Aufrichtig, authentisch, seriös:Selbstbewusstes Germering

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Aufrichtig, authentisch, pragmatisch, seriös, hilfsbereit und zielorientiert - all dies steht für die Stadt - kleine Haftnotizzettel in verschiedenen Formen und Farben sollen an das Logo der Stadt erinnern. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Den Wirtschaftsempfang nutzt Oberbürgermeister Andreas Haas für eine ungewöhnliche Werbeoffensive

Von Ekaterina Kel, Germering

Etwas so anzubieten, dass der Kunde sich dafür interessiert - das ist die Kunst des Marketings. Genauer gesagt ist das keine Kunst, eigentlich sind das sorgfältig geplante Strategien, die man sich aneignen kann - auch wenn man kein Unternehmen, sondern eine Stadt leitet. Das beweist Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) am Mittwochabend voller Elan und Überzeugungskraft, als er im Orlandosaal der Stadthalle vors Publikum tritt und beim alljährlichen Wirtschaftsempfang der Stadt verkündet: "Wir wollen Germering immer weiter optimieren".

Kurz vorher hat Haas einen Werbefilm der Stadt laufen lassen mit dem selbstbewussten Titel "Wir sind die Marke". Die Filmemacher des Münchner Film- und Videoclubs Germering haben dafür wichtige Akteure der Stadt, darunter zum Beispiel die Mannschaft der Feuerwehr oder das Team des Roßstall-Theaters, zusammengetrommelt. In einzelnen Clips haben diese ungefähr ein Meter große, weiße und etwas längliche Puzzleteile eingesammelt und sie dann am Ende alle zusammengetragen. Von oben gefilmt, erinnert die so entstandene runde Figur an das aus einzelnen Teilen zusammengefügte Germeringer Stadtlogo - eine Anlehnung an ein Amulett aus dem siebten Jahrhundert, das bei Ausgrabungen an der Krippfeldstraße gefunden wurde.

Der Germeringer Grafikdesigner Christian Fehl, der auch schon das Logo für die "Lieblingsläden"-Initiative - ein halboffenes rosa Herz, das gleichzeitig wie ein großes G aussieht - entworfen hat, zeichnet für das Design des neuen Marketing-Vorstoßes der Stadt verantwortlich.

Nach dem Empfang können die eingeladenen Unternehmer der Stadt sich die Puzzleteile in einer kleinen Version nach Hause nehmen, als bunte Haftnotizzettel. Haas scheint sichtlich erfreut über das kleine Marketing-Geschenk, das letztlich das Image der Stadt festigen soll. "Eine Stadt, die kein historisch gewachsenes Stadtzentrum, keine Altstadt, keinen Fluss und kein Nachtleben hat", zählt Haas die "Mängel" auf, müsse sich andere Wege suchen, um sich zu profilieren. Und dass sie sich profilieren muss, das werde für den Bürgermeister immer mehr deutlich. "Der zunehmende Wettbewerb und die Nähe zu München zwingt uns zur Profilierung", so Haas.

Vor drei Jahren startete die Marketing-Initiative. Damals wurde in Workshops, bei denen wiederum viele verschiedene Akteure aus Vereinen, Firmen und Verwaltung der Stadt zusammensaßen, danach gesucht, was es denn sei, was Germering eben doch einmalig mache. "Das hat viel Hirnschmalz in Anspruch genommen", sagt Haas rückblickend. Eines der Ergebnisse ist eine Liste von Attributen: aufrichtig, authentisch, pragmatisch, seriös, hilfsbereit und zielorientiert. Diese stammen von Designer Fehl und sollen Germering beschreiben. Viel Arbeit floss außerdem in einen sogenannten Marketingleitfaden, der auf 61 Seiten in großen bunten Bildern mit lächelnden Bürgern der Stadt eine Art professionelle Marketingstrategie der Stadt darstellt und allen Gästen am Ende druckfrisch überreicht wird.

Einen intellektuellen Höhepunkt bietet Gastredner Jürgen Biffar, Vorsitzender des Wirtschaftsverbandes und IT-Fachmann. Er verkündet optimistische Prognosen über autonome Taxis, die in sieben Jahren den individuellen Autoverkehr auf ein Viertel des heutigen Stands reduzieren. Das autonome Fahren sei die nötige Strategie gegen den Verkehrsinfarkt. Die gute Nachricht: "Wir müssen nichts dafür tun, es wird einfach so kommen", sagt der Germeringer Unternehmer. Zum Schluss erinnert der Redner an die notwendige Digitalisierung der Schulen. "Bildung ist die zentrale Herausforderung unserer Gesellschaft." Dass sie digitalisiert werde, sei notwendig. "Hier sind alle gefragt", sagt Biffar.

© SZ vom 21.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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