Fachkräfte:Eine einzige Spanierin

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Vor einem Jahr hat der Landkreis damit begonnen, in der Fürstenfeldbrucker Partnerstadt Almuñécar Fachkräfte anzuwerben. Die Erwartungen wurden enttäuscht. Nun gibt es mit verändertem Konzept einen zweiten Anlauf

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Lediglich eine spanische Fachkraft arbeitet seit einigen Monaten im Landkreis, eine zweite sucht noch Arbeit. Zwei Spanierinnen haben die Stadt wieder verlassen. Das ist die Bilanz der Fachkräfteinitiative des Landkreises in Kooperation mit der Fürstenfeldbrucker Partnerstadt Almuñécar. Damit hat das im vergangenen Jahr gestartete Projekt die hohen Erwartungen nicht erfüllt. Vor allem Sprachprobleme standen der Vermittlung von deutlich mehr Auszubildenden oder Fachkräften im Wege. Nun aber soll es einen zweiten Anlauf geben: Der ersten Reise einer mit Politikern und Unternehmenschefs besetzen Delegation Mitte November 2013 nach Almuñécar soll nun am 6. November eine weitere folgen. Diesmal geht es nicht in die Brucker Partnerstadt, sondern gleich in die andalusische Provinzhauptstadt Granada. Und aus der letztlich nicht sehr erfolgreichen ersten Mission ziehen die Veranstalter, allen voran Barbara Magg, die Wirtschaftsförderin des Landkreises, ihre Schlüsse.

2013 waren große Hoffnungen an das Projekt geknüpft worden, das der damalige Brucker OB Sepp Kellerer und seine Amtskollegin in Almuñécar, Trinidad Herrera Lorente, angestoßen hatten. Vertreten waren beispielsweise die Germeringer Firma Cewe, der BRK-Kreisverband, das Hotel Fürstenfelder, die Gärtnerei Würstle und die Metzgerinnung. An zwei Tagen waren etwa 800 Menschen ins örtliche Theater gekommen, um sich über Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten in Deutschland zu informieren. Kaum einer der Bewerber sprach allerdings Deutsch, in vielen Fällen entsprachen sie auch nicht den Anforderungen der einheimischen Firmen und konnten keine Zeugnisse vorweisen, die beispielsweise von Seniorenheimen oder Krankenhäusern anerkannt werden.

Engelbert Jais, Obermeister der Metzgerinnung, der im Landkreis drei Betriebe führt, nahm 39 konkrete Bewerbungen mit nach Hause. Ein Jahr später ist auch bei ihm Ernüchterung eingekehrt. Weder einen Auszubildenden noch eine Verkäuferin hat er gefunden. "Die fehlenden Sprachkenntnisse waren das Problem." Die Stadt Almuñécar habe entgegen vollmundiger Ankündigungen keine Sprachkurse angeboten. Doch Jais will nicht aufgeben: "Für mich ist das Projekt nicht gescheitert." Er hofft, dass eine Familie, die sich vor einem Jahr beworben hat und seit drei Monaten Deutsch lernt, nun doch noch kommt. Interesse hat auch die Friseurinnung angemeldet. Wohnen könnten Neuankömmlinge im Fliegerhorst. Dort hat die Luftwaffe zehn Stuben für spanische Projektteilnehmer reserviert.

Wirtschaftsförderin Barbara Magg (rechts) im November 2013 in Almuñécar. An zwei Tagen hatten sich dort 800 Arbeitssuchende eingefunden. (Foto: Stefan Salger)

In einer dieser Stuben wohnte drei Monate lang die Psychologin Anna Garcia aus Almuñécar, die in Fürstenfeld arbeiten sollte. Sie aber ist längst zurück in Spanien. Es fehlte am Deutsch, und in der Stadt ist zu hören, dass es auch am Willen zum Lernen und zur Integration fehlte. Anna Garcia hingegen fühlte sich allein gelassen, ihre Erwartungen wurden enttäuscht. Im Fliegerhorst sollen sich Soldatinnen beschwert haben, dass die Spanierin das Gemeinschaftsbad schon mal für eine Stunde komplett abgesperrt habe für die eigene Morgentoilette. Eine Pflegekraft, die das Rote Kreuz angeworben hatte, ist aus privaten Gründen weitergezogen nach Norddeutschland. Die bislang einzige erfolgreich vermittelte Spanierin, Nacividad Heredia-Roman, ist nahe Wetzlar aufgewachsen und hatte beim ersten Besuch der Delegation übersetzt. Sie arbeitet als Nachtportier im Hotel Fürstenfelder. Ihre ebenfalls Deutsch sprechende Cousine sucht zurzeit in Bruck eine Ausbildungsstelle.

Brucks OB Klaus Pleil unterstützt das auf die gesamte Provinz Granada ausgedehnte Projekt. Nun sollen Bewerber stärker vorausgewählt werden. Und es soll Kooperationen geben mit spanischen Partnern wie der Sprachenschule Inlingua, einer Hotel- und Gastronomieschule sowie der medizinischen Fakultät der Universität Granada. Unternehmer, die sich den acht Unternehmern und Wirtschaftsförderern jetzt oder später anschließen wollen, können sich melden bei Barbara Magg unter Barbara.Magg@lra-ffb.bayern.de oder Telefon 08141/519-248.

© SZ vom 22.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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