Demonstration:Pfeifen und Trommeln gegen die AfD

Demonstration

Plakativer Protest gegen die AfD vor dem Wirtshaus Auf der Lände (2. von links: Jörn Weichold vom Linken-Vorstand, 4. von links: Margot Simoneit).

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Kundgebung des Bündnisses "Fürstenfeldbruck ist bunt - nicht braun" am Montagabend vor einem Brucker Gasthaus verläuft friedlich. Im Saal warnt der Referent vor der ungerechten Alimentierung der "Asylindustrie"

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Eine Kundgebung des Bündnisses "Fürstenfeldbruck ist bunt - nicht braun" am Montagabend ist friedlich verlaufen. An die 50 Demonstranten protestierten mit Fahnen, Trommeln und Trillerpfeifen gegen den Stammtisch der Alternative für Deutschland (AfD) im Gasthaus auf der Lände.

Fünf Polizeibeamte, darunter die beiden Brucker Inspektionsleiter sowie zwei Beamte in Zivil, sicherten die Veranstaltung ab. Hinweise auf Probleme habe es aber nicht gegeben, so der stellvertretende Polizeichef Michael Fischer. Während sich draußen die Demonstranten lautstark für die Aufnahme von Flüchtlingen stark machten, blieben die Besucher unbehelligt. Unter sie gemischt hatten sich auch mehrere aktuelle oder frühere BBV-Stadträte wie Hermine Kusch, Klaus Quinten, Florian Weber und Klaus Zieglmeier. Sie wollten sich einmal selbst ein Bild von den politischen Forderungen der AfD machen.

Einen Eindruck davon, wie diese aussehen, vermittelte Referent Hans-Jörg Müller, der Bundesvorsitzende des AfD-Mittelstandsforums, der aus Frankfurt angereist war. Müller zufolge tragen die unteren Lohngruppen ebenso wie die mittelständische Unternehmen die steuerliche Hauptlast. Die Zahl dieser "Leistungserbringer" nehme aber ab, während die der "Leistungsempfänger" zunehme. Der Staat stürze sich nun auf beide Gruppen und schaue, "welche Kuh noch Milch gibt". Vor diesem Hintergrund ist es Müller zufolge ein verhängnisvoller Trend, dass "die Asylindustrie", zu der Organisationen wie Caritas oder die Kirchen zählen, viel Geld für die Betreuung von Flüchtlingen abschöpfen. Einem Hartz-IV-Empfänger, rechnet der Volkswirt vor, blieben 143 Euro pro Monat fürs Essen, während für einen Flüchtling 330 bis 480 Euro an die Träger ausbezahlt würden. Müllers Rezept: Sozialhilfe nur noch für deutsche Staatsangehörige und für legal hier Lebende, also durchaus auch für anerkannte Asylbewerber. Werde das verwirklicht, dann sei "die Flüchtlingswelle ganz schnell weg".

Für Linda Amon, die AfD-Vorsitzende des Kreisverbandes Fürstenfeldbruck-Dachau, bewegen solche Themen, wie sie an diesem Abend unter dem Titel "Unkontrollierte Einwanderung ist der Untergang des Mittelstandes" erörtert wurden, die AfD-Anhänger viel mehr als die Kommunalpolitik. Die Zahl der Mitglieder gibt sie mit etwa hundert Personen an. Unter ihnen sind der oberbayerische AfD-Bezirksvorsitzende Florian Jäger und Dirk Driesang, der dem Bundesvorstand angehört.

Angesprochen auf die Kundgebung vor dem Wirtshaus, zuckt Linda Amon nur mit der Schulter. Zu verbalen Attacken oder gar Handgreiflichkeiten sei es nicht ge- kommen, in dieser Beziehung sei Fürstenfeldbruck nicht so schlimm wie manche andere Orte. Margot Simoneit, Kreisvorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft und Mitorganisatorin der Kundgebung, steht um kurz vor 19 Uhr vor dem Transparent mit der Aufschrift "Refugees welcome" und bestätigt den friedlichen Ansatz. Ins Gespräch gekommen sei man mit den AfD-Anhängern aber auch nicht. Neben ihr steht Jörn Weichold, Vorstandsmitglied des Linken-Kreisverbands Amper. Den AfD-Sympathisanten bescheinigt er "eine unbestimmte Angst vor Neuem", den Führungskräften wirft er Stimmungsmache vor.

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