Auf Entdeckungsreise:Touribus durch Germering

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Bei einer Rundfahrt lernen Neubürger die Stadt kennen

Von Isolde Ruhdorfer, Germering

Einmal, da gerät Oberbürgermeister Andreas Haas in Erklärungsnot. Nämlich, als nach der Kriminalität gefragt wird. Germering sei ja eigentlich sicher, meint er. Aber kürzlich sei die Stadt wegen eines Vorfalls von sexueller Belästigung und sogar wegen eines Mordes in den Schlagzeilen gewesen. Und dann fällt ihm auch noch ein, dass sich 2011 ein Mann mit seinem Haus und seiner Ehefrau in die Luft gesprengt hatte. Keine besonders gute Publicity für Germering. Der Rest des Tages verläuft aber ganz nach Plan und ohne negative Berichte.

"Neu in Germering", heißt die Informationsveranstaltung, die Neubürgern die wichtigsten städtischen Einrichtungen zeigen will. Mit zwei Bussen werden das Mehrgenerationenhaus Zenja, das Freibad und der Germeringer See angefahren. Rund 2000 Einladungen hatte die Stadt an Bürger verschickt, die im vergangenen Jahr zugezogen waren. Etwa 70 von ihnen nehmen das Angebot an diesem etwas verregneten Nachmittag war. Das sind so wenige wie nie zuvor. Normalerweise nehmen über 100 Menschen an der Stadtrundfahrt teil. Dessen ungeachtet begibt sich die Gruppe "auf eine Reise durch Germering", wie Haas sagt. "Man möchte ja wissen, wo man lebt", meint er.

Was die Neubürger allerdings als erstes kennenlernen, sind der Feierabendverkehr auf der Landsberger Straße und der "Verkehrsknotenpunkt" Kleiner Stachus. Zwischen den drei Stationen fungieren Haas und der dritte Bürgermeister Helmut Ankenbrand als Stadtführer. So erfährt man, dass jährlich etwa 3000 Menschen zu- und wieder wegziehen. Letztendlich bleiben dann rund 400 Bürger. So stieg die Einwohnerzahl in den vergangenen Jahren kontinuierlich auf 41 200. Die Bürger kommen aus aller Herren Länder. 128 Nationalitäten sind in Germering vertreten, darunter etwa 1 200 türkische Staatsbürger. Deshalb gibt es neben den acht Kirchen auch eine Moschee und sogar eine Bahai-Gemeinde.

Große Anerkennung erhält das Freibad, das an diesem Nachmittag wegen des trüben Wetters sehr verlassen daliegt. Lediglich eine Schwimmerin zieht im Rutschenbecken ihre Bahnen und im Schwimmerbecken trainiert eine Jugendgruppe. Gerade deswegen kommt die 1,45 Hektar große Liegefläche besonders gut zur Geltung. "Das ist ja eine riesige Fläche", meint eine Frau anerkennend. Kritische Nachfragen gibt es dafür am Germeringer See, als die Sprache auf das Hundeverbot kommt. "Wir sind keine Hundehasser", stellt Haas klar. "Aber es geht nicht anders."

Danach geht es zurück zur Stadthalle, wo sich 65 Vereine und Institutionen mit Informationsständen vorstellen. "Die Stadthalle ist uns lieb und teuer", sagt Bürgermeister Haas. "Vor allem teuer." Schließlich betrügen die jährlichen Betriebskosten des "Aushängeschilds von Germering" 1,4 Millionen Euro. Aber die Stadt präsentiert sich eben gerne von ihrer besten Seite und bietet deshalb seit 2009 die Stadtrundfahrt für Neubürger an.

"Die Einladung hat mir imponiert", sagt Sabine Jedam. So etwas gebe es in München nicht. Dort musste sie Mitte Februar überraschend aus ihrer Wohnung ausziehen. "Das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen", so Jedam. Die vielfältigen Angebote, vor allem im Germeringer Mehrgenerationenhaus, hätten sie hier überrascht. "Ich bin total begeistert", sagt sie.

© SZ vom 01.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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