Chormusik:Ökumenisch vereint

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Ambitioniertes Kirchenkonzert mit den katholischen und evangelischen Chören aus Fürstenfeldbruck in der Klosterkirche mit Werken von Gounod und Dvořák

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Jeder Interessierte weiß, wie schwer sich die Ökumene zumindest auf der Ebene der Glaubenslehre oft tut. Initiativen vor Ort sind da in vielen Fällen ein positives Beispiel, wie in einzelnen Gemeinden das Verbindende vor das Trennende gestellt werden kann. Der Regionale Ökumenische Kirchentag, der 2015 in Fürstenfeldbruck stattfand, hat dazu eine Reihe an Beispielen gegeben. Das vielleicht eindringlichste Exempel ist die Zusammenarbeit von katholischen und evangelischen Christen in der Kreisstadt auf dem Gebiet der Kirchenmusik: Eine ökumenisch überzeugende Premiere der Kooperation zwischen den Kirchenchören der katholischen Pfarreien von Sankt Magdalena und Sankt Bernhard sowie der evangelischen Gemeinde der Erlöserkirche fand mit der Aufführung von Haydns "Schöpfung" im Juli 2015 im Kloster statt.

Die Brucker Kirchenchöre. (Foto: Günther Reger)

An diesem Sonntag folgte eine Art Fortsetzung an gleicher Stelle, die als Weiterentwicklung zusätzlich auch den Chor der evangelischen Gnadenkirche einbezog. Dekan Albert Bauernfeind, der als Hausherr der Klosterkirche ein Grußwort sprach, rühmte die "hochbedeutende" Zusammenarbeit, sein evangelischer Kollege, Dekan Stefan Reimers bedankte sich für den einzigartigen Raum für die Aufführung. Der aus etwa einhundert Sängern bestehende "Ökumenische Oratorienchor" brachte die "Cäcilienmesse" von Charles Gounod und danach das "Te Deum" von Antonín Dvořák zur Aufführung. Außerdem waren, wie schon 2015, das Kammerorchester Dieter Sauer sowie die Solisten Talia Or (Sopran), Gustavo Martín Sánchez (Tenor) und Markus Hauser (Bass) zu hören. Die Gesamtleitung hatte Christoph Hauser.

Christoph Hauser dirigiert das Konzert. (Foto: Günther Reger)

Gounods "Messe solennelle en L'honneur de Sainte-Cécile" ist ein typisches Werk des 19. Jahrhunderts, setzt aber im Gegensatz zu vielen anderen Kompositionen dieser Zeit auf einen sehr liedhaften Gestus und weniger auf Komplexität. Durch den oft homophonen Satz spielt die Textverständlichkeit eine ganz zentrale Rolle. Das Kyrie unterstrich durch den weichen Klang in Orchester und Chor zu Beginn den bittenden Ausdruck gut. Mit Einsatz der Solisten wurde deutlich, dass zwischen diesen und dem Chor ein klanglicher Unterschied hörbar wurde, der die beiden Parte im Sinn einer Ergänzung schön voneinander trennte: Während der Chor homogene und miteinander verschmelzende Linien formte, setzten die Solisten auf klangliche Individualität, die vom leichten Vibrato der Sopranistin überhöht wurde. Vor diesem Hintergrund gelangen die mehrfachen Wechsel beider Gruppen im "Et incarnatus" des Credo überzeugend.

Solistin Talia Or. (Foto: Günther Reger)

Im romantisch sehr reich besetzten Orchester war die Klangbalance eindeutig in Richtung der Bläser verschoben, weil die Zahl der Streicher im Vergleich zu den Bläsern relativ klein war. An Stellen, an denen nur die Streicher den Chor unterstützten, stellte sich ein gutes Gleichgewicht ein. Die plakative Wirkung, die im Credo von vielen Stellen ausging, war in hohem Maß den strahlenden Blechbläsern zuzuschreiben, die durch den Dirigenten zu Höchstleistungen angespornt wurden. Allerdings geriet der Chor trotz seiner Größe immer wieder zur Klangfarbe, die den Gesamteindruck verstärkte, aber keine tragende Rolle mehr hatte. Ein steuerndes Eingreifen wäre auch an einigen Stellen notwendig gewesen, an denen ein Vokalsolist von einem Bläsersolisten sekundiert wurde.

Dvořáks "Te Deum" aus dem Jahr 1892 hat keine so hohe Popularität wie manch anderes geistliches Werk des Komponisten. Das mag daran liegen, dass viele Stellen harmonisch heikel und rhythmisch komplex sind. Die Problematik, dass der Orchesterklang zu laut geriet, blieb auch hier bestehen, so dass man den schönen, runden Chorklang erst am Ende des ersten Chorsatzes im Pianissimo erleben konnte - weil das Orchester hier schwieg. Der dritte Chor lebte zunächst von Flexibilität und Lebendigkeit in der Deklamation, geriet aber dann auf schwankendem harmonischen Grund etwas schwammig.

Daraus, dass viele sich im Hinblick auf die gemeinsame Sache eingebracht haben, ist Großes entstanden: Neben den Sängern, die für ihr Engagement mit einem klanglichen Hochgefühl belohnt wurden, haben die Chorleiter Christoph Hauser, Simon Probst, Kirsten Ruhwandl und Christoph Hanelt ihre Probenarbeit aufeinander abgestimmt. Wenn eine solche Aufführung ausverkauft ist, dann haben im Grunde alle, wenngleich in unterschiedlicher Weise, profitiert. Sollte es ein weiteres Konzert in dieser Zusammenarbeit geben, dann wäre es ein schönes, eventuell auch ökumenisches Zeichen, wenn dann die Leitung des Konzerts an einen anderen Chorleiter weitergereicht würde, nachdem Christoph Hauser bei den ersten zwei Veranstaltungen als Dirigent tätig war.

© SZ vom 26.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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