Berufsmesse :Tausende Gespräche, ein Ziel

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Großes Interesse zeigen die Schüler an Ausbildungsmöglichkeiten unter anderem beim Discounter Aldi. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Bei der Messe "Vocatium" dreht sich für Schüler alles um die Ausbildung und das Berufsbild

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Wie viele der insgesamt 5536 vereinbarten Gesprächstermine an den beiden Tagen der Ausbildungsmesse Vocatium im Veranstaltungsforum Fürstenfeld auch wirklich zu einem Ausbildungs- oder Studienplatz führen, können die Veranstalter am Mittwoch zwar noch nicht sagen. Aber Marianne Schuon, Leiterin des neu in Fürstenfeldbruck eröffneten Instituts für Talententwicklung (IfT), und die stellvertretende Geschäftsführerin des Instituts, Kerstin Lehne, sind sich sicher, dass wohl die allermeisten Termine eingehalten werden. Anders als bei anderen solcher Ausbildungsmessen, sind die Schüler der Abschlussklassen von Mittel- und Realschulen sowie Gymnasien im Unterricht auf diese Gespräche vorbereitet worden. Geht es doch um nichts Geringeres, als den Einstieg ins Berufsleben über eine Ausbildung.

In der Stadthalle, im Säulensaal, in der Tenne, auf den Fluren und auf der Waaghäuslwiese sind am Mittwoch Schüler in Unterhaltungen zu sehen. Draußen in der Sonne werden schon die ersten Erfahrungen und Ergebnisse untereinander besprochen, die sie drin individuell schon gemacht haben. Ob bei Elektronik- oder Softwarefirmen, aber auch bei Discountern wie Norma und Aldi, der Sparkasse Fürstenfeldbruck und den Stadtwerken München - an allen Ständen dieser zweitägigen Messe sind Schüler im Gespräch oder warten darauf, ihre Gelegenheit zu bekommen. Zum vierten Mal findet die Vocatium in Fürstenfeld nun statt, und seit es ein Büro des Veranstalters in Fürstenfeldbruck gibt, hat sie nun auch ihren eigenen Stellenwert unter den insgesamt 80 Messestandorten in Deutschland. Fürstenfeldbruck hat ein Einzugsgebiet, das weit über die Landkreisgrenzen hinausgehe, wie Marianne Schuon erklärte, es würden an den beiden Tagen etwa 2000 Schüler erwartet.

Jeder Schüler, den das IfT im Voraus auf die Messe vorbereitet hat, durfte aus einem Katalog mit Firmen und Berufsfeldern bis zu vier Angebote auswählen und Termine ausmachen. In diesem Jahr sind es schon 57 Firmen, Innungen und Behörden, die für Berufsinformationsgespräche oder bereits direkte Bewerbungsgespräche Stände auf der Messe gemietet haben. Für die Schüler ist der Besuch kostenlos und in den meisten Fällen wohl auch nicht umsonst. Denn die Vocatium-Messe biete den künftigen Absolventen oft die erste Chance, die eigenen Vorstellungen vom Beruf, sagte Lehne. Allzu oft gebe es erste Gespräche zwischen Schüler und Ausbildern, die alles andere als positiv verliefen, sagte die Geschäftsführerin des Arbeitskreises Schule Wirtschaft, Anke Schellenbach. Kreishandwerksmeister Harald Volkwein gab seine Erfahrung wieder, dass bei Schülern erst das Interesse geweckt werden müsse, bevor sie über eine Ausbildung nachdenken. "Man sollte möglichst früh Berufsbilder vermitteln", schlug er vor, wohl wissend, dass dies meist über die Schule geschehen muss, weil sich weder Eltern noch Schüler selbst intensiv damit auseinandersetzten. Gar nichts hält Volkwein davon, dass Schüler ein Praktikum nach dem anderen machen, um herauszufinden, welcher Beruf der richtige wäre. Die Gesamtsituation ist ohnehin schwierig, wie Bettina Jungtorius, Leiterin der Mittelschule Nord in Fürstenfeldbruck, feststellte, würden doch die Schüler immer jünger. Wer mit fünf Jahren eingeschult werde, sei mit 14 fertig: "Da bekommen 13-Jährige vor ihrem Abschluss noch kein Praktikum." Und Martina Drechsler, stellvertretende Landrätin, befand: "Mit13, 14 haben die Kinder noch keine Ahnung vom Beruf."

Genau dieses Ziel, nämlich den richtigen Beruf zu finden, soll in den Einzelgesprächen an den Messeständen erreicht werden. An vielen Ständen stehen neben Firmenchefs oder Personalleitern auch Auszubildende, die über den Job aufklären, den sie machen. Die Atmosphäre scheint auch deshalb locker zu sein, weil der Altersunterschied zwischen den Azubis und den Schülern nicht besonders groß ist. Am Donnerstag wird Vocatium in Fürstenfeld fortgesetzt.

© SZ vom 19.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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