Alte Liebe rostet langsam:Zu Zweit im Zweitakter

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Beim dritten Oldtimertreffen "Classic meets Classics" vor der Stadthalle kommen Tausende Autofans auf ihre Kosten. Und auch das Kinderzentrum für die Behandlung von behinderten und entwicklungsverzögerten Kindern profitiert davon

Von Erich C. Setzwein, Germering

Da steht es nun, das blitzblaue Goggomobil, und wird bewundert. Denn was an diesem sonnigen Sonntag in Germering da vor der Stadthalle zwischen anderen mehr oder weniger betagten Automobilen steht, ist ein Unikat. Und darauf ist seine Besitzerin schon sehr stolz. Regina Reder ist eine unter 300 Besitzern, die zum Oldtimertreffen "Classic meets Classics" in die Große Kreisstadt gekommen sind, um bei diesem Event nicht nur den eigenen, schön erhaltenen alten Wagen zu zeigen, sondern auch um zu helfen. Zum dritten Mal nun schon findet dieses Treffen in Germering statt, und es soll dem Kinderzentrum München Spenden bringen.

Mit seinem Viertelliter-Motor schafft der Zweitakter von Regina Reder und ihrem Mann Albert einen Reisegeschwindigkeit von 60 Stundenkilometern. In der Spitze, sagt der 55 Jahre alte Albert Reder, gehe das Goggomobil 85 km/h. An diesem Sonntag haben es die Reders von Pullach im Isartal nach Germering nicht so weit, sie können bei diesem Wetter auch offen fahren, was der Erfinder Hans Glas aus Dingolfing für das 1966 gebaute Coupé so aber nicht vorgesehen hatte. Zwar gibt es, wie die Reders erzählen, neun Prototypen eines Cabriolets, doch in Serie sei der Wagen mit Segeltuchverdeck nie gegangen. Erst 2001 sei das Goggomobil zum Cabrio umgebaut worden, das Verdeck sei neu gebaut und die anderen Bauteile seien angepasst worden. Seit vergangenem Jahr gehört den Reders dieses außergewöhnliche Auto, das die beiden auch noch lustig präsentieren und jede Anfrage gerne beantworten.

Seit 80 Jahren ist der rechtsgesteuerte Riley mit seinem 110-PS-Motor auf den Straßen der Welt unterwegs. In Germering wird er beim Oldtimertreffen vor der Stadthalle von vielen Besuchern bestaunt. (Foto: Günther Reger)

Fragen über Fragen müssen auch viele andere Oldtimerbesitzer von den zahlreichen Besuchern über sich ergehen lassen, wobei es oft um den Restaurierungsprozess oder die Geschichte des Autos geht. Die Vielfalt und Qualität, die bei dieser dritten Auflage des Oldtimertreffens in Germering wieder zu bestaunen ist, verschlägt selbst Veranstalter Pascal Kapp fast den Atem, als er auf die schönsten 29 Exemplare verweist, die zum Concours d'Elegance gemeldet sind. Ein schneeweißer Renault-Alpine steht da mit seiner Keilform neben dem Rolls Royce und einem offenen 110 PS-starken Riley aus dem Jahr 1938, hochglanzpolierte Neunelfer unterschiedlicher Baujahre sind vor der Stadthalle abgestellt, und deren Besitzer warten alle auf die Bewertung durch die Juroren, die sich vom Gesamteindruck nicht täuschen lassen und auf die Details Wert legen.

Die Kleinigkeiten sind es auch, die Regina und Albert Reder aus Pullach so schätzen. Dass der Wagen, den sich Regina Reder im vergangenen Jahr zu ihrem 50. gewünscht hat, so gut fährt, hat sie ihrem Mann zu verdanken, der ein paar Monate gebraucht hat, damit der Zweitakter mit seinen 13,6 PS schön rund läuft. Seither sind die beiden schon zu gut einem Dutzend Oldtimertreffen aufgebrochen und auch wohlbehalten wieder zurückgekehrt. Bis Ulm haben sie es schon einmal geschafft mit ihrem Unikat, die geplante Reise zum Kreuzberg im bayerisch-hessischen Grenzgebiet wird wohl eine Tagesfahrt werden.

Während der Sportwagen ohne besonderes Kühleremblem auskommt, weist der blank polierte Chromhirsch auf einen russischen Wolga hin. (Foto: Günther Reger)

Am Ende des Tages darf Sonja Pribicevic auf etwa 1000 Euro für das kbo-Kinderzentrum München hoffen. So viel sei in den vergangenen beiden Jahren auch jeweils zusammengekommen, berichtet sie. Zum dritten Mal nun werde man durch die Veranstaltung in Germering begünstigt. Das Kinderzentrum mit Sitz in Großhadern, das Kindern und Jugendlichen mit Entwicklungsstörungen und Behinderungen eine Vielzahl an Therapieangeboten macht, platze aus allen Nähten, sagt Pressesprecherin Pribicevic. Um auch in Zukunft diese Arbeit leisten zu können, sei ein Neubau geplant. Das seit 50 Jahren bestehende Kinderzentrum wirbt bei dieser Oldtimerveranstaltung aber nicht nur um Spenden, sondern auch für sein Jubiläumskonzert am 30. September in Herkulessaal der Münchner Residenz mit der Neuen Philharmonie München.

Eine kleine Einstimmung auf klassische Musik, die zwar namensgebend für die Veranstaltung, für die Zuschauer aber zweitrangig ist, bot den wohl mehreren Tausend Besuchern am Sonntag unter anderem das Feuerbach-Quartett mit Jamila Musayeva und Max Eisinger (jeweils Violine), Eugen Hubert (Viola) und Lukas Kroczek am Cello. Classic Rock präsentierten auf der Bühne vor der Stadthalle Peter Voice und Samuel String.

© SZ vom 02.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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