Alling:Erhabene Empfindungen

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Fesselndes Konzert der Roggenstein-Reihe

Von Klaus Mohr, Alling

Die in Roggenstein beheimatete Konzertreihe zieht auch in diesem Sommer wieder durch die Kirchen des Pfarrverbandes Eichenau-Alling und machte am Sonntag Station in der Pfarrkirche Mariae Geburt in Alling. Das ist nicht nur ein von der geografischen Lage her erhabener Ort, sondern auch von der Musik der Wiener Klassik, die hier erklang. Da die Kirche auch mehr Platz als die Kapellen an anderer Stelle bietet, ist dieses Gotteshaus immer der Ort, an dem Christian Brembeck die sonst übliche Duobesetzung erweitert - diesmal zum Klavierquartett. Mit Brembeck am Hammerflügel musizierten Winfried Grabe (Violine), Anne Wenschkewitz (Viola) sowie Michaela Schmid (Violoncello). Auf dem Programm standen das frühe Klavierquartett in C-Dur WoO 36 von Ludwig van Beethoven sowie das große Klavierquartett in g-Moll KV 478 von Wolfgang Amadeus Mozart sowie dazwischen die Sonate für Klavier und Violine in F-Dur op. 24, ebenfalls von Beethoven.

Alle drei Werke nennen das Pianoforte an erster Stelle der Instrumente. Damit wird die dominierende Rolle dieses Instruments treffend beschrieben, und Christian Brembeck stellte sich seiner Führungsrolle sehr aktiv. Offensichtlich hatte er sich mit den beiden Werken Beethovens so intensiv auseinandergesetzt, dass es schien, als ob er dabei das stürmische und aufbrausende Temperament des Meisters verinnerlicht hätte. Mit unglaublich zupackender Gestaltungskraft zog er nicht nur kräftig an der Tempoleine und forderte seine Mitspieler zum Mithalten auf, sondern exponierte den Stimmungsgehalt der einzelnen Sätze auch auf eine Weise, als ob er um sein Leben spielen würde.

Als das Programm dann zu Mozart kam, war alle überschäumende Impulsivität überwunden, und Christian Brembeck fand einen verspielten Weg zu Mozart, bei dem jede Phrase bei ihrer Wiederholung eine kleine Variation oder Verzierung erfuhr, ganz im Sinne der Entstehungszeit. Auch wenn der Pianist klar den Interpretationsweg wies, ließen sich seine Partner gerne auf die Einladung ein und fühlten sich auf gleiche Weise inspiriert. Dadurch entstanden Interpretationen aus einem Guss, die vielleicht nicht den Stempel der immerwährenden Gültigkeit trugen, aber als veritable Exempel einer vitalen und von impulsiver Kraft getragenen Wiedergabe gelten konnten. Die Zuhörer erlebten ein fesselndes Konzert, das einen absolut nachhaltigen Eindruck hinterließ.

Schon im einleitenden Allegro-Satz des Beethoven-Quartetts ergab sich eine beeindruckende Differenzierung zwischen dem weichen und obertonreichen Klang des Hammerflügels und dem satten Ton der Streicher. Und dennoch verschmolz der Gesamtklang auf ganz wunderbare Weise, so dass sich eher die Frage stellte, weshalb sich diese Einheitlichkeit so nur mit einem Hammerflügel einzustellen vermag. Egal in welcher Duokombination, im Adagio fand sich eine sonore Brücke zur Viola, eine lieblich-ausdrucksstarke Verbindung zum Violoncello und ein engelsgleicher Gesang mit der Violine. Das Schluss-Rondo lebte von der gut hörbaren Phrasierung des Hauptthemas, die sich wie ein strukturierender Faden durch den Satz zog.

Ein Werk wie Beethovens "Frühlingssonate" lebt vom perfekten Zusammenspiel beider Partner. Legt man diesen Maßstab an, so waren an der Interpretation Abstriche hörbar. Allein der Schwung des Musizierens und das Gespür für musikalische Bögen bildeten positive Gewichte auf der anderen Seite. Souverän gelang das Mozart-Quartett als letzter Programmpunkt, das mit viel Liebe zum Detail in überzeugender Balance musiziert war. Mit einer Zugabe bedankten sich die Musiker am Ende bei ihrem Publikum für den reichen Applaus.

© SZ vom 26.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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