"Wir dürfen nicht auslassen":Kämpfen für den Wachtelkönig

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Bei der Jahreshauptversammlung des Bund Naturschutz stellt der Kreisvorsitzende Christian Magerl die dritte Startbahn in den Mittelpunkt. Kritik übt er auch an den Plänen für Transgourmet in Lerchenfeld

Von Johann Kirchberger, Freising

"Wir dürfen nicht auslassen", sagte Christian Magerl, "wir müssen weiterkämpfen für das Erdinger Moos, für diese grandiose Landschaft, für Kiebitz, Brachvogel und Wachtelkönig, bis diese Planung im Altpapiercontainer versenkt ist". Bei der Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe des Bund Naturschutz, die zum Jahreswechsel 4409 Mitglieder zählte, stellte der Kreisvorsitzende im Löwenwirt einmal mehr den Kampf gegen die 3. Startbahn in den Mittelpunkt.

Für diese Planung, so Magerl, gebe es nach wie vor keinen Bedarf. Die Zahl der Passagiere habe zwar im Vorjahr um 3,2 Prozent zugenommen, die der Flugbewegungen aber nur um 0,9 Prozent, "das ist keine Trendwende". Auch im Januar und Februar habe die Zunahme, rechne man den Schalttag weg, nur 0,5 Prozent betragen. Mit ihren Prognosen hätten sich die Flughafen-Gutachter "granatenmäßig verhaut". Die Flugsicherung gehe momentan von einer jährlichen Zunahme von ein bis 1,5 Prozent aus, das Zentrum für Luft- und Raumfahrt sogar nur von einem maximalen Wachstum von 0,8 Prozent. Bedauerlich sei es, so Magerl, dass die Entscheidung von Ministerpräsident Seehofer über den Bau der 3. Startbahn immer wieder verschoben werde, jetzt voraussichtlich bis nach Pfingsten. Die Betroffenen müssten daher im elften Jahr mit diesem Damoklesschwert leben.

Interessanterweise habe kürzlich Finanzminister Söder erklärt, dass die neue Startbahn vor 2020 nicht benötigt werde. Dabei habe doch die FMG vor Gericht immer wieder den sofortigen Vollzug gefordert, um umgehend bauen zu können. Warum Flughafenchef Kerkloh so sehr auf den Bau dränge und auch nicht davor zurückschrecke, sich durch Zahlungen an Fluggesellschaften "Wachstum zu kaufen", sei auch klar. Der Luftverkehr verlagere sich immer mehr in die Golfstaaten, bald auch nach Istanbul und wohl von 2018 an auch nach Berlin.

Außerdem laufe die Vereinbarung mit der Lufthansa, so viele Passagiere zu liefern, bis die Prognosen stimmten, im Jahr 2018 aus. Aber zum Glück gelte noch immer der Münchner Bürgerentscheid, freute sich Magerl, und die Gegenseite wisse nicht, wie sie den überwinden könne. Und sollte das doch einmal gelingen, "dann organisieren wir einen neuen Bürgerentscheid", gab er sich kämpferisch, "und den gewinnen wir noch höher als den alten".

Kritisch ging Magerl auch mit den Plänen um, auf dem Flughafengelände ein riesiges, fast 50 Hektar großes Gewerbegebiet, das "Air Site West" zu bauen. Freising brauche aber kein weiteres Gewerbegebiet, so Magerl, "wir brauchen bezahlbaren Wohnraum". Bisher habe noch niemand gesagt, wo die dort einmal beschäftigten Menschen unterkommen sollen.

Ein weiteres "unangenehmes Thema", mit dem sich der BN beschäftigen müsse, so Magerl, sei der geplante Bau einer riesigen Kühl- und Lagerhalle von Transgourmet im Gewerbegebiet Clemensänger. Die Planung und die Ausmaße "der Monsterhalle", die 275 Meter lang, 90 Meter breit und 18 Meter hoch werden soll, stellte Karl-Heinz Häberle vor. Bis zu 60 Lastwagen pro Stunde würden hier einmal ankommen und Lärm und Abgase verbreiten. Und das unmittelbar neben einem neuen Schulzentrum und der Wohnbebauung. Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher warf er vor, sich die Aufhübschung der Innenstadt mit der "Verschmuddelung" des Stadtrands zu erkaufen. Die Anwohner der Carl-Orff-Straße hätten sich beim Kauf ihrer Häuser auf den geltenden Bebauungsplan verlassen, so Häberle, wonach im Gewerbegebiet kleinere Betriebe angesiedelt würden. "Jetzt fühlen wir uns verraten und verkauft".

Hoffnungen setze er auf den Planungsausschuss, der nächsten Mittwoch einer Änderung des Bebauungsplans zustimmen müsse. Tue er das nicht, dann sei der "Tobi-Klotz" vom Tisch. Ergänzend verwies Magerl auf den gigantischen Energieverbrauch dieser Kühlhalle, sprach von 800 000 Euro Stromkosten im Jahr. Deshalb auch glaube er, dass die 44 LKW-Slots zur Be- und Entladung der Lastwagen nicht wie geplant im Süden, sondern im Norden gebaut würden. Besorgt zeigte er sich auch darüber, dass bei einem Verkauf der Fläche an Transgourmet das Gewerbegebiet "auf einen Schlag" verbraucht werde, und dann bestimmt ein neues geplant und damit neue Flächen versiegelt würden.

© SZ vom 19.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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