Tierschutzverein:Mitgliederschwund und Kostendruck

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Inge Maier kümmert sich seit 35 Jahren um die vielen abgegebenen oder ausgesetzten Haustiere im Landkreis. (Foto: Johannes Simon)

Die Vereinigung hat mit allerlei Problemen zu kämpfen. Da kommt eine Erbschaft gerade recht

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Bei Tierschützern kommen Menschen meist schlecht weg. Da passiert es auch, dass der Blickwinkel, wenn es um das geliebte Tier geht, sehr eingeschränkt ist. So geschehen beim Brucker Tierschutzverein, als er seine Jahreshauptversammlung abhielt. Ein "obdachloser Tscheche", so viel wusste Dieter Ducque, als er den Geschäftsbericht für den Tierschutzverein vortrug, zog zwischen Emmering und Olching mit seinem Hund "Umpi" im vergangen Winter herum. Der Hund streunte herum und wurde zwei Mal ins Tierheim an der Zellhofstraße gebracht. Einmal holte ihn sein Besitzer wieder ab. "Es war ein netter junger Mann, der sich sichtlich freute, seinen Hund wieder zu haben", beschrieb Vorstandsmitglied Ducque zunächst den Hundebesitzer positiv. Das sollte sich ändern, als er über das weitere Schicksal von Herr und Hund sprach

Denn trotz neuer Alarmanlage in der Anlage wurde Hund "Umpi" als "gestohlen" gemeldet. Und so wurde der anfangs nette junge Obdachlose von Dieter Ducque zum "Dieb" erklärt. Offenbar hatte der Hundebesitzer einen Tag vor Heiligabend seinen Hund nachts aus dem Tierheim geholt. "Wo es doch um Weihnachten immer kälter wurde", berichtete Ducque von der Sorge um den Hund.

Von Mitgefühl für den Obdachlosen, der sicherlich ebenso der Kälte ausgesetzt war, war nicht die Rede. "Umpi" streunte im Januar erneut herum und wurde wieder ins Tierheim gebracht. "Wir waren heilfroh und glücklich", merkte der Berichterstatter des Tierschutzvereins an. Einige Nächte später "entführte" der Besitzer seinen Hund erneut aus dem Tierheim. Aus dem netten jungen Mann wurde jetzt "der Typ", der "Umpi wieder geklaut hat", wie für Ducque feststand und seine Gedanken galten allein dem Tier: "Jetzt sind wir wieder in Sorge um Umpi."

Von 500 Mitgliedern kommen nur 18

Nur 18 von 500 Mitgliedern waren zur Jahresversammlung im Hotel zur Post erschienen. "Die Mitgliedertendenz ist leider abnehmend", bedauerte Inge Maier, die Kassiererin des Tierschutzvereins. Ihr Ehemann Karl-Heinz Maier ist der langjährige Vorsitzende des Vereins. Die Maiers prägen seit etwa 35 Jahren den Brucker Tierschutzverein. Alle möglichen Tiere werden manchmal dem Verein vors Haus gelegt. Nicht nur Hunde, Katzen und Vögel werden gebracht. Es kommen auch Schildkröten, Meerschweinchen und sogar zwei Schlangen wurden eines Tages vor der Tür gestellt. Die wurden an die Reptilien Auffangstation der Universität München weitergegeben. "Auch zwei Ratten standen schon da", berichtete Inge Maier. Die gab sie an die "Rattenhilfe" in München weiter.

"Kleintiere wie Zwerghasen, Zwergkaninchen oder Meerschweinchen sind die nächsten Wegwerftiere", kritisierte Ducque den Umgang von Erwachsenen und Kindern mit Tiergeschenken. Mal werden die kleinen Nager mit einem Stapel Papier am Wertstoffhof oder im Rothschwaigerwald ausgesetzt. Doch Hunde, Katzen und Vögel dominieren nach wie vor die Arbeit im Tierheim. 53 Katzen beherbergte 2014 das Tierheim, allerdings in der Katzenstation von Barbara Weberschock in Geltendorf. 24 konnten vermittelt werden, fünf sind gestorben oder mussten eingeschläfert werden. 24 Katzen blieben auch Ende des vergangenen Jahres noch in der Katzenstation. 22 Vögel, davon zwölf Wellensittiche und sechs Nymphensittiche fanden ebenfalls im Tierheim Platz.

10000 Euro kostet der Tierarzt im Jahr

Auch 40 Hunde wurden 2014 dort betreut. 25 konnten den Besitzern zurückgegeben werden, einer wurde eingeschläfert, drei vermittelt. Zehn Hunde waren zum Jahresende noch im Tierheim, darunter ein American Staffordshire, der in die Kategorie Kampfhund fällt. "Den dürfen wir nicht vermitteln, der bleibt uns", so Inge Maier. Besonders dankbar ist der Verein den "Gassi-Gehern". "Für unsere Hunde sind sie die wichtigsten Menschen", sagte Vereinsvorsitzender Karl-Heinz Maier. "Die Gassi-Geher kommen fast jeden Tag, ganz gleich, wie das Wetter ist. Wenn sie im Tierheim vorfahren, löst das bei unseren Hunden Jubelstürme aus." Gejubelt wurde im Verein auch über eine Erbschaft einer verstorbenen Frau, die dem Verein 35 000 Euro vermacht hat. Trotzdem musste der Verein im vergangenen Jahr 3600 Euro den Rücklagen entnehmen, um drei neue Hundezwinger und eine Glasschiebetüre zu finanzieren. Allein 11 000 Euro musste das Tierheim für Stromkosten aufwenden, fast 10 000 Euro kostete der Tierarzt im Jahr.

© SZ vom 12.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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