Bäuerliche Kultur:Vom Weckglas bis zum Mähdrescher

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Alte landwirtschaftliche Arbeitsgeräte sind am Samstag im Depot des Jexhofes in Unterschweinbach zu erwerben. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Im Depot in Unterschweinbach veranstaltet das Schöngeisinger Bauernhofmuseum einen besonderen Flohmarkt

Von Peter Bierl, Unterschweinbach

Einen Flohmarkt besonderer Art veranstaltet das Jexhof-Team an diesem Samstag in einer Industriehalle in Unterschweinbach, die seit Sommer als Museumsdepot dient. Geboten wird ein ziemlich exklusives und überschaubares Sortiment. Insgesamt geht es um 25 größere Objekte, darunter befinden sich zwei alte Mähdrescher, eine Sähmaschine, drei Brechmühlen und ein paar Rübenschneider, außerdem Sackkarren, Schleifsteine oder eine Bohrmaschine, Truhen und Kisten. Manche hölzernen Bestandteile sind wurmstichig und die Metallteile korrodiert. Außerdem finden Kunden Haushaltswaren wie Töpfe, Teller, Weckgläser und Emaille-Geschirr, "alles gebrauchte Museumsware", wie Petra Schreiner erklärt.

Die Historikerin und Volkskundlerin ist im Jexhof-Team seit Jahren für die Inventarisierung zuständig. Sie leitet die aktuelle große Mission des Bauernhofmuseums, die darin besteht, die Sammlung drastisch zu reduzieren. Was am Sonntag verkauft werden soll, stammt aus dem Museumsdepot in Kottgeisering, einem alten Schuppen, in dem knapp 100 größere Objekte fast drei Jahrzehnte gelagert worden waren. Einiges war in Einzelteile zerlegt, wie zwei große Schneepflüge oder zwei Ackerwägen, einiges wurde wieder zusammen gepuzzelt. Die Objekte stehen nun in dem acht Meter hohen Schwerlastregal in der Industriehalle in Unterschweinbach.

Bislang hatte das Bauernhofmuseum in insgesamt 15 Depots geschätzte 17 000 Objekte eingelagert. Vieles stammt aus der Gründerzeit der Einrichtung, damals wurde gesammelt, was herging, manches ist doppelt und dreifach vorhanden. Längst hatte das Museumsteam den Überblick verloren. Das Depot in Kottgeisering war ebenso randvoll gestopft wie die Halle direkt am Jexhof. Allein von der alten großen Dechentreiter-Dreschmaschine besitzt der Jexhof fünf Exemplare. Zwei sollen jetzt verkauft werden. Im vergangenen Sommer wurde das große Depot in Kottgeiserung aufgelöst, nun kommen die Depots auf dem Jexhof an die Reihe. Die Speicher und Kammern werden ausgeräumt sowie die Halle mit weiteren Großgeräten, die Objekte grob gesäubert und nach Unterschweinbach ins Zwischenlager verfrachtet. Dort werden sie auf einer Fläche von etwa 500 Quadratmeter aufgestellt.

Jedes Objekt wird komplett gereinigt und auf seine Funktionsfähigkeit getestet. Der allgegenwärtige Holzwurm wird noch nicht bekämpft, weil noch befallene Objekte aus anderen Depots zu erwarten sind. Schreiner sortiert aus, was in der Sammlung verbleiben soll. Außerdem gleicht sie den Bestand mit der Sammlung des Freilichtmuseums in Glentleiten ab. "Was die dort haben, sortieren wir aus", sagt sie. Das Ziel ist, das Depotvolumen um zwei Drittel zu reduzieren. Nur die Stücke, die der Jexhof am Ende behält, werden restauriert und von Schädlingen befreit.

Schreiner zweifelt, dass am Sonntag viele Kunden kommen werden, weil das Sortiment doch sehr speziell ist. Es handelt sich auch nicht um Antiquitäten wie alte Bauernschränke, sondern überwiegend landwirtschaftliches Arbeitsgerät aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dafür handelt es sich um Schnäppchen, wobei Schriener keine Preise nennen wollte. "Das ist Verhandlungssache, daran soll es aber nicht scheitern. Uns ist wichtig, dass die Objekte in guten Händen sind", sagte sie. Der Erlös wird in die Sammlung investiert.

Der Flohmarkt hat obendrein noch eine andere Funktion, es ist eine Form der Transparenz. "Wir wollen der Bevölkerung zeigen, was für Stücke wir haben und was wir damit tun", erklärt Schreiner. Die Objekte, die jetzt angeboten werden, stammen aus dem Bestand in Kottgeisering. Schreiner geht davon aus, dass es 2019 noch zwei solcher Veranstaltungen geben wird, wenn die Objekte aus den anderen Depots begutachtet und sortiert sind.

Jexhof-Flohmarkt im Depot in der Industriehalle in Unterschweinbach, Boschstraße 2, Samstag, 17. Februar, 13.30 bis 17 Uhr

© SZ vom 16.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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