Expertise:Verkehrskonzept für den Münchner Westen

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Germering und Gröbenzell sollen in die Planung miteinbezogen werden

Von Ellen Draxel, Aubing/Gröbenzell

Aubing-Lochhausen-Langwied, der Stadtbezirk mit der gegenwärtig höchsten Wachstumsdynamik, bekommt sein eigenes Verkehrskonzept. Basierend auf 14 Anträgen und Empfehlungen aus dem Stadtrat sowie von Stadtteilgremien und Bürgern aus dem Münchner Westen, soll für 100 000 Euro erstmals eine Gesamtschau erarbeitet werden - inklusive der Ermittlung aller Stärken und Schwächen der Verkehrsinfrastruktur sowie der Handlungsnotwendigkeiten und Ziele. Eine Art "kleiner Verkehrsentwicklungsplan nur für diesen Stadtbezirk", wie Stadtplanerin Stefanie Wolf jetzt im Bezirksausschuss Aubing-Lochhausen-Langwied hervorhob. So etwas gab es bislang nicht.

Das städtische Planungsreferat erwägt insbesondere, an der Brunhamstraße in Aubing eine Bahnunterführung zu bauen. Bis vor Kurzem hatte die Behörde diese Möglichkeit, der Staufalle an der Kreuzung zur Bodenseestraße entgegenzuwirken, noch ausgeschlossen. Inzwischen haben sich laut Verkehrsplanerin Stefanie Wolf jedoch die Rahmenbedingungen geändert. Denn bei einem Gespräch mit Vertretern der Bahn habe die Stadt erfahren, dass sich die Schließzeiten der Bahnschranke auf Höhe des S-Bahn-Halts Neuaubing in einigen Jahren von rund 25 Minuten pro Stunde auf etwa 45 Minuten erhöhen könnten. Mit Fertigstellung der zweiten Stammstrecke biete sich der Bahn die Chance, mehr Züge über diese Route zu leiten. "45 Minuten, das ist jetzt einfach nicht mehr tragbar", findet nicht nur Wolf. "Deshalb wollen wir tatsächlich prüfen lassen, ob wir es schaffen, mit der Straße unter der Bahn durchzukommen."

Der Verkehr aus den beiden Neubaugebieten Gleisharfe und Dornier-Gelände, betont Verkehrsplanerin Wolf, sei nicht der Grund für die neue Marschrichtung. "Die Prognose geht von keiner wesentlichen Veränderung der Verkehrsmenge in der Brunhamstraße bis zum Jahr 2025 wegen der neuen Siedlungen aus." Man habe es geschafft, die Erschließung der Quartiere anderweitig zu regeln.

"Handlungsbedarf" sieht das Planungsreferat aber nicht nur in Neuaubing. Auch zwischen der Alto- und der Lochhausener Straße hält die Behörde eine Unterführung am S-Bahnhof für sinnvoll. Der Grund: der Knotenpunkt Lochhausener Straße/Sumpfmeisenweg kann zu den Stoßzeiten den Verkehrsandrang nicht mehr bewältigen. Geplant ist für dieses Projekt daher nun eine Machbarkeitsstudie.

Die Frage, wie die Verkehrsströme bei all den Neubauprojekten - nicht nur in Freiham - und nahezu einer Verdoppelung der Bevölkerung bis 2035 im Viertel künftig fließen sollen, beschäftigt Bürger, Politiker und die Verwaltung seit Langem. Das Planungsreferat hat bereits sehr umfangreiche Untersuchungen in Auftrag gegeben, etwa zur Erschließung Freihams, zur Optimierung des Sanierungsgebietes Neuaubing-Westkreuz, zur Verbesserung der Situation in Lochhausen, zum Anschluss an die Autobahnen und zur Anbindung Altaubings an Freiham.

Vorgesehen ist, außer dem Individualverkehr auch den Fuß- und Radverkehr und insbesondere den öffentlichen Nahverkehr detailliert unter die Lupe zu nehmen - und auch Nachbargemeinden wie Germering und Gröbenzell in die Planung miteinzubinden. Voraussichtlich im Oktober soll der Beschlussentwurf dazu dem Stadtrat vorgelegt werden. Ein Jahr veranschlagt die Verwaltung für die Bearbeitung des Gesamtverkehrskonzepts.

Aubings Lokalpolitiker halten - das haben sie jetzt in ihrer fraktionsübergreifenden Stellungnahme zum Systemvergleich U-Bahn/Tram auch noch einmal betont - die Verlängerung der U 5 bis nach Freiham für essenziell, sollte ein Verkehrskonzept für den Westen Erfolg haben. "Nur das Angebot einer leistungsstarken, schnellen U-Bahn in Kombination mit einem engmaschigen Busnetz wird von den Nutzern akzeptiert und ist in der Lage, die unglaubliche Zunahme der Verkehrsströme zumutbar zu bewältigen."

Die vorgelegte Untersuchung, die sich für die Tram ausspricht, arbeite hingegen mit veralteten, viel zu niedrigen Einwohnerzahlen und ignoriere außerdem die vielen Pendler aus dem Umland. Nicht erwähnt würden außerdem zahlreiche Nachteile einer Tram wie etwa der Lärm, den sie verursache, oder die Verkehrsfläche, die sie beanspruche. "Wir haben", resümierte CSU-Sprecher Jürgen Schrader, "ein leistungsfähiges Verkehrsmittel verdient, schließlich trägt der Stadtbezirk einen großen Teil der Wachstumsdynamik von München. Ansonsten fühlen wir uns als Bürger zweiter Klasse", betonte der CSU-Politiker.

© SZ vom 12.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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