Am Kreiskrankenhaus:Brucker Klinikärzte wollen streiken

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Kommt es Ende Januar zum Arbeitskampf, müssen alle langfristig geplanten Operationen verschoben werden.

Gerhard Eisenkolb

Patienten der Kreisklinik sollten sich darauf einstellen, dass für die Zeit nach dem 26. Januar vereinbarte Operationen und Behandlungen wegen eines Ärztestreiks verschoben werden. Nachdem sich die Mitglieder der Mediziner-Gewerkschaft Marburger Bund mit großer Mehrheit für einen Arbeitskampf ausgesprochen hatten, waren Klinikleitung und Ärztevertreter am Mittwoch einer Meinung: Fürstenfeldbruck werde auf jeden Fall von der Arbeitsniederlegung betroffen sein. Dafür spricht die Erfahrung, dass in den vergangenen Jahren immer in der Kreisstadt gestreikt worden ist, obwohl nie alle Krankenhausärzte den Aufrufen der Gewerkschaft zur Arbeitsniederlegung gefolgt waren. Zudem befindet sich das Brucker Unternehmen angesichts der Gewinne der vergangenen Jahre im Unterschied zu vielen anderen kommunalen Kliniken wirtschaftlich gesehen noch in einer relativ guten Situation. Die Folgen eines Streiks sind dort also leichter zu verkraften als anderswo. Zudem steht die Brucker Ärzteschaft im Ruf, gewerkschaftlich sehr gut organisiert zu sein. Damit steigt dort auch die Bereitschaft, sich am Arbeitskampf zu beteiligen. Auf diese Aspekte beriefen sich Klinikvorstand Stefan Bauer und Holger Geißler, Kreisvorsitzender des Marburger Bundes und Personalratsvorsitzender der Klinik, bei der Einschätzung der Situation. Eines ist für Bauer und Geißler auch klar: Notfälle werden in Fürstenfeldbruck auch bei einem Ärztestreik behandelt und es wird auch einige wenige Mediziner und Ärzte in der Ausbildung geben, die sich an dem Arbeitskampf nicht beteiligen werden. Eine Notversorgung kann also aufrechterhalten werden. Der Personalratsvorsitzende und der Klinikvorstand sagten am Mittwoch auch, ein Streik sei nur noch abzuwenden, wenn es, wie bei den Lohnverhandlungen für die Ärzte der Universitätskliniken, unmittelbar vor dem Ausstand zu einer Einigung kommt. Laut Geißler wolle man diesmal auf Vorgeplänkel wie aktive Mittagspausen, Kundgebungen und Warnstreiks verzichten und vom ersten Tag an die Arbeit komplett niederlegen. Die Erfahrungen hätten gezeigt, dass kommunale Arbeitgeber mit anderen Maßnahmen nicht an den Verhandlungstisch und zu Zugeständnissen gebracht werden könnten. Der Ärztevertreter meinte: "Ein Streik ist das einzige Druckmittel der Arbeitnehmer", abzusagen sei ein solcher Ausstand innerhalb von Minuten. Würden viele Operationen gestrichen, bringe das der Kreisklinik in nur wenigen Tagen spürbare Verluste. Vorstand Bauer zeigte sich über die angekündigten Streiks "nicht erfreut". Er sagte, angesichts enormer Finanzprobleme einiger kommunaler Krankenhäuser sei der Verhandlungsspielraum sehr klein. Obwohl das dem Landkreis gehörende Haus in Fürstenfeldbruck in den vergangenen Jahren Gewinne in Höhe von jeweils rund 1,5 Millionen Euro gemacht hatte, verschlechtert sich die Lage laut Bauer inzwischen. Es sei schwer geworden, noch ein ausgeglichenes Ergebnis für 2011 vorzulegen. Obwohl die Zahl der Patienten um 3,3 Prozent angestiegen sei, gebe es bei der für die Abrechnung mit den Kassen ausschlaggebenden Fallschwere eine Minderung von 6,1 Prozent, also insgesamt ein Minus.

© SZ vom 12.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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