Angler-Messe:Mekka der Fliegenfischer

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Mehr als 4000 Personen finden sich am Wochenende auf dem Klostergelände ein und bescheren der Messe für das kunstvolle Angeln einen neuen Besucherrekord

Von Linda Zahlhaas, Fürstenfeldbruck

Nein, Fürstenfeld hat kein neues Freibad. Das künstliche Wasserbecken welches vor dem Kloster auf der Waaghäuslwiese aufgestellt wurde, diente am Wochenende einem ganz anderen Zweck: Dort zeigten Fischer aus der ganzen Welt in dreißigminütigen Wurfdemos Kniffe und Tricks rund um die Kunst des Fliegenfischens. Beobachtet man, mit welcher Leichtigkeit und Präzision die irländische Fliegenfischerin Glenda Powell ihre Einhandrute schwingt, wird schnell klar, warum hier von Kunst gesprochen werden kann. Welche Faszination vom Fliegenfischen ausgeht, zeigen auch die Besucherzahlen der Messe: Mit mehr als 4000 Besuchern hat die zwölfte Auflage der Erlebniswelt Fliegenfischen (EWF) laut Organisatorin Michaela Stroh "einen neuen Rekord" aufgestellt.

Welche verschiedenen Wurf-Methoden gibt es? Wie werfe ich die Leine so aus, dass ich die Fische im Gewässer nicht verscheuche? Wie gelingt der perfekte Rollwurf? Mit solchen Fragen befassen sich Fliegenfischer. Powell, die ihre erste Fischer-Ausrüstung als Kind von ihrem verstorbenen Onkel erbte und sich daraufhin das Fliegenfischen über Jahrzehnte selbst beibrachte, gibt durch ihre besonderen Unterrichtsmethoden Antworten: Sie vergleicht das Gewässer mit einem Farbeimer. Liegt die Leine der Rute im Wasser, erleichtert es der so genannte Überkopfwurf, die Leine richtig zu positionieren. "Als würde man einen roten Pinselstrich an die Decke eines imaginären weißen Raumes hinter sich malen wollen", erklärt Powell zu dieser Wurftechnik, während sie ihre meterlange Leine über den Kopf schwingt und in einer wie vorgezeichnet wirkenden Gerade akkurat durch die Wasseroberfläche stößt. Die Zuschauer klatschen Beifall und können die neu gewonnen Tipps von Powell und den 13 anderen anwesenden Profis, die aus sieben Nationen stammen, gleich vor Ort ausprobieren: Neben dem Veranstaltungsforum haben eine ganze Reihe Männer und Frauen unterschiedliche Ein- und Zweihandruten in der Hand. Diese werden ordentlich geschwungen, die Leinen immer wieder eingeholt und ausgeworfen. Statt im Wasser landet manche Leine auf der Wiese. Bei dieser Trockenübung wird bestimmt kein Fisch anbeißen.

Obwohl das Ziel des Fischfangs für Fliegenfischer nicht im Mittelpunkt steht. Viel mehr liege die Faszination darin, "in der Natur abzuschalten, gepaart mit der Spannung auf den Fisch und einer ästhetischen Wurftechnik", sagt Veranstalterin Stroh. Vor über zwölf Jahren organisierte sie gemeinsam mit ihrem Mann Robert die erste Messe, die gezielt nur für Fliegenfischer konzipiert war. Heute ist die EWF die größte internationale Fliegenfischer-Messe Europas mit Besuchern und Ausstellern aus der ganzen Welt. Trotzdem ist die Stimmung auf der Messe familiär. Viele der Aussteller und Besucher kennen sich untereinander: vom Fischen in Skandinavien, Alaska oder Island.

Auch Roman Moser trifft auf viele alte Bekannte. Der Österreicher ist eine wahre Koryphäe auf dem Gebiet des Fliegenbindens. Mit ruhiger Hand setzt er an seinem Stand mit der Pinzette die einzelnen Teile für die Fliege zusammen. Im Jahre 2009 wurde er in die "Fly Fishing Hall of Fame" des New Yorker Fliegenfischermuseums aufgenommen, die bis dahin nur Amerikanern vorbehalten war. Seit den Sechzigerjahren entwickelt er für seine Fliegen eigene Materialien und wurde dadurch auch in Amerika bekannt. Seine neueste Entwicklung ist die "Elephant Skin", eine aus Verpackungsmaterial stammende beklebte hauchdünne farbige Folie.

Das erste Mal auf der Messe vertreten ist Martin Clemm. Er musste sich vor 16 Jahren vom Fliegenfischen trennen. Seit einem Autounfall ist er von der Brust abwärts gelähmt und hat nur noch eingeschränkte Armfunktionen. Auf der EWF berichtet er, wie es ihm nach großer Anstrengung gelang, den Sport trotz Behinderung auszuüben. Durch zwei maßgefertigte Orthesen kann er heute wieder Fliegenfischen gehen: "Es ist ein absolutes Geschenk, das zurückzubekommen, was mich mein ganzes Leben begleitet hat", erzählt Clemm. Sein aktuelles Filmprojekt "30 Reasons", das er auf der EWF vorstellte, dokumentiert wie er sich einen weiteren Traum erfüllt: Er möchte 30 verschiedene Fische, die auf der Welt verteilt leben fangen. Bisher bereiste er dafür Belize, Island und Kolumbien. Mit seiner Geschichte und seinem Filmprojekt möchte er anderen Mut machen, ihren Traum zu leben.

© SZ vom 03.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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