Zu wenig, um zu überleben:Billigpreise treiben Landwirte in Ruin

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Bayerischer Bauernverband fordert in Au, dass sich die Lebensmittelerzeugung wieder lohnen muss

Von Katharina Aurich,  Au/Reichertshausen

Einen einladenden Frühstückstisch hatte Kreisbäuerin Rosa Westermeier in ihrem Bauernhofcafé Doblmair bei Au für Vertreter des Bauernverbands und der Presse gedeckt. Aber der Genuss von Eiern, Semmeln, Wurst und selbst gebackenem Zopf wurde von den Infoschildern an jedem Produkt getrübt. Denn darauf war zu lesen, wie viel Geld der Landwirt beispielsweise für ein Ei oder einen Liter Milch erhält.

Zu wenig, um zu überleben, betonten Westermeier, Kreisobmann Georg Schmid und der Direktor des Bauernverbands in Oberbayern, Walther Pittroff, der extra nach Au gekommen war. "Wir erzeugen Lebensmittel, aber verdienen nichts mehr daran", kritisierte Westermeier. Seit Monaten lägen die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse am Boden. Ein Grund dafür sei, dass von dem Geld, das Verbraucher für Lebensmittel ausgeben, Landwirte immer weniger erhalten. Die Discounter und Lebensmittelketten Aldi, Lidl, Edeka und Rewe hätten die Erzeugerpreise auf ein derart niedriges Niveau gedrückt, dass die Existenz vieler Bauernhöfe gefährdet sei, sagte Pittroff. Von den 55 Cent, der ein Liter Milch im Supermarkt kostet, erhalte der Landwirt 29 Cent, der Rest bleibe beim Handel und den Verarbeitern. Ähnlich desaströs sei es beim Schweinefleisch, der Landwirt erhalte für ein Kilogramm 1,25 Euro, der Kunde bezahle 6,70 Euro. Auch wenn der Milchpreis im Kühlregal steige, erhalte der Landwirt trotzdem nicht mehr. Während die großen Handelskonzerne ihre Margen ausbauten, spitze sich die Lage von vielen Milchbauern und Schweinehaltern immer weiter zu.

"Wir fordern, dass mehr Wertschöpfung auf den Höfen bleibt", betonte deshalb Westermeier. Für Kreisobmann Schmid ist klar, dass im nächsten halben Jahr viele Betriebe im Landkreis die Stalltüren schließen werden. Denn hier gäbe es berufliche Alternativen und niemand wolle seinen Hof immer weiter verschulden. Die Flächen würden dann an die wenigen großen Landwirte, die blieben, verpachtet oder still gelegt, die Gebäude teilweise umgenutzt, schildert der Kreisobmann die Zukunft. Bauernverbandschef Pittroff berichtete, dass seine Organisation versuche, Molkereien zu einer Mengenreduzierung zu bewegen, um das Angebot zu drosseln und dadurch bessere Preise zu erzielen.

Außerdem habe der Bayerische Bauernverband ein Zehn-Punkte-Programm, das unter anderem Steuererleichterungen, Betriebshilfen für Landwirte und Absatzverbesserungen fordere, an die Bundesregierung gerichtet. Trotz dem Ernst der Lage komme für den Bauernverband aber eine Zusammenarbeit mit den Milchbauern des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM), um gemeinsam für die Landwirte Verbesserungen zu erreichen, nicht in Frage, sagte Bauernverbandsdirektor Pittroff.

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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