Egenhofen:Einheimische bevorzugt

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In Egenhofen setzt man auf die Bedürfnisse der Einheimischen. Auch Gewerbegebiete werden nach Bedarf ausgewiesen. Nur über die Ansiedlung eines großen Nahversorgers denkt der Bürgermeister nach - zum Ärger des einzigen Lebensmittelhändlers

Von Florian J. Haamann, Egenhofen

Im Herbst möchte der Egenhofener Bürgermeister Josef Nefele (Bürgervereinigung Gesamtgemeinde Egenhofen) mit dem Gemeinderat diskutieren, ob man der Westallianz betritt. Der Zusammenschluss aus sechs Gemeinden, unter anderem Maisach, Odelzhausen und Karlsfeld, versteht sich als Wirtschaftsraum, der gemeinsame Interessen vertritt. Ein Wunsch Nefeles, den er mit Hilfe der Allianz umsetzen will, ist eine Straße zwischen Egenhofen und Odelzhausen - was landkreisübergreifend einfacher durchzusetzen sei als alleine kleine Gemeinde. Immer mehr Schüler gehen laut Nefele in Odelzhausen auf die Realschule, zudem ist man mit dem Bus von dort schneller in Pasing, als es derzeit möglich ist. "Wenn die Konditionen stimmen, denke ich schon, dass es mit dem Beitritt klappt", sagt Nefele.

Egenhofen besteht aus 25 Ortsteilen und Weilern und hat aktuell etwa 3400 Einwohner. Eine Zahl, an der Nefele auch gar nicht all zu viel ändern möchte. 0,5 bis ein Prozent Wachstum sei ein guter Wert. "Ich will keine großen Wohnviertel ausweisen, in die dann nur Auswärtige ziehen, die dann eigene Viertel bilden. Ich will, dass sich die Leute in die Gemeinde und das Leben hier integrieren." Deswegen weise man immer nur kleine Wohngebiete aus, ganz nach Bedarf. Aktuell etwa zwölf Häuser in Egenhofen, einige Bauplätze in Unterschweinbach, die bereits zu 99 Prozent bebaut sind, wie Nefele sagt, und fünf Grundstücke in Aufkirchen. Klares Ziel ist dabei die Vergabe an Einheimische. "Wir könnten hier auch 100 Grundstücke ausschreiben und würden sie ohne Probleme los bekommen, dafür müssten wir nicht mal Werbung machen", so Nefele.

Veränderungen im Flächennutzungsplan von 1984 werden maßstabsgetreu auf Papier gezeichnet und auf den bestehenden Plan aufgeklebt. (Foto: Günther Reger)

Mit dem Wunsch nach moderatem Wachstum steht der Bürgermeister nicht alleine da. Johann Göttler, der seit dieser Legislaturperiode für die Wählergruppe Egenhofen im Gemeinderat sitzt, betont: "Wir sollten zuerst den Leuten, die hier wohnen, eine Möglichkeit bieten." Und auch Bettina Zacherl von der Bürgervereinigung Aufkirchen spricht sich für kleine Baugebiete aus. "Wir sind in den letzten Jahren gut unterwegs. Vor allem, weil wir auch im Bereich der Kinderbetreuung rechtzeitig reagiert haben." Derzeit entsteht etwa in Egenhofen ein Kinderhaus und auch die Schulen hätten noch Kapazitäten, sagt Nefele.

Auch mit Blick aufs Gewerbe möchte der Bürgermeister keine großen Schritte machen. Aktuell seien sieben Parzellen in Unterschweinbach ausgeschrieben, von denen fünf bereits verkauft sind. "Gewerbeparks mit gigantischen Hallen, wie etwa in Olching oder Bergkirchen wollen wir nicht." Worüber er aber nachdenkt, das ist die Ansiedlung eines Volldiscounters im Ort. Anfragen gebe es, "nun müssen wir überlegen, wo und was wir machen." Die Bürger forderten immer wieder einen Nahversorger. "Es gibt zwar einen kleinen Lebensmittelladen, aber die Leute wollen durch die Regale gehen und alles einkaufen können, was sie wollen."

Aufkirchen gehört zu den größeren der 25 Ortsteile von Egenhofen. (Foto: Günther Reger)

Unverständnis gegenüber diesen Überlegungen äußert Johann Pentenrieder. Er betreibt den einzigen Lebensmittelladen der Gemeinde in Unterschweinbach. Sein Geschäft "Seil" biete den Egenhofenern seit 1902 oder 1903 ihre Grundversorgung. "Mit solchen Ideen will die Politik die kleinen Geschäfte umbringen. Aber ich glaube nicht, dass überhaupt ein Discounter hierher kommen will. Der Bürgermeister hat es ja vor ein paar Jahren schon einmal erfolglos versucht." Trotz der zahlreichen Vollsortimenter in den umliegenden Gemeinden, hat sich Pentenrieder in seiner Nische eingerichtet. "Wir leben davon, dass die Leute bei uns das kaufen, was sie im Supermarkt vergessen haben. Und von den älteren Menschen, die nicht mehr so mobil sind." Pentenrieder wäre froh, wenn die Politik die verbliebenen kleinen Läden unterstützen würde. "Warum beispielsweise kauft die Gemeinde nicht ihren Bedarf bei uns? Die kommen nur hierher, wenn sie mal ein Geschenk brauchen oder in der Schule eine Flasche Putzmittel fehlt." Ein anderes Bespiel dafür, wie den Kleinen das Leben unnötig schwer gemacht werde, ist für ihn der des Egenhofener Metzgers: "Der hat lange den Kindergarten versorgt. Dann kam ein Anbieter aus der Region Augsburg, der ein paar Cent billiger war. Jetzt beliefert er den Kindergarten." Aufgeben will Pentenrieder trotzdem nicht - investieren allerdings auch nicht. "Solange es aussieht, als wolle uns die Gemeinde an die Wand drücken, macht das keinen Sinn."

© SZ vom 08.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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