Emmering:Einzug der Flüchtlinge verzögert sich

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In einer ehemaligen Künstler-Villa in Emmering sollten von September an Asylbewerber untergebracht werden. Doch der notwendige Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes verläuft schleppend. Der Eigentümer macht dafür das Landratsamt verantwortlich

Von Manfred Amann, Emmering

Vor etwa einem Jahr ist bekannt geworden, dass in der unter Denkmalschutz stehenden Petersen-Villa in Emmering Asylsuchende untergebracht werden sollen. Es seien noch einige Umbauten erforderlich, vor allem um Brandschutzauflagen zu erfüllen, damit etwa 45 Flüchtlinge dort unterkommen könnten, hatte es damals geheißen, und es war von einem Einzug in diesem September die Rede. Davon ist man aber noch weit entfernt, offensichtlich weil der Umbau nicht vorankommt. Woran oder an wem es liegt, dass sich die Vorbereitung der Unterkunft verzögert, dazu gibt es unterschiedliche Sichtweisen. Aufmerksamen Bürgern ist aufgefallen, dass vor der Villa, in der einst der Marine-Maler Petersen lebte, nur selten Handwerker-Fahrzeuge abgestellt sind und keine Bautätigkeit zu beobachten ist. Bei entsprechenden Nachfragen bei der Gemeinde Emmering habe man laut Verwaltungsleiter Markus Pree stets darauf verweisen können, dass der Gemeinderat alle bislang eingereichten Umbaupläne abgesegnet habe. "Uns ist nur bekannt, dass statt Familien nun sogenannte unbegleitete Jugendliche dort untergebracht werden sollen", so Pree zur SZ, die endgültige Entscheidung sei offensichtlich noch nicht gefallen.

Dies beklagt auch der Eigentümer der Villa. Patric Wolf "würde gerne zielgerichtet umbauen, wenn ich nur wüsste was und wie". Der Hausbesitzer führt an, dass seit 13. Mai die Verantwortlichen vom Landratsamt und von der Jugendhilfe die Antwort schuldig geblieben seien, ob nun Familien unterkommen sollen, wie ursprünglich vorgesehen gewesen sei, oder unbegleitete Jugendliche. Je nach Nutzung müssten Räume unterschiedlich ausgebaut und eingerichtet werden. Da die räumlichen Anforderungen für Jugendliche andere seien als für Erwachsene und zusätzlich der Raumbedarf für Betreuer berücksichtigt werden müsse, brauche er klare Vorgaben, sagt Wolf. Während für die Unterbringung von Familien in der Regel Großküchen vorgesehen seien, müssten für Jugendgruppen mehrere kleinere eingebaut werden, nennt der Besitzer "eines von vielen Beispielen".

Dies habe Auswirkungen auf die Verlegung von Stromkabeln, Luftabzügen und sogar auf das Anbringen von Brandmeldern. Er werde den Eindruck nicht los, dass sich die Zuständigen im Landratsamt, beim Denkmalschutz und von der Jugendhilfe nicht einigen könnten, wer tatsächlich in seine Villa einziehen solle, glaubt Wolf, der selbst in München in der Asylhilfe engagiert ist. Man bräuchte eine Art "Task Force", eine Koordinationsstelle, die die unterschiedlichen Behördeninteressen sammelt und dann zügig eine Entscheidung herbeiführt, schlägt er vor.

Der Eigentümer räumt aber auch ein, bislang hauptsächlich solche Umbauarbeiten vorgenommen zu haben, die er selbst bewältigen kann. Angesichts der hohen Auslastung bei den Handwerksbetrieben sei es nämlich gar nicht so einfach, Fachleute zu finden, die "vergleichsweise relativ kleine Aufträge" wie den Umbau von Zimmern in der Villa annehmen.

Kreisbaumeisterin Reinlinde Leitz teilt die Aussagen des Eigentümers allerdings nur insofern, als es tatsächlich noch keine endgültige Entscheidung über die Unterbringung gebe. Es werde noch darüber verhandelt, ob zum Beispiel der große Saal im Haus geteilt werden soll, um mehr Räume zu bekommen, so Leitz. Dabei gehe es in erster Linie darum, Forderungen der Jugendhilfe zu erfüllen. Und man wolle auch erreichen, dass Umbauten möglichst so ausfallen, dass Denkmalamt und Eigentümer gleichsam damit leben können. Nicht akzeptieren will Leitz Wolfs Darstellung, er könne nicht zügig umbauen, weil ihm Vorgaben fehlten. Alle Brandschutzmaßnahmen wie zum Beispiel der Einbau einer Treppe für einen zweiten Fluchtweg müssten auf jeden Fall vorgenommen werden, "ganz egal wer einzieht". Wenn Wolf diese Arbeiten erledigen würde, dann wäre alles andere, was angeblich von der Entscheidung Familien oder Jugendliche abhänge, sehr schnell nachzuziehen. Mit einem Einzug von Flüchtlingen in die Petersen-Villa rechnet Leitz in diesem Jahr nicht mehr.

© SZ vom 26.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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