Brucker Flugplatz:Tower wird zur Gedenkstätte

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Kultusminister Ludwig Spaenle stellt am Donnerstag das Konzept "München '72 - The Munich Eleven" vor. Demnach soll der Schauplatz des missglückten Befreiungsversuches der Olympiageiseln authentisch erhalten bleiben.

Von Erich C. Setzwein

41 Jahre sind die Olympischen Spiele von München her, 41 Jahre sind es diese Woche auch, dass diese damals als "heitere Spiele" titulierten Wettkämpfe am 5. September 1972 durch den Überfall palästinensischer Terroristen auf die israelische Nationalmannschaft und die Ermordung von elf Geiseln jäh unterbrochen wurden. Um an die getöteten israelischen Sportler und an den bei dem Befreiungsversuch auf dem Fliegerhorst ums Leben gekommenen bayerischen Polizeibeamten zu erinnern, wird es in wenigen Jahren am und im Tower des Flugplatzes einen dauerhaften Gedenkort geben.

Der Tower und sein Vorfeld sollen authentisch erhalten bleiben. (Foto: Johannes Simon)

Dies geht aus einem Konzept des bayerischen Kultusministers Ludwig Spaenle hervor, das der SZ vorliegt. Spaenle wird die Pläne für Erinnerungsorte in Fürstenfeldbruck und München am Donnerstag dieser Woche öffentlich machen.

Bislang mussten die jährlichen Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Olympia-Attentats vor dem Haupttor des Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck stattfinden. Mit einer Ausnahme: im vergangenen Jahr zum 40. Jahrestag öffnete die Bundeswehr für einen Tag ihre Tore für geladene Gäste. Doch in wenigen Jahren soll der historische Ort am und um den Tower des Flugplatzes zum "Erinnerungsort Olympia-Attentat" werden, wie es im Untertitel des Konzepts "München '72 - The Munich Eleven" heißt.

Bevor jedoch in Fürstenfeldbruck ein solcher Erinnerungsort geschaffen werden kann, muss die Bundeswehr das Gelände verlassen haben. Das soll bis Ende 2018 passieren, danach soll das Vorhaben des Kultusministeriums umgesetzt werden. Nach dem nun vorliegenden Papier strebt Spaenle an, "im Benehmen mit Stadt und Landkreis Fürstenfeldbruck wie auch mit dem Bund eine Rahmenkonstruktion zu institutionalisieren, an der die genannten Gebietskörperschaften jeweils substantiell zu beteiligen sind."

Ziel soll es sein, eine Trägergesellschaft für die Ausstellung und den Betrieb der Gedenkstätte zu schaffen. Der Freistaat Bayern möchte dabei offensichtlich auch den Bund in die Pflicht nehmen, denn das Grundstück soll in Bundesbesitz bleiben.

Das von Bernhard Purin, Direktor des Jüdischen Museums in München, Jörg Skriebeleit, Direktor der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, und Werner Karg von der bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit vorgelegte Konzept sieht vor, dass die Ausstellung über das Olympia-Attentat auf etwa 200 Quadratmetern im Tower realisiert werden könnte.

Auch das Umfeld soll einbezogen werden: "Jene Teile des Rollbahnvorfelds, auf dem die Hubschrauber mit den Geiseln landeten, soll als authentischer Ort erhalten und unverbaut bleiben. " Dort soll im Rahmen eines künstlerischen Wettbewerbs ein "Erinnerungszeichen mit Denkmalcharakter" entstehen. Die von Hannes L. Götz 1999 geschaffene Gedenkstätte vor dem Fliegerhorst soll abgebaut und in die Ausstellung im Tower integriert werden. Das auch, um die Gedenkkultur des Landkreises darzustellen.

Auf weiteren Ausstellungsflächen soll es um den Aufbau von Anti-Terroreinheiten der Sicherheitsbehörden gehen. Bekanntlich war der Befreiungsversuch der bayerischen Polizei an unzureichender Ausbildung und Ausstattung gescheitert. Kurz danach stellte der Bundesgrenzschutz die Spezialtruppe GSG-9 vor. Raum soll auch die Geschichte des Fliegerhorstes und seiner Architektur einnehmen. Das soll aber in einem von der Ausstellung abgetrennten Bereich stattfinden. Insgesamt plant der Freistaat für beide Projekte fast 1,7 Millionen Euro ein.

© SZ vom 04.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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