Alte Liebe rostet langsam:Ausfahrt mit dem Schmuckstück

Lesezeit: 2 min

Germerings zweiter Bürgermeister Wolfgang Andre schickt die Teilnehmer der "333-Minuten-Rallye" auf die Strecke, stillecht mit einer schwarz-weißen Flagge auf die Strecke. (Foto: Günther Reger)

89 Oldtimer-Freunde nehmen in diesem Jahr an der 333-Minuten-Rallye durch den Landkreis teil. Und fast alle kommen ohne Panne am Ziel an. Ein Audi aus dem Jahr 1982 ist am Ende der Sieger

Von Marcel Holland, Germering

Die Mutter der Autorennen ist die 333-Minuten-Rallye zwar nicht, aber sicherlich die größte im Landkreis Fürstenfeldbruck. 89 Oldtimer reihen sich Kotflügel an Kotflügel an diesem Sonntag auf dem Therese-Giehse-Platz und der Unteren Bahnhofstraße auf und bringen ein klein wenig italienisches Flair der Mille Miglia in die große Kreisstadt. Unter den Fahrzeugen befindet sich auch der Traum vieler Reiseliebhaber. Gefahren wird er von Johannes Schmitz-Valkenberg, in Begleitung seiner Tochter Louise (12). Die Rede ist natürlich vom alten VW Typ 2 T1, bekannter unter dem Namen "Bulli". Als in den 60er und 70er Jahren die sogenannten "Hippie-trails" von Europa in den Osten und Süden gingen, wurden viele dieser Busse ausgebaut und teilweise wohnbar gemacht, wodurch sie bis heute noch Kultstatus erlangt haben.

"Schaun wir mal, ob er es auch durchhält", hofft der Besitzer. Für den Münchner ist die "333er" zwar nicht die erste Rallye, für seinen Bus, den er sich erst vor einem Jahr aus Brasilien importiert hat, aber schon. Louise ist zuversichtlich. Die junge Oldtimer-Begeisterte hat sich bereits in das Auto geschwungen und studiert kritisch das Roadbook, welches der Orientierung dienen wird und das digitale Navigationssystem ersetzt. Als Beifahrerin und Navigatorin kommt ihr an diesem Tag noch einiges an Arbeit zu.

"Beifahrer bei der Rallye ist ein harter Job", erklärt Mirko Sutter, der Organisator. Als Navigator käme einem die Aufgabe zu, auf Kurs zu bleiben, was einiges an Konzentration voraussetze. Da der Fahrer nämlich vollkommen mit Fahren beschäftigt sei, was bei Oldtimern, die ja keine Servolenkung und dergleichen hätten, ebenfalls anstrenge, erzählt er weiter.

Um 9.30 Uhr erfolgt der Startschuss. Von jetzt an ist die Luft erfüllt von lautem Motorengeknatter, das nur unterbrochen wird von Pascal Kapp, der die Teams ankündigt und sie gemeinsam mit Vizebürgermeister Wolfgang Andre, der die schwarz-weiße Flagge schwingt, auf die Strecke schickt. Eineinhalb Stunden lang startet minütlich ein Fahrzeug nach dem nächsten. Für die späteren Nummern bleibt da noch genügend Zeit für Brezen und Kaffee.

"Oldtimer sind Leidenschaft", bestimmt Charlotte Huy entschieden. Gemeinsam mit ihrer Beifahrerin Julia Macke bilden sie eines der wenigen weiblichen Teams an diesem Tag. "Man muss bereit sein zu leiden, wenn man sich so ein Auto anschaffen will", sagt sie schief lächelnd mit Blick auf das schneidige Fiat-124-Spider-Cabrio hinter ihr. "Es ist nichts Schönes, wenn du mitten in der Nacht auf der Autobahn im strömenden Regen liegen bleibst, weil er schon wieder irgendwas hat. Und es ist ständig was mit diesen Autos." Auf der anderen Seite sei das Gefühl, ein solches Kunstwerk durch die Straßen steuern zu dürfen, ausreichender Trost für jedes Ärgernis.

Wie zur Bestätigung klingelt 45 Minuten nach dem Start das Telefon von Fredi Schwarz. Der gelernte Automechaniker ist die mobile Pannenhilfe. Er und sein Team kümmern sich zeitnah darum, liegen gebliebene Teilnehmer wieder auf die Strecke zu schicken. Zum Glück hält das Wetter, da ist das Warten auf Hilfe nicht ganz so unangenehm. Sieger an diesem Tag sind Norbert Schauermnann und Christian Gerl. Sie erkämpfen 4031 Punkte in ihrem Audi 80, Baujahr 1982, und steigen schließlich am Ende auf das Siegertreppchen.

© SZ vom 12.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: