Emmering:Rätselraten ums Gewerbegebiet

Lesezeit: 3 min

Für die Anwohner im Süden der Gemeinde ist der Lärm der vielen Autotransporter ein großes Ärgernis. Doch in den kommenden Jahren könnte sich das Gelände wandeln

Von Manfred amann, Emmering

Emmerings Hauptproblem ist seit Jahren der Schwerlastverkehr zum so genannten Regina-Werk südlich der Bahnlinie, zu dem werktäglich Dutzende beladene und entladene Autotransporter verkehren. Nun gibt es Anzeichen, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern könnte. Denn der Eigentümer des Geländes, die Gewerbe-Immobilien-Entwicklungs-GmbH, will das Areal "entwickeln". In welche Richtung die Pläne gehen könnten, ist noch völlig offen, aber es tut sich offensichtlich etwas.

Immer wieder klagen Anwohner der Estinger-, Roggensteiner- und insbesondere der Dr.-Rank-Straße über den Lärm, der tagsüber und in begrenztem Umfang auch nachts von den Transportern ausgeht. Weil seit Jahrzehnten, insbesondere nach dem tödlichen Unfall am Bahnübergang im Februar 2013, zwar darüber geredet wird, im Osten eine neue Zufahrt mit einer Bahnunterführung zu bauen, aus Sicht der Anwohner aber nichts passiere, werfen einige Betroffene dem Bürgermeister Michael Schanderl schon seit längerem Untätigkeit vor. Als unlängst bekannt geworden war, dass sich der Emmeringer Gemeinderat gegen die Planungen der Logistikfirma Egerland ausgesprochen hat, auf ihrem Pachtgelände weitere 250 Stellplätze anzulegen, das Landratsamt diese Entscheidung aber ersetzen will, ließ das die Anwohner aufhorchen.

Vor allem die Bewohner von Estinger-, Roggensteiner- und Dr.-Rank-Straße sind vom Lärm täglich vorbeifahrender Autotransporter betroffen. Immer wieder werfen sie dem Bürgermeister Untätigkeit vor. (Foto: Johannes Simon)

Eine Nachfrage bei der Kreisbaubehörde im Landratsamt ergab dann aber ein ganz anderes Bild. Es sollten gar keine neuen Plätze geschaffen werden, sondern es stand lediglich ein neuer Belegungsplan zur Beurteilung brandschutzrechtlicher Fragen zur Debatte. Von der SZ darauf angesprochen, räumte der Gemeindechef ein, dass die Sachlage "wohl unglücklich dargestellt" worden sei, so dass ein falscher Schluss habe gezogen werden können. Eine Richtigstellung seitens der Gemeinde erfolgte allerdings nicht. Einige der Anwohner argwöhnten daraufhin, Schanderl habe es darauf angelegt, der Öffentlichkeit vorzugaukeln, in Sachen Regina-Werk aktiv zu sein. Der Bürgermeister wies dies jedoch mit Entschiedenheit zurück. Es werde nichts verschleppt oder verzögert, erklärte der Gemeindechef.

Dass bei der Planung der neuen Zufahrt nichts vorangehe, habe zwei sehr gravierende Ursachen. Einerseits sei der Grundeigentümer zweier für die neue Zufahrt erforderlicher Grundstücke nicht bereit, diese zu einem "für die Gemeinde akzeptablen Preis" zu verkaufen. Andererseits seien auf dem ehemaligen Sommergelände Altlasten vorhanden, deren sehr teure Beseitigung erst geregelt werden müsse. Man könne da nichts übers Knie brechen, denn das Projekt werde rund 14 Millionen kosten und Emmering wäre mit wenigstens drei Millionen dabei.

Für Thomas Bösl, der in unmittelbarer Nähe zum Bahnübergang ein Gästehaus betreibt, sind dies nur Ausflüchte. Er wirft Schanderl zudem vor, mehr zu wissen als er sagt und die Anwohner im Unsicheren zu lassen. Erneute Unruhe verursachte vor einigen Wochen ein selbstständiger Gutachter, als dieser, eigenen Worten nach, Untersuchungen am Bahnübergang anstellte, "um zu sehen ob hier eine Bahnunterführung gebaut werden könne". Den Auftraggeber wollte der Ingenieur aus Kempten, Reiner Franke, nicht Preis geben, "nur so viel, die Bahn war es nicht". Überdies merkte er an, dass sich dort "bald etwas bewegen" werde. Auch Bürgermeister Schanderl wusste nicht, wer die Untersuchung in Auftrag gegeben haben könnte und die Firma GIEAG will den Auftrag ebenso nicht erteilt haben. "Mir ist diesbezüglich nichts bekannt", sagte Aufsichtsrat Alexander Pferschy, der das Gelände einst kaufte.

Auf den Hinweis, dass das Unternehmen laut einer Internet-Darstellung das Emmeringer Gelände bis 2020 entwickeln wolle, erläuterte Pferschy, dass die Verträge zur Nutzung für die Auto-Logistik 2018 auslaufen und aus jetziger Sicht auch nicht verlängert werden. Was danach geplant sei, dafür gebe es derzeit "nur Vorüberlegungen". Somit ist Spekulationen Tür und Tor geöffnet, denn man könnte laut Schanderl aus dem Gelände ein kleiner strukturiertes Gewerbegebiet, ein Mischgebiet und möglicherweise auch ein Wohngebiet machen.

Das Gelände wird derzeit für Automobil-Transportlogistik und Online-Autoverkäufe genutzt. Auf einer Fläche von etwa zwölf Hektar werden Neu-, Gebraucht- und Re-Importautos zwischengelagert und teilweise auch verkauft. Außerdem hat Egerland an Firmen unterverpachtet, die Autos für den Weitertransport oder für den Verkauf aufbereiten (Grundreinigung, Dellen- und Lackservice, Reifendienst oder Überzug von Schutzhüllen). Wie viele Autos dort durchschnittlich stehen, darüber geben regelmäßig in den Medien geschaltete Anzeigen Aufschluss, in denen die Firma Autowelt-Simon, ein weiterer Untermieter von Egerland, damit wirbt, auf dem ehemaligen Hebel-/Sommergelände mehr als 2000 Fahrzeuge sofort verfügbar zu haben. Einzelheiten zur gesamten Unternehmensstruktur Egerland in Emmering waren trotz mehrerer Anfragen nicht zu erfahren.

© SZ vom 17.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: