Alling:Zwischen Liebe und Intrige

Lesezeit: 2 min

Die Schauspieler des Kultur- und Theatervereins spielen sich bei ihrer Probe für die Premiere ein. (Foto: Johannes Simon)

Die Komödie "Krach in Chioggia" feiert Premiere im Bürgerhaus

Von Manfred Amann, Alling

Die Morgensonne taucht die Piazza von Chioggia in warmes Licht, Möwen kreischen getragen vom Scirocco über der Lagune von Venedig und im Ristorante da Vicenco (Debütant Uwe Wieland) geht das Licht an, als Andreano Celentano (Hans-Peter Contro) "Questa è la storia di uno di noi" anstimmt. Das ansprechende Bühnenbild, das Herbert Weiler im Allinger Bürgerhaus für die Komödie "Krach in Chioggia" baute und dem der Maler Klaus Krois italienisches Flair verlieh, strahlt Harmonie aus. Trügerische Harmonie, denn schon bald spielen sich auf der Piazza dramatische und turbulente Szenen ab, in denen getratzt, gezankt, geweint, beschimpft, gelogen, gestichelt, aufeinander eingeschlagen und mit Steinen geworfen wird, auf der man sich am Ende aber auch versöhnen und ausgelassen eine dreifache Hochzeit feiern und tanzen kann.

Der Comedia - dell'arte Dichter Carlo Caldoni verarbeitet in dem Dreiakter, wie schon Shakespeare, das Thema "Viel Lärm um Nichts" und feilt dabei bewusst klischeehaft die italienische Mentalität auf unterschiedliche Charaktere zu. Das macht die Rollenbesetzung nicht einfach. Die Regisseure Max Ranftl und Helene Wutz-Weiler hatten damit offensichtlich kein Problem. Auch wenn sechs Mitglieder des Kultur- und Theatervereins Alling erstmals auf der Bühne standen, wurde die Premiere am vergangenen Freitag zu einem großen Erfolg, zu dem jeder Spieler einen glanzvollen Beitrag leistete. In dem Stück aus dem frühen 18. Jahrhundert, das in der Allinger Vorstellung in die 1960er Jahre übersetzt ist, geht es um Liebe und Eifersucht aber auch um giftende Weiber, die losplappern, ohne die Folgen zu bedenken, und um sturköpfige Männer, die unversehens ins Rage geraten, wenn sie in der Liebe ihre Felle davonschwimmen sehen.

Die Geschichte beginnt mit Lucietta, die mit dem Fischer Titta Nane verlobt ist, der schon seit Monaten auf hoher See Fische fängt. Als sie es zulässt, dass ihr der Gemüsehändler Toffolo eine gebackene Kürbisschnitte spendiert, wird ein sprichwörtliches Feuer gelegt, das von Checca eifrig geschürt wird, weil auch sie Nane heiraten will. Als die Fischer zurückkommen und Nane von Luciettas Annäherung an Toffolo erfährt, wird das Feuer zum Großbrand, der die Harmonie nach und nach auffrisst und den einstigen Frieden verschlingt.

Dass Lucietta (Katrin Göppel), Toffolo (Christian Perez), Nane (Johannes Ranftl) und Chekka (Melina Contro) debütierten, war ihnen nicht anzumerken. Beeindruckend war ihre schauspielerische Leistung, wobei die 14-jährige Chekka mit ihrer kecken Art besonders auffiel. In den Streit sind bald auch Beppo (Horts Zanner), seine Verlobte Orsetta (Magdalena Schachtl) und die Familien der beiden Rivalinnen verwickelt. Die Fischer (Max Ranftl und Horst Keßler) und ihre Frauen (Angelika Schmid und Kerstin Obermeier) kämpfen wie Löwen und als die Männer mit Messern aufeinander losgehen und Toffolo die Attacken auf ihn anzeigt, hat es der Adjunkt des Gerichtskanzlers (Christof Schachtl) mit seinem Gerichtsbüttel (Oskar Huber) als Schlichter nicht leicht.

Den schwierigsten Part hat dabei Horst Keßler als Paron Fortunato, der mit seinem Sprachfehler kaum zu verstehen ist. Es ist eine Meisterleistung des Bühnendebütanten, diesen Sprachfehler den Abend über aufrecht zu erhalten und dennoch für das Publikum am Rande der Verständlichkeit zu plaudern. Das Publikum belohnte sein aufbrausendes Einschreiten mehrmals mit Szenenapplaus. Erfrischend auch der nonchalante Auftritt des jungen Kürbisbrotverkäufers Canocchio (Sandro Perez).

© SZ vom 27.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: