Asamsanierung:Schwebende Lasten

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In Zentimeterarbeit haben die Spezialisten einer Kranfirma aus Oberschleißheim am Mittwoch den Autokran vor dem Asamgebäude postiert. (Foto: Marco Einfeldt)

Ein 300-Tonnen-Baukran wird unter anderem für die Arbeiten am Dachstuhl des maroden Gebäudes gebraucht. Seit Wochen wird getüftelt, wie man das schwere Gerät sicher an seinen Standort bringt.

Von Kerstin Vogel, Freising

Die Aktion war wochenlang aufwendig geplant, von Spezialisten durchdacht und auf den Zentimeter genau berechnet worden, trotzdem sah es am Mittwochnachmittag vor dem Freisinger Asamgebäude kurzzeitig so aus, als müsste die für diesen Donnerstag geplante Aufstellung des großen Baukrans im Asaminnenhof noch einmal verschoben werden. Der Autokran, der für den Transport des eigentlichen Krans angefordert worden war, hatte Mühe, in der Enge hinter dem Bauzaun auf der Nordfassade des Asamgebäudes Platz für seine Ausleger zu finden.

Es ist ein 300-Tonnen-Baukran der in den kommenden Wochen und Monaten unter anderem für die Arbeiten am Dachstuhl des maroden Asamkomplexes gebraucht wird - und der kann naturgemäß nicht einfach in einem Stück in die enge Freisinger Innenstadt gefahren werden, schon gar nicht in den Innenhof des Gebäudes, wo er stehen soll und wo eigens ein gut sechs Quadratmeter großes Fundament für die Aufstellung gegossen worden ist. Das schwere Gerät wird also an diesem Donnerstag von sieben Uhr morgens an in seine Einzelteile zerlegt von einer Spezialfirma aus Oberschleißheim auf mehreren großen Transportfahrzeugen angeliefert, die ihre überdimensionale Last nacheinander zum Marienplatz befördern.

Von dort aus werden die meist vier bis fünf Meter langen Elemente über das Asamgebäude samt dem Türmchen auf der Nordseite gehoben, im Innenhof abgeladen und von den Kranbauern zusammenmontiert. Speziell ausgebildete Industriekletterer werden eigens für diesen Job nach Freising kommen - ein bisschen könne man sich das vorstellen wie bei einem überdimensionalen Lego-Baukasten, hieß es am Mittwoch auf der Baustelle augenzwinkernd.

Das längste Stück, das solcherart über der Innenstadt schwebend transportiert wird, dürfte gut 40 Meter lang sein - und damit das alles überhaupt möglich ist, wurde bereits am Mittwoch ein Autokran vor dem Asamgebäude postiert. So hatte es zumindest der Plan vorgesehen, den die Verantwortlichen in den sechs Wochen vor Weihnachten akribisch ausgetüftelt hatten.

Pünktlich war am Vortag schnell noch der Christbaum vom Marienplatz abgebaut und die Straßenbeleuchtung in diesem Bereich abmontiert worden - und ebenso pünktlich nach dem Ende des Wochenmarktes waren dann auch zwei Schwertransporter in die Hauptstraße eingefahren; vom Kriegerdenkmal her, weil die gut 18 Meter langen Fahrzeuge an der Amtsgerichtsgasse wohl kaum um die Kurve gekommen wären. "Freising ist ein bisschen eng", kommentierte einer der beiden Fahrer, der auf dem zweiten Transporter ungefähr 35 Tonnen an schweren Gegengewichten und Abstützmatten für die Ausleger des Autokrans geladen hatte.

Genau diese Ausleger aber waren es, die den Verantwortlichen dann einige Zeitlang wirklich Kopfzerbrechen bereiteten. Zwar hatte der Fahrer des Autokrans diesen völlig problemlos mit traumwandlerischer Sicherheit rückwärts zwischen Asamgebäude und Bauzaun einparken können, ob und wie aber in dem beengten Raum dort die Ausleger zur Abstützung des Lastenhebers tatsächlich ausgefahren werden könnten, war auch für die Beteiligten selbst lange Zeit ein Rätsel. Gelöst wurde das Problem schließlich in Zentimeterarbeit, so dass die Karawane mit den Kranteilen am Donnerstagmorgen wie geplant in Bewegung gesetzt werden konnte. Ein erster Testlauf mit dem Autokran konnte sogar noch bei Tageslicht durchgeführt werden.

Die Hauptstraße wird während der Arbeiten, die auch den morgigen Freitag andauern dürften, zwar grundsätzlich befahrbar bleiben, es ist aber mit kurzzeitigen Sperrungen zu rechnen. Der Marienplatz, auf dem die Kranteile vorübergehend gelagert werden, wird dafür gesperrt und mit einem Bauzaun gesichert. Am kommenden Montag, 15. Januar, wird ein zweiter, kleinerer Kran geliefert, der auf dem südlichen Freibereich zwischen Moosach und Dombergaufgang postiert wird und parallel mit dem Kran im Asaminnenhof arbeiten kann. Er kann jedoch sehr viel weniger aufwendig einfach durch die Brennergasse an seine Position geschoben werden.

© SZ vom 11.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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