Einreise mit gefälschtem Pass:Flüchtling in Abschiebehaft

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26-jähriger Afghane muss nach acht Jahren zurück

Von Ekaterina Kel, Fürstenfeldbruck/Germering

Ein 26-jähriger Flüchtling aus Afghanistan, der in der Germeringer Flüchtlingsunterkunft gelebt hat, sitzt seit Mittwoch in Abschiebehaft in Eichstätt. Dies bestätigte Johann Steigmayer, der als Richter am Amtsgericht Fürstenfeldbruck vergangenen Mittwoch den Haftbefehl erlassen hat. Die Regierung von Oberbayern habe den Antrag auf Verhaftung bereits im Mai dieses Jahres gestellt, so Steigmayer. Nach der richterlichen Entscheidung am Mittwoch sei der Betroffene noch am selben Tag in die Abschiebe-Einrichtung nach Eichstätt gebracht worden.

Laut dem Richter ist der betroffene Flüchtling 2009 mit gefälschtem estnischen Reisepass nach Deutschland eingereist. Sein Antrag auf Asyl sei im Herbst 2010 abgelehnt worden, seitdem gelte der Afghane als ausreisepflichtig. Die Asylsozialberaterin des Caritas-Zentrums, Beatrix von Bothmer, die für die Germeringer Flüchtlingsunterkunft am Starnberger Weg zuständig ist, erzählt, dass der Afghane mehrfach aufgefordert worden sei, einen afghanischen Pass vorzulegen. "Das ist nie geschehen", zitiert Steigmayer aus dem 30-seitigen Haftbefehl. Nach Ablauf der Ausreisefrist, Klagen vor dem Verwaltungsgericht, Zwangsvorführungen beim Generalkonsulat und anderen juristischen Auseinandersetzungen habe Steigmayer am Mittwoch die Inhaftierung beschlossen. Es bestehe akute Fluchtgefahr, so der Richter. Am Montag habe der Betroffene aus Germering die Sozialberaterin von Bothmer aus der Haftanstalt in Eichstätt angerufen. "Er hat große Angst und weiß nicht, was er tun soll", erzählt sie. Seine Familie sei schon vor Jahren aus Afghanistan geflohen, er habe kein Geld und keine Anlaufstelle in Kabul. "Keiner kann ihm jetzt mehr helfen", klagt von Bothmer.

Die Festnahme des Flüchtlings sei "auf Umwegen" erfolgt, sagt von Bothmer. Der Betroffene sei schriftlich aufgefordert worden, zu einem Termin ins Ausländeramt in Fürstenfeldbruck zu kommen. "Es ging um seine Leistungen." Doch er sei von dem Termin nicht wieder zurückgekehrt. Am nächsten Tag hätten seine Freunde aus der Unterkunft von Bothmer alarmiert. Ihren Informationen zufolge soll der Afghane am Dienstag nach Kabul abgeschoben werden. Dies bestätigte auch seine Rechtsanwältin, die nicht namentlich genannt werden möchte. Darüber, von welchem Flughafen die Maschine abheben soll, konnte sie jedoch keine Auskunft geben. Die Menschenrechtsorganisation Bayerischer Flüchtlingsrat macht allerdings auf ihrer Internetseite auf eine geplante Sammelabschiebung am Dienstagabend vom Flughafen Leipzig/Halle aufmerksam. Laut Stephan Dünnwald vom Bayerischen Flüchtlingsrat wird der junge Afghane aus der Germeringer Unterkunft höchstwahrscheinlich in diesem Flugzeug sitzen.

"Blöd ist, dass er sich nicht mehr verabschieden konnte", sagt von Bothmer. Bis zuletzt habe der Afghane darauf gehofft, dass er in Deutschland bleiben könne. Nun hätten auch seine Freunde in der Unterkunft Angst vor einer möglichen Abschiebung. Laut der Sprecherin des Landratsamts gibt es derzeit noch fünf andere vergleichbare Fälle im Landkreis, jedoch seien derzeit keine Abschiebungen vom Landratsamt geplant.

© SZ vom 24.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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