Zamma und das Thema dritte Startbahn:Junge Revoluzzer

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Die Ausstellungseröffnung am Roider-Jackl-Brunnen. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Ausstellung "Koa Dritte" am Roider-Jackl-Brunnen in Freising zeigt, dass sich auch in der Gegenwart Jugendliche mit dem geplanten Bau einer dritten Startbahn am Flughafen im Moos beschäftigen

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Flughafenchef Michael Kerkloh hatte sich keine Freunde damit gemacht, als er vor einiger Zeit den Protest gegen die dritte Startbahn vor allem der "Rentnergeneration" zuschrieb, die nicht mehr darauf angewiesen sei, dass das Land auch noch in 50 Jahren funktioniere. Hätte er sich am Mittwoch beim Roider-Jackl-Brunnen in Freising eingefunden, hätte er laut Freisings OB Tobias Eschenbacher selbst sehen können, dass das nicht stimmt. Dort hat nämlich die Jugend des Bund Naturschutz in Bayern für das Zamma-Kulturfestival ihre Ausstellung "Koa Dritte" präsentiert, die den Widerstand gegen das Startbahnprojekt in den vergangenen zehn Jahren dokumentiert - alles auch unter dem Motto "kein Wachstum um jeden Preis".

Die Jugendlichen vom Bund Naturschutz, die zu Beginn des Widerstands vor zehn Jahren teilweise gerade mal zwölf Jahre alt waren, haben die Geschichte des Protests in den vergangenen zehn Jahren für sich nachrecherchiert und halten das Thema so jung und lebendig. "Burschen und Madl ich bin wirklich froh, dass ihr da seid", versicherte Aufgemuckt-Sprecher Hartmut Binner. Für den über 70-Jährigen pensionierten Polizisten hatte der Widerstand gegen die Startbahn vor zehn Jahren ebenfalls begonnen, und er als "alter Revoluzzer" könne in diesen Tagen nur jubeln über das, was in den vergangenen zehn Jahren alles erreicht worden sei, sagte er. "Damals haben wir uns hier richtig aufgemandelt und das größte Ereignis war für mich der Münchner Bürgerentscheid zur Startbahn".

Ruth Heeren, Mitglied im Landesvorstand der BN-Jugendorganisation, erklärte bei der Ausstellungseröffnung, Ziel sei es gewesen, den jahrelangen und unermüdlichen Kampf der Widerständler in den Mittelpunkt zu stellen. Dieses "klima- und menschfeindliche Vorhaben" der Flughafen München GmbH hätten die Ausstellungsmacher außerdem mit allgemeinen wachstumskritischen Fragen verbunden. Außerdem solle ganz klar gesagt werden: "Die bayerische Jugend möchte keine dritte Startbahn. Wir möchten eine Heimat ohne Lärm, ohne Luftverschmutzung und ohne Großbauprojekte, die auf dem Rücken von uns und allen kommenden Generationen ausgetragen werden", versicherte Ruth Heeren. Wachstum ohne Rücksicht auf soziale und ökologische Grenzen sei scheinbar das Ziel des jetzigen Wirtschaftssystems. Die BN-Jugendorganisation wünsche sich jedoch Alternativen zu dem Konzept "Immer mehr, immer schneller, immer weiter". "Zamma stehn und zamma reden" sei die Devise für die Aktionen der Bund-Naturschutz-Jugend beim Zamma-Festival in Freising. "Bayerns größter Klimakiller darf nicht ausgebaut werden. Zwei Bahnen reichen", forderte Ruth Heeren.

Am Freitag, 10. Juli, um 18 Uhr veranstaltet die BN-Jugend am Roider-Jackl-Platz begleitend zur Ausstellung eine Podiumsdiskussion mit Vertretern verschiedener Jugendverbände und Parteien. Geklärt werden soll folgende Frage: "Wie denkt die junge Generation über das Thema dritte Startbahn und Wachstum in Bayern?". Der Abend soll dann mit Live-Musik ausklingen. Am Samstag, 11. Juli, um 15.30 Uhr wird von den Aktiven der BN-Jugendorganisation ein politisches Kabarett geboten. "Wir nehmen sie mit auf eine ganz besondere Flugreise", heißt es in der Ankündigung. Der Startbahnprotest ist also jung, wie Freisings OB Tobias Eschenbacher versicherte: "Und ich war noch nie so zuversichtlich wie gerade jetzt, dass das Thema für uns irgendwann beendet ist und sich die ganze Sache totläuft."

© SZ vom 09.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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