Alling:Seltene Kombination

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Punktgenauer Anschlag: Helene Lerch (vorne) und Christian Brembeck beim Konzert in der Allinger Kirche Mariä Geburt. (Foto: Günther Reger)

Ein Konzert mit zwei Cembali findet viel Applaus

Von Klaus Mohr, Alling

"Gleich zu gleich gesellt sich gern": Damit meint der Volksmund in der Regel zwei Menschen, die zueinander finden, weil sie sich ähnlich sind. Bei musikalischen Partnern gibt es so etwas auch, man denke nur an Besetzungen mit mehreren gleichartigen Instrumenten. Für das Instrument Cembalo gilt da meist eher das Gegenwort: "Gegensätze ziehen sich an", denn die Kombination von mehreren dieser Tasteninstrumente ist selten. Das gilt für die Literatur ebenso wie für das Angebot an Konzerten. Für die Roggenstein-Konzertreihe hat Christian Brembeck seinen treuen Zuhörern wahrscheinlich schon alle überhaupt möglichen Kombinationen geboten, und dazu gehörte am vergangenen Sonntag auch die Besetzung mit zwei Cembali. Brembeck musizierte gemeinsam mit der Cembalistin Helene Lerch. Da die Instrumente zwar leicht in der Bauweise, aber etwas größer in ihrem Platzbedarf sind, fand auch dieses Sommerkonzert wieder in der Allinger Pfarrkirche Mariä Geburt statt.

Wer allerdings davon ausging, dass der helle und silbrige Klang auch für den Hörer leicht zu erfassen ist, konnte das Gegenteil feststellen: Durch die große Zahl an ganz kurzen Tönen, die von den beiden Cembali kamen, musste der Zuhörer selbst durch hohe Konzentration einen Teil dazu beitragen, dass in den Köpfen aus den Tönen veritable Musik wurde. Nimmt man den Schlussapplaus als Maßstab, dann ist dieser Vorgang ausgezeichnet gelungen. Auch ist die Abstimmung zwischen den Instrumenten heikel: Es ist ein absolut punktgenauer Anschlag erforderlich, nur wenn dieser synchron erfolgt, entsteht ein musikalisch überzeugender Zusammenklang.

Johann Sebastian Bach hat sein "Concerto a due Cembali senza ripieno", also ohne Orchester, komponiert, und das gleiche Werk auch in einer Fassung für zwei Tasteninstrumente mit Orchester herausgegeben. Bei diesem Meister war davon auszugehen, dass das erste Stück dennoch keine halbe Sache ist, und diesen Eindruck vermittelten die Musiker auch. In festlichem Gestus entwickelte sich im Kopfsatz, der zwar keine Satzbezeichnung trug, aber in organischem Allegro-Tempo erklang, ein reicher, konzertierender Klang, der immer wieder mit dem Spiel nur eines Cembalos kontrastiert war. Im Adagio-Mittelsatz wurden Melodiefiguren immer wieder vom anderen Spieler übernommen und weitergeführt. Im Vergleich zu einem modernen Konzertflügel stellt eine Fuga, die den Finalsatz bildete, eine Herausforderung an die Hörer dar. Obwohl das Thema hier äußerst klar phrasiert war, ließen sich die Themeneinsätze oft nur schwer mitverfolgen, weil eine lautstärkemäßige Differenzierung beim Cembalo nicht möglich ist. Ganz ähnliche Beobachtungen gab es bei der abschließenden Orchestersuite in D-Dur von Bach, die in einer Bearbeitung für zwei Cembali zu hören war: Am überzeugendsten gelangen die prachtvollen Sätze, deren repräsentative Wirkung durch die zwei Cembali noch zunahm.

Helene Lerch spielte als Solobeitrag das Rondo in c-Moll Wq 59 Nr. 4 des Bach-Sohnes Carl Philipp Emanuel. Gegenüber der Berechenbarkeit höfischer Barockmusik mutete dieses Stück wie eine musikalische Geisterbahn an. Für die Zuhörer gab es viele Überraschungen, die sich auf die Harmonik, die Bewegung und die Spielfiguren bezogen.

© SZ vom 09.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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