Zu viel Verkehr in den Spielstraßen:Schneller als erlaubt

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Anwohner beschweren sich, dass Raser in verkehrsberuhigten Straßen spielende Kinder gefährden. Am Sperberweg hat die Stadt Freising bereits reagiert, doch sie sieht nicht überall Handlungsbedarf.

Von Clara Lipkowski, Freising

Nicht nur im Steinpark sind Bewohner unzufrieden mit den verkehrsberuhigten Zonen. In einer Facebook-Diskussion der Freisinger SZ beklagen Bewohner, dass auch in anderen Straßen Raser unterwegs seien, in denen eigentlich Schrittgeschwindigkeit gilt. User Tobias Wachtel kritisiert: "Also bei uns im Unteren Graben fahren Mütter und Väter ihre Kinder in den Kindergarten und fahren in einem verkehrsberuhigten Bereich (vier bis sieben Stundenkilometer erlaubt) mit über 20 km/h über das Kopfsteinpflaster. Ganz nach dem Motto mein Kind sitzt ja sicher im Auto." Auch Postzusteller, Lieferanten und Abkürzer halten sich ihm zufolge nicht an die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit im ersten Gang. Das findet er "hirnlos und sehr gefährlich."

Veronika Prankl beschreibt das gleiche Szenario: "Bei uns in der Auenstraße ist das Problem dasselbe". Und weiter: "Die meisten behandeln eine Spielstraße wie Zone 30." Die Schnellfahrer anzusprechen und so zum Einlenken zu bewegen, bringe nichts. Die empfänden die Fahrtgeschwindigkeit sowieso als langsam, so die Userin. "Weil den wenigsten klar ist, dass der zweite Gang zu schnell ist, wenn ein Kind aus dem Gebüsch schießt."

Dem Leiter des Ordnungsamts, Stefan Klopfer, sind solche Beschwerden bekannt. Darauf sei aber seitens der Stadt reagiert worden. "Wir haben eine Verkehrsbeobachtung im Unteren Graben durchgeführt und eine Geschwindigkeitswarnanlage aufgestellt." So seien auch Messungen ausgeführt worden, die allerdings keine "gravierenden Verstöße" ergeben hätten. Dass es zu massiven Übertretungen komme, sei daher eher "eine subjektive Wahrnehmung", sagt Klopfer. Eine ähnliche Messung hatten auch Anwohner im Lerchenfelder Sperberweg gefordert. Dort kam heraus, dass 85 Prozent der Fahrer, egal ob mit Rad, Lastwagen oder Auto, mit bis zu 22 Stundenkilometern unterwegs waren. Die Stadt hat mittlerweile reagiert, im Sperberweg gibt es nun eine Fahrbahnverengung.

Der Weg ist ähnlich wie die Straßen im Steinpark gebaut, sagt Anwohnerin Daniela Spies. Die schnurgerade Fahrbahn verleite zum Beschleunigen, für eine verkehrsberuhigte Zone sei der Weg falsch geplant worden. Üblicherweise "bremsen" Kreisel oder Kurven zu schnelle Autos. Zwei kleine Verkehrsinseln hat der Sperberweg inzwischen, berichtet Spies. Und Klopfer bestätigt: "Diese Sache ist nun abgeschlossen." Die erwünschte Unterbrechung der Straße durch einen Wendehammer konnten die Anwohner allerdings nicht erstreiten. Daniela Spies meint dazu resigniert: "Wir können nichts mehr machen."

Von der Auenstraße lägen bisher keine Beschwerden vor, sagt Ordnungsamtsleiter Klopfer. Deswegen seien dort auch noch keine Maßnahmen veranlasst worden. "Gibt es Unfall- oder Gefahrenpunkte, führen wir Kontrollen durch." An den Schulen beispielsweise würden entsprechend Schilder und, wenn nötig, Blitzgeräte aufgestellt. Bestehe aus Sicht der Stadt und der Polizei aber keine Gefahr, werde auch nichts veranlasst.

Muss dann erst ein Unfall passieren, bis eine Straße in den Fokus rückt? "Nein", antwortet der Amtsleiter entschieden, "alle zwei Jahre führen wir eine Verkehrsschau durch und begutachten mögliche Gefahrenpunkte." Dies sei fundiert und gründlich. Und die Ergebnisse widersprächen nun einmal hin und wieder der subjektiven Wahrnehmung einzelner Anwohner. "Beschwerden wird es aber immer geben, auch wenn die Innenstadt nach dem neuen Konzept viel mehr verkehrsberuhigte Zonen haben wird", sagt Stefan Klopfer. Jedem einzelnen Raser in Freising beizukommen - das könne die Stadt aber auch nicht leisten.

© SZ vom 12.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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