Emmering:Wenn die Esche schlapp macht

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Die Gemeinde Emmering lässt im Naherholungsgebiet Hölzl an der Amper bis zu 30 Bäume fällen. Etliche von ihnen sind durch einen Pilz schwer geschädigt oder schon abgestorben. Es besteht die Gefahr, dass sie auf die öffentlichen Wege fallen

Von Erich C. Setzwein, Emmering

Es ist nur ein Pilz, doch es ist einer mit tödlicher Wirkung. Wenn Hymensocyphus pseudoalbidus, wie er im Botaniker-Latein heißt, über die Blätter und Stiele der Esche ins Holz eindringt, führt dies bald zum gefürchteten Absterben der Triebe. Die Folgen sind jedes Jahr seit 2008 aufs Neue an Eschen, zum Beispiel im Emmeringer Hölzl, zu beobachten. Ganze Äste sind nicht mehr belaubt, was den sterbenden Baum kennzeichnet. Wenn ein solcher Baum an einem öffentlich genutzten Weg steht, bleibt der Gemeinde nichts anderes übrig, als ihn zu entfernen.

"Wir sind hier nicht im Nutzwald, das ist wie eine Englischer Garten", sagt Petra Heber von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Fürstenfeldbruck. Deshalb müsse Emmering handeln, um nicht Menschen zu gefährden, die die Wege durch den Auwald nutzen.

Verkehrssicherungspflicht nennt sich die rechtliche Grundlage, auf der unter anderem Anita Ottmann vom Amt für Landwirtschafts, Ernährung und Forsten die Fällentscheidung trifft. Die Leiterin des Forstreviers, zu dem auch Emmering zählt, lässt aber nicht nur Bäume fällen, weil sie krank sind, sie entscheidet auch, welche forstliche Pflege sie dem Hölzl angedeihen lassen kann. Auch wenn das von Amperarmen durchzogene Naherholungsgebiet weitgehend sich selbst überlassen bleibt, so wird doch darauf geachtet, dass sich bestimmte Bäume besonders gut entwickeln können. Und dazu sei es notwendig, so Ottmann, den ein oder anderen Baum "freizustellen". Heißt nichts anderes, als dem Baum Licht und Luf zum Wachsen zu verschaffen, indem umstehende, das Wachstum behindernde Bäume umgesägt werden.

Denn außer dem Menschen hat der Forst im Emmeringer Hölzl keine wirklichen "natürlichen Feinde". Ab und zu legt ein Biber einen Baum um, selten verirrt sich ein Reh dorthin, um wesentliche Verbissschäden anrichten zu können. So können sich Eschen, Pappeln, Linden, Ulmen, Eichen, Buchen und Fichten an den Ufern und auf den Inseln ausbreiten. Naturverjüngung nennen die Forstfachleute das, und laut Anita Ottmann ist es genau das, was man sich im Auwald wünscht und was ihn ausmacht. Viele Bäume, die irgendwo umstürzen oder abgestorben in anderen Bäumen hängen, bleiben auch dort und bilden als totes Holz wiederum die Lebensgrundlage für viele Insekten, Moose und Pflanzen.

Bis zu 30 Bäume sollen im Februar gefällt. Darunter sind nach Angaben der Revierleiterin etliche kranke Eschen. Aufmerksamen Hölzl-Besuchern werden diese Bäume von den Wegen aus wegen der grünen Markierungen an den Stämmen auffallen. Das müssen nicht unbedingt dicke Stämme sein. "Gerade junge Eschen haben gegenüber den Pilzen, die das Eschentriebsterben verursachen, wenig Widerstandskraft", erklärt Ottmann.

Aus Sicht des Bundes Naturschutz sind die Fällungen notwendig. Kreisvorsitzende Eugenie Scherb sagte, dass diese Pflegemaßnahmen auch unter ihren Mitgliedern stark umstritten seien und viele ihre Haltung nicht verstünden. "Wir hatten deshalb auch schon Austritte aus dem Bund Naturschutz." Scherb weiß um die Bedeutung des Emmeringer Hölzls, hält die Pflegemaßnahmen für nachvollziehbar. Da sich Eschenholz als Brennholz verkaufen lässt, komme ein Teil des finanziellen Aufwands für die Fällaktion auch wieder herein, hofft Anita Ottmann. Die Arbeiten werden vom Maschinenring übernommen, nur bei einem angeknackste Baum, der von den Ästen eines anderen gehalten wird, müsse ein Baumpfleger beauftragt werden. "Da sind schon mal 1000 Euro fällig", so Ottmann.

Der immer dichter werdende Bewuchs der Bäume im Emmeringer Hölzl mit Efeu hat laut Revierleiterin Anita Ottmann mit der Klimaveränderung zu tun.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Wärme bekomme den Kletterpflanzen.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Welche Pflegemaßnahmen im Hölzl anstehen, das besprechen am Montagmorgen Behördenvertreter mit Emmeringer Bürgern.

Gefällt werden soll nach den Worten von Michael Froschmeier, Leiter des Emmeringer Bauhofes, "so bald wie möglich", wahrscheinlich aber würden die Arbeiten im Februar erfolgen. Er appelliert an die Bürger, sich außerhalb des Gefahrenbereichs aufzuhalten. Man werde vor jeder Fällung zwar großräumig absperren, müsse aber, wie die Erfahrung lehre, auch mit unvernünftigen Spaziergängern rechnen, die die Absperrungen überwinden oder Schleichwege benutzen würden.

Apropos Schleichwege: Auf den Trampelpfaden, auf denen auch Hundebesitzer gerne unterwegs sind, gilt nach Auskunft von Petra Heber die Verkehrssicherungspflicht der Gemeinde nicht. Folglich werde dort auch nichts gepflegt, und es bestehe die Gefahr, dass Totholz abbrechen oder Bäume umstürzen könne. Laut Anita Ottmann ist in den vergangenen Jahren kein Mensch im Hölzl zu Schaden gekommen: "Dafür pflegen wir ja."

© SZ vom 19.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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