Wegen Veranstaltung in Ingolstadt:Kritik an AfD-Chef Strixner

"Erdlinge" werfen neuem Kreisverband Werbung für umstrittenen Redner vor. Der Vorsitzende wehrt sich

Von Christian Gschwendtner, Freising

Die Moosburger Gruppe "Erdlinge" wirft dem AfD-Kreisvorsitzenden Andreas Strixner widersprüchliches Verhalten vor. Einerseits profiliere sich Strixner in der Öffentlichkeit als ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer, andererseits hätte sein Kreisverband für eine umstrittene AfD-Veranstaltung in Ingolstadt getrommelt. Geladen war dort Jürgen Elsässer, der Chefredakteur des rechten Compact Magazins. Der Soziologe Oliver Nachtwey erkennt in ihm einen "schrillen, neurechten Hasardeur". Für die Erdlinge geht beides nicht zusammen. "Es ist falsch, jemandem wie Elsässer, der gegen Flüchtlinge hetzt und sie als Waffe in einem Krieg gegen Deutschland bezeichnet, eine Plattform zu geben", sagt Erdlinge-Sprecher Björn Groß.

Strixner, 30, selbst sieht in dem Vorgehen keinen Widerspruch. Er sagt: "Ich bin nur als Zuhörer dabei." Seit sich der AfD-Kreisverband Oberbayern Nord vor zwei Wochen aufgespaltet hat, ist Strixner nurmehr für die Landkreise Freising und Pfaffenhofen zuständig. Das Treffen in Ingolstadt habe der dortige Kreisverband organisiert. Die Erdlinge monieren aber, die hiesigen AfD'ler hätten auf ihrer Facebookseite nicht nur für die Veranstaltung geworben, sondern auch ein Video mit dem Compact-Chefredakteur verbreitet.

Am 21. März wird Elsässer zudem als Redner ein Gastspiel beim Pegida-Ableger in München geben. Davon will sich Kreischef Strixner zunächst nicht beeindrucken lassen. Er will sich seine eigene Meinung bilden. Die Protestfront, die sich in Ingolstadt gegen das AfD-Treffen formiert hat, überrascht ihn ebenfalls nicht. Das seien nur die üblichen Linken, teilt Strixner mit.

Das überparteiliche Aktionsbündnis "Ingolstadt ist bunt" hatte zu einer Mahnwache aufgerufen. Neben Vertretern der etablierten Parteien beteiligen sich der Deutsche Gewerkschaftsbund, antifaschistische Organisationen und Fangruppen des FC Ingolstadt 04 an dem Bündnis. Die Erdlinge hielten engen Kontakt zu einigen Mitgliedern, sagt Björn Groß. Aus Solidarität habe man deshalb den Aufruf zur Mahnwache weiterverbreitet.

Auf Seiten der AfD ist man wenig erfreut über das Vorgehen der Gegendemonstranten. Wie Strixner am Freitagvormittag bestätigt, will die AfD juristisch gegen die Organisatoren vorgehen. "Eine Anzeige gegen die Unterstellungen läuft gerade noch. Der Anwalt muss das jetzt noch genau ausformulieren", erklärt Strixner. Als Schatzmeister sitzt er auch im Landesvorstand der AfD. Und dort war in einer schriftlichen Stellungnahme bereits am vergangenen Dienstag die Rede von "Verleumdung" und "übelsten Lügen". Weiter hieß es: Das Vorgehen von "Ingolstadt ist bunt" offenbare eine "geradezu totalitäre und antidemokratische Gesinnung". Die AfD'ler stören sich an einer Formulierung auf dem Informationsflyer zur Mahnwache. Über die Rechtspopulisten ist dort zu lesen: "Sie predigen Hass gegen Menschen und loben Verbrechen wie Brandstiftung und Gewalt. Das ist der Zündstoff der rechtes Gedankengut hervorbringt."

Von dem juristischen Säbelrasseln der AfD wollen sich die Organisatoren der Mahnwache nicht einschüchtern lassen. "Die AfD will in die breite Mitte der Gesellschaft vordringen und da wollen wir sie nicht haben", sagt Johann Horn, IG-Metaller und Sprecher des Ingolstädter Bündnisses. Ihm zufolge hat auch die CSU, ihre Sympathien für die Mahnwache im Vorfeld erkennen lassen.

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