Feueralarm im Einkaufszentrum:Erst kassieren, dann flüchten

Lesezeit: 1 min

Im Fürstenfeldbrucker City-Point in der Schöngeisinger Straße schreckt ein Feueralarm niemanden mehr auf.

Wolfgang Krause

Für die Angestellten im City-Point ist es inzwischen ebenso Routine wie für die Feuerwehrleute: Zum siebten Mal seit der Eröffnung vor zwei Jahren ist das Einkaufszentrum in der Fürstenfeldbrucker Innenstadt am Mittwoch evakuiert worden. Wie immer handelt es sich um einen Fehlalarm - diesmal hat nach Angaben des Brucker Feuerwehr-Sprechers Andreas Lohde ein Brandmelder in der eingehausten Anlieferzone angeschlagen, möglicherweise weil Staub in das Gerät gewirbelt wurde.

Von der Hektik, die der schrille Ton der Sirene anfangs in den Läden und Büros ausgelöst hat, ist am Mittwochmorgen nichts mehr zu spüren. Die Mitarbeiter des Lebensmittelmarktes AEZ im Erdgeschoss kassieren in aller Ruhe die Kunden ab, die schon an den Kassen stehen. Erst dann verlassen sie das Gebäude. Regina Jakobs hält in der Espressobar unmittelbar vor dem Eingang die Stellung. Es ist bereits ihr dritter Feueralarm, und sie hat von ihrer Chefin die Anweisung erhalten, erst dann zuzusperren, wenn sie Brandgeruch wahrnimmt. "Die Leute kommen alle raus, dann trinken sie halt bei mir einen Kaffee", sagt Jakobs.

Die Feuerwehrleute können sich so viel Gelassenheit nicht erlauben. "Das ist der Luxus und Fluch der Brandmeldeanlagen", erklärt Lohde, der auch Feuerwehrreferent des Stadtrats ist, "jeder Alarm muss wie ein tatsächlicher Brand behandelt werden, bis man unter dem Melder steht und sieht: Da ist nichts." Da helfe es auch nichts, wenn der Hausmeister telefonisch Entwarnung gebe. Also rücken auch diesmal wieder Einsatzkräfte aus Fürstenfeldbruck, Aich und Emmering in die Schöngeisinger Straße aus.

Lohde fürchtet angesichts der vielen Fehlalarme nicht nur, dass die Leute im Ernstfall falsch reagieren. Er diagnostiziert auch eine schwindende Akzeptanz bei den Arbeitgebern seiner Feuerwehrkameraden, wenn diese wieder und wieder umsonst ausrücken. Warum sich die Einsätze im City-Point derart häufen, kann der Feuerwehr-Sprecher nur vermuten: "Es ist ein Riesengebäude mit vielen unterschiedlichen Nutzungen und häufig wechselndem Personal", sagt er. Auch im Fürstenfeldbrucker Krankenhaus habe es nach Installierung der Brandmelder erst einmal häufig falschen Alarm gegeben. Lohde ist daher zuversichtlich, dass auch im City-Point die Fehlalarme abnehmen werden.

Das dürfte auch im Interesse des Hausbesitzers sein, der die Brandmeldeanlage betreibt. Der wird nämlich jedes Mal zur Kasse gebeten, wenn die Feuerwehr ausrückt. Für jedes Fahrzeug gebe es eine Kilometerpauschale, für jeden Mann und jede Frau einen Stundensatz, erzählt Lohde: "Da sind schnell 1000, 2000 Euro beisammen."

© SZ vom 17.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: