies nur knapp 20 Prozent befürwortet. Lehnten 2011 nur 25,8 Prozent die Großzügigkeit des Staates bei der Aufnahme von Asylbewerbern ab, waren es 2015 mit 76 Prozent erheblich mehr.

"Die meisten rassistischen Ressentiments gibt es in Bayern", zitierte Andreasch aus der Studie. Ohne Bayern wären es in Deutschland 20 Prozent, die sich gegen Muslime, Sinti und Roma und Asylbewerber aussprechen. In Deutschland steigt der prozentuale Anteil auf 30,5 Prozent und allein in Bayern auf 33,1 Prozent. "Diese Stimmung hat die Rechte gespürt", meinte Andreasch, "Parolen wie 'Ausländer raus' benutzen sie nicht mehr." Auch mit Antifeminismus, Homophobie oder mit angeblicher zu früher Sexualisierung von Kindern in Kitas schlage die radikale Rechte die ideologische Brücke zum Normalbürger. Er zeigte Fotos von Aufmärschen gegen ein Asylbewerberheim in Deggendorf, bei dem ein Mann mit Schweinskopf vorneweg läuft und ein mit der Aufschrift hält: "Kein Schwein will dieses Heim". Das Sozialnetzwerk Facebook sei das "ideale Medium für die Rechtspropaganda", so Andreasch. "Dort werden Hetzparolen sogar unter Klarnamen veröffentlicht." Er zeigte Fotos von Transparenten und Plakaten, die belegten, dass Pegida und in München Bagida "ein rechter Marsch mit Massenunterstützung" ist. Organisatorisch seien in München Rechte vom Dritten Weg und um Michael Stürzenberger von der Partei Die Freiheit tätig. Die würden auch bestimmen, welche Transparente am Anfang des Aufzuges getragen werden. "Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen", ist eine "klassische Neonaziparole", bekräftigte der Referent. "Bagida hat die Parolen der Neonazis übernommen." Auch die AfD habe sofort auf rassistische Plakate gesetzt. Dazu zeigte Andreasch ein Foto aus Murnau, wo über einem NPD-Plakat ein themengleiches AfD-Plakat hing, mit der Aufschrift "Vorbild Schweiz", also Einwanderung stoppen. Auch die Parole von Horst Seehofer "Wir sind nicht das Weltsozialamt" kürzlich beim Aschermittwoch sei eine NPD-Parole. Der Landkreis blieb bis auf den Brandanschlag in Germering von rechtsextremen Aufmärschen und Gewalt oder verbaler Gewaltandrohung bisher verschont. Margot Simoneit vom "Bündnis Bruck ist bunt" bat die Besucher um Unterstützung der Initiative, "dass Rassismus und Islamfeindlichkeit bei uns keine Chance haben."

© SZ vom 07.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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