Jugendsozialarbeit:Ansprechpartner für schwierige Schüler

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Auch die weiterführenden Schulen benötigen Jugendsozialarbeiter. Die Gymnasien finanzieren diese Stellen bislang aus eigenen Mitteln. Künftig will der Landkreis das Personal bezahlen.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Die Landkreis-Gymnasien sollen noch in diesem Jahr eigene Sozialarbeiter bekommen. Das sieht ein Plan des Kreisjugendamtes vor, mit dem sich der Jugendhilfeausschuss des Kreistags kommende Woche befassen wird. Vorgesehen sind jeweils eine halbe Sozialpädagogenstelle mit 19,5 Wochenstunden für fünf Gymnasien, lediglich das Max-Born-Gymnasium in Germering und das Gymnasium Olching haben keinen Bedarf angemeldet.

Die Schulen machen seit Jahren die Erfahrung, dass "es die alten sozialen Bindungen für viele Kinder nicht mehr in der gleichen Form wie früher gibt",, wie es Georg Gebhard, Direktor am Germeringer Carl-Spitzweg-Gymnasium, ausdrückt. Die Schüler bringen häufig Probleme aus ihren Familien mit in die Schule, sei es, weil sie unter der Trennung der Eltern leiden oder etwa einen Todesfall verarbeiten müssen. Manchen machen auch noch andere Probleme zu schaffen wie Pubertät, Suchtverhalten, psychische Auffälligkeiten, mangelndes Selbstwertgefühl. Die Art und Weise, wie sich solche Probleme in der Schule äußern, ist unterschiedlich: vom Stören des Unterrichts über Konflikte mit Mitschülern bis hin zum Schulschwänzen.

Zwar gibt es an den Schulen Beratungslehrer und Schulpsychologen, doch sind dies in der Regel Lehrkräfte. "Der Lehrer hat eine andere Funktion für das Kind", sagt Gebhard. Deshalb seien die Schulen froh, wenn "wir hier professionelle Unterstützung durch eine Stelle von außen bekommen", ergänzt Gebhards Schulleiterkollege Hermann Baumgartner vom Gymnasium Gröbenzell.

Lange war man der Ansicht gewesen, dass bestimmte Problemlagen bei der Klientel der weiterführenden Schulen nicht auftauchten. "Aber das ist nicht auf bestimmte Schularten beschränkt. Diese Zeiten sind vorbei", weiß Kreisjugendamtsleiter Dietmar König. Deswegen hatte der Landkreis vor noch nicht ganz zwei Jahren seinen vier Realschulen jeweils eine halbe Sozialpädagogenstelle zur Verfügung gestellt. Die Gymnasien, hieß es damals noch, könnten solche Fachkräfte über das ihnen zur Verfügung stehende Budget namens "Mittel zur eigenen Bewirtschaftung" selbst einstellen. Das taten einige auch. Seit mehreren Jahren schon sind deshalb jeweils eine Sozialpädagogin am Fürstenfeldbrucker Viscardi-Gymnasium und am Gymnasium Puchheim in Teilzeit tätig. Walter Zellmeier und Georg Baptist, die beiden Schulleiter, hoffen nun, dass ihre beiden bewährten Kräfte auf die neuen Stellen übernommen werden.

Auch das Carl-Spitzweg-Gymnasium hatte eine Sozialpädagogin, die dann ein Baby bekam und die Schule verließ. Derzeit behilft man sich mit einer Vertretung, die an vier Tagen für jeweils zwei Stunden anwesend ist. Das Gymnasium Gröbenzell hatte zeitweise sogar gleichzeitig eine Sozialarbeiterin und einen Sozialarbeiter mit insgesamt 30 Wochenstunden zur Verfügung. Doch die Mittel zur eigenen Bewirtschaftung reichten nicht mehr aus, als die Schule mehrere Schwangerschaftsvertretungen finanzieren musste. Für die Sozialarbeiterin blieben nur noch wenige Stunden, sie verließ die Schule. Und auch ihr Kollege fand eine unbefristete Vollzeitstelle im Landkreis München. "Das ist ein Riesenverlust für die Schule. Wir sind sehr unglücklich", sagt Direktor Baumgartner.

Die fünfte Schule, die nun in den Genuss einer halben Sozialpädagogenstelle kommen möchte, ist das Fürstenfeldbrucker Graf-Rasso-Gymnasium, das bislang noch keine solche Fachkraft im Hause hatte. Wie bei den Realschulen auch, wird der Landkreis für die Sozialarbeiter an seinen Gymnasien etwas mehr als 100 000 Euro pro Jahr aufbringen müssen. Die zweieinhalb neu zu schaffenden Stellen sind jedoch bereits im Stellenplan für 2015 enthalten. Zuschüsse vom Freistaat Bayern gibt es im Gegensatz zu Jugendsozialarbeitern an Mittel-, Grund- und Förderschulen nicht. An diesen Schularten waren im Landkreis in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Sozialarbeiterstellen geschaffen und ausgebaut worden.

Gute Erfahrungen mit der Arbeit einer sozialpädagogischen Fachkraft an seiner Schule macht täglich auch Robert Christoph. Der Leiter des Max-Born-Gymnasiums in Germering hat deshalb keinen weiteren Bedarf beim Landratsamt angemeldet. Auch das Gymnasium Olching verzichtet darauf. Da "wir keine Brennpunktschule sind", wie Schulleiterin Beate Sitek sagt, gebe es keinen Bedarf für einen Erziehungsaufgaben übernehmenden Sozialarbeiter. Wenn Klassen Unterstützung bräuchten, könne dies auch ein guter Schulpsychologe leisten, der sich zudem "im System Schule" besser auskenne. Am Gymnasium Olching setzt man die Mittel lieber für sogenannten Tandem-Unterricht ein. Dann nämlich unterrichten zwei Lehrkräfte zusammen in den Kernfächern der Mittelstufenklassen.

© SZ vom 09.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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