Die Zeit der Einzelpfarreien im Landkreis, also dass eine Gemeinde wie Gröbenzell einen eigenen Pfarrer hat, wird bald vorbei sein. Darauf weist am Mittwoch Pfarrer Josef Heiß im Pfarrheim von Aufkirchen hin. Die Zeit, in der der katholische Seelsorger Heiß nur eine Pfarrei betreute, ist schon lange vorbei. Auch einen aus mehreren Pfarreien bestehenden Pfarrverband leitet Heiß schon lange. Seit zwei Jahren managt er bereits die nächste Stufe dieser Entwicklung: die Zusammenlegung mehrerer Pfarrverbände zu einer noch größeren Einheit. Am 20. September kann der Geistliche die Fürchte dieser Vorbereitungen ernten, wie er sagt.
Dann erfolgt die Gründung des Pfarrverbands Glonnauer Land, in dem die beiden Pfarrverbände Aufkirchen/Egenhofen und Günzlhofen/Hattenhofen mit genau 4242 Katholiken aufgehen. Sechs Pfarreien mit sieben Kirchen, in denen regelmäßig Gottesdienste stattfinden, bilden die neue Einheit. Die Herausforderung besteht nicht in der Zahl der Katholiken oder in der Zahl der Gottesdienste, die eher zu- statt abnimmt. Die größte Herausforderung besteht in der riesigen Fläche des neuen Verbands, der von Wenigmünchen bis Hattenhofen reicht und fast den gesamten Nordwesten des Landkreises umfasst. Das fordert von den Gläubigen und Gottesdienstbesuchern eine hohe Mobilität, da an jedem Wochenende im Wechsel jeweils an den sieben Orten vier Gottesdienste angeboten werden. Ältere Menschen, also die treuesten Kirchgänger, sind oft nicht mehr mobil und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist angesichts der laut Heiß "katastrophalen öffentlichen Verkehrsanbindung" auch nicht möglich. Der Geistliche teilt sich mit dem indische Pater Antoo Akkarapattiekka die Seelsorgeaufgaben, unterstützt wird er von Gemeindereferentin Marion Fritsch, muss trotzdem die Mobilität konsequent einfordern. Er erlebt, dass es bei Beerdigungen möglich ist, in einen anderen Ort zu fahren, während das vielen bei der Sonntagsmesse schwer fällt. Da eine zentrale Kirche für eine größere Besucherzahl fehlt, wird der Gründungsakt unter freiem Himmel in Spielberg zelebriert. Der Pfarrverband Glonnauer Land umfasst die Pfarreien Aufkirchen (1190 Katholiken), Egenhofen (594), Günzlhofen (1167), Hattenhofen (915), Oberweikertshofen (183) und Wenigmünchen (193).
Die einzelnen Pfarreien bleiben zwar samt Kirchenstiftungen bestehen, aber der Verlust an Eigenständigkeit geht mit einem Identitätsverlust einher. Wer zum Gottesdienst regelmäßig in andere Orte fahren muss, hat auch nicht mehr die frühere feste Bindung zur Gemeinschaft seiner Kirchengemeinde. Heiß bezeichnet es als traurig, dass die katholische Kirche nicht aus den Erfahrungen der politischen Gemeindegebietsreform lernte. Um den Verlust der Identität etwas entgegenzusetzen, bleiben mehrere der Pfarrbüros erhalten. Eines können Pfarrer Heiß und Pater Akkarapattiekka nicht ändern. Mit der Größe des Pfarrverbands reduziert sich die Möglichkeit, den Kontakt mit der Bevölkerung zu erhalten. "Zwanglose Gespräche nach dem Gottesdienst sind fast nicht mehr drinnen", sagt Heiß. Stattdessen trifft man sich nun zu den Kasualien, also bei Tauf- oder Trauergesprächen oder der Kommunion- oder Firmvorbereitung. Für Gemeindereferentin Marion Fritsch ist Kirche mehr als den Gottesdienste zu feiern. Kirche ist die Gemeinschaft, sind die Ehrenamtlichen. Hier bieten sich neue Chancen, beispielsweise die, aus einem großen Pool schöpfen zu können. Das gilt als große Bereicherung, was viele noch lernen müssten. Mit der Größe eines Pfarrverbands wächst auch die Belastung der Priester, von denen viele ein Burnout-Problem haben.