Emmering:Amperwasser fließt ungenutzt weiter

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Gemeinderat Emmering lehnt mehrheitlich das Projekt eines Kraftwerks ab. Hauptargument ist der Naturschutz

Von Manfred Amann, Emmering

Die Idee, nördlich des Feuerwehrgebäudes mit der Kraft des Amperwassers Strom zu erzeugen, hat im Gemeinderat von Emmering kaum Anhänger. Nach erneuter Beratung haben lediglich Bürgermeister Michael Schanderl und Florian Oberpaul (beide FW) dafür votiert, die Planung für den Bau einer sogenannten Wasserkraftschnecke anzugehen, die als besonders naturverträglich gilt. 15 Ratsmitglieder lehnten dies mit einer Vielzahl von Begründungen ab.

Als Hauptargumente wurden der massive Eingriff in die Natur sowie die Verschandelung der Landschaft durch einen Kraftwerksbau und durch die notwendige Verbauung des Flusses vorgebracht. "Wasserkraft ja, aber nicht an dieser idyllischen Stelle": Mit diesem Fazit brachte Manfred Haberer (CSU) die vorherrschende Einstellung auf den Punkt. Ferner wurden Befürchtungen laut, dass der Eingriff in den Wasserlauf Auswirkungen auf die Wasserstände der Amperarme im Emmeringer Hölzl haben und es bei Hochwasser zu unerwarteten Überschwemmungen kommen könnte.

Urban Kiener (FW) sorgte sich zudem, dass ein Wasserkraftwerk später Erweiterungen am Feuerwehrgebäude verhindern könnten. Die Initiative, östlich der Fußgänger- und Radfahrerbrücke eine Wasserkraftschnecke zu errichten und damit Strom für etwa 300 Haushalte zu erzeugen, war vom Landschaftsarchitekten Martin Lohde aus Fürstenfeldbruck ausgegangen. Schon 2012 hatte er angeregt, an der Stelle, an der die Amper ohnehin ein großes Gefälle hat, ein umweltverträgliches Kleinkraftwerk mit neuester Technik zu errichten. Schon damals hatte eine deutliche Ratsmehrheit das Projekt abgelehnt, für das Lohde vom Wasserbauingenieur Paul Müller bereits eine Vorstudie hatte erarbeiten lassen, die auf eine Machbarkeit schließen ließ und die zu dem Schluss gekommen war, dass sich das Projekt lohnen könnte.

Drei Jahre nach der Ablehnung hoffte Schanderl nun, dass sich die Einstellung angesichts der Diskussion über den Klimawandel geändert haben könnte, was aber mitnichten der Fall ist, obwohl sich einige Ratsmitglieder auf Einladung von Lohde zuvor in München über die ökologische und fischfreundliche Stromerzeugung mit der Schneckentechnik informiert hatten. Edmund Oswald warf dem Bürgermeister sogar vor, den Beschluss von 2012 ohne Not zu missachten. "Seit der Ablehnung vor drei Jahren habe sich die Situation nicht geändert, also gebe es auch keinen Grund, neu zu diskutieren", befand der CSU-Sprecher. Da Lohde wiederholt darauf pochte, dass Emmering die Chance nutzen sollte, mit Strom aus Wasserkraft einen Beitrag zur Energiewende im Landkreis zu leisten, stellte Beatrix Obst (FW) mit Bestimmtheit fest, dass sich der Gemeinderat eigentlich nur deswegen mit der Thematik befasse, weil für die Gemeinde rechnerisch eine Rendite von sieben Prozent in Aussicht gestellt worden sei. Als Müller mit dem Hinweis "Global denken, lokal handeln" zu motivieren versuchte, reagierte Obst mit dem Hinweis, dass man sich mit solchen Sprüchen kein schlechtes Gewissen machen und auch nicht erpressen lasse. Auch Lohdes Vergleich, dass man auf einer Fläche von etwa 60 Hektar Mais anbauen müsste, um in einer Biogasanlage ebenso viel Strom zu erzeugen wie mit der angedachten Wasserkraftschnecke, verfehlte seine Wirkung.

Der Studie nach sollte der vorhandene Wasserstau von etwa 1,40 Meter, der von einer alten Sohlrampe ausgeht, um etwa 90 Zentimeter höher werden, um eine optimale Fallhöhe von 2,20 Meter zu erreichen. Dazu müsste eine etwa 25 Meter lange Mauer am nördlichen Ufer und in den Fluss gebaut werden, um auch einen optimalen Wasserlauf zu erreichen. Da diese Mauer von der Brücke und vom Ufer aus teilweise einzusehen sein würde, sprach Thomas Bauer (FDP) von einem "eklatanten Störgefühl."

Am meisten störten sich die Ratsmitglieder an den Ausmaßen der Einhausung für den Generator und für die Wasserkraftschnecke, die selbst schon einen Durchmesser von bis zu vier Meter aufweist.

© SZ vom 07.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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