Vorerst nur befristete Mietverträge:Vorübergehende Not

Lesezeit: 2 min

Die Parkplätze an den Vöttinger Studentenwohnheimen werden künftig etwas leerer, wenn die Renovierung der alten Gebäude beginnt. (Foto: Marco Einfeldt)

Das Studentenwerk saniert und erweitert die Wohnheime an der Giggenhauser Straße. Kurzzeitig werden deshalb 107 Plätze fehlen. Beklagt werden von den Bewohnern die mangelnden Einkaufsmöglichkeiten in Vötting

Von Dennis Wenzl, Freising

Große Bau- und Sanierungsmaßnahmen sind vom kommenden Jahr an für die Freisinger Studentenwohnheime geplant. Davon sind die Bewohner des älteren Wohnheims an der Giggenhauser Straße betroffen. Denn obwohl neuer Wohnraum geschaffen werden soll, müssen sich viele Studenten spätestens 2019 eigene Wohnungen suchen.

Neben der neueren Wohnanlage "Weihenstephan IV" steht der ältere Komplex "Weihenstephan II", der Ende 2018 saniert werden soll. Zuvor wird nebenan jedoch ein Neubau entstehen. Damit "Weihenstephan II" überhaupt saniert werden kann, müssen die Bewohner nämlich dort ausziehen. 119 von ihnen können in den neu entstehenden "Neubauteil West" übersiedeln. Die übrigen der 226 Bewohner seien informiert "und werden sich gegebenenfalls um eine private Unterkunft kümmern müssen", erklärt Ingo Wachendorfer vom Studentenwerk München.

Wegen der Pläne des Studentenwerks seien die Mietverträge für Plätze im Wohnheim "Weihenstephan II" bis 30. September 2016 "zur Sicherheit befristet", so Wachendorfer, da man bei den Bauvorhaben "flexibel" bleiben müsse. Das sei die übliche Vorgehensweise bei solchen Projekten. Sollten Wohnungen durch die weiteren Bauarbeiten nicht betroffen sein und weiterhin bewohnbar bleiben, würden die Verträge dann auch bis zur Sanierung verlängert, bestätigt der Pressesprecher. Man wolle den Studenten ja schließlich nichts Böses und sicher nicht, dass diese von einem Tag auf den anderen "auf der Straße stehen". Einzige Ausnahme seien dabei Verträge, welche die reguläre Wohnzeit von sechs Semestern überschritten hätten.

Obwohl ein genauer Termin für den Baubeginn noch nicht feststeht, rechnet man im Studentenwerk mit Sommer 2016. Zuerst wird dann auf dem Gelände der Giggenhauser Straße 25 d, e und f, auf dem heute noch Autos parken, der "Neubauteil West" hochgezogen. Dieser soll Ende 2018 fertig werden. Dafür veranschlagt das Studentenwerk ein Budget von 13 Millionen Euro brutto.

Anschließend beginnen die Sanierungsarbeiten, wobei ein Teil des Gebäudes von "Weihenstephan II" abgerissen wird, um dem sogenannten "Neubau Ost" zu weichen. Dafür liegen noch keine Kostenberechnungen vor. Insgesamt, davon geht man im Studentenwerk aus, wird der gesamte Bau- und Sanierungsvorgang zweieinhalb Jahre dauern.

Neben den 107 zwischenzeitlich fehlenden Wohnheimplätzen scheint auch die Versorgung der Wohnheime ein Problem zu sein. Studenten, die in dem Wohnheim wohnen, beklagen die mangelnden Einkaufsmöglichkeiten in der näheren Umgebung. Außer einem kleinen Supermarkt, der über einen Kilometer entfernt liegt, gebe es keine Möglichkeit, Besorgungen zu erledigen. Zwar biete der Markt ein ausreichendes Sortiment, sei aber nicht nah genug gelegen, um Einkäufe problemlos ins Wohnheim zu schaffen. "Und den Wasserkasten mit dem Rad nach Hause zu fahren, ist auch nicht gerade leicht", beschreibt ein Student die Lage.

Bei diesem Problem verweist das Studentenwerk auf die Verantwortlichkeit der Stadt Freising. Die Stadt hat das Problem auch bereits erkannt. Franz Bernack (Freisinger Mitte), Referent für Stadtplanung, räumt jedenfalls ein, dass das Angebot an Nahversorgung "mehr als ungenügend" ist. Bei der Stadtplanung verfolge man ein Konzept der sogenannten Zentrenhierarchie. Dabei wäre die Innenstadt ein Zentrum der Hierarchiestufe eins, das von einem hypothetischen Nebenzentrum Vötting/Weihenstephan keine Konkurrenz bekommen dürfe. Zwar sei die "wohnortnahe Grundversorgung" zu gewährleisten, aber es sei beispielsweise ausgeschlossen, dass man in Vötting Textilgeschäfte oder ähnliches bekomme.

Der Stadtentwicklungsplan Freising 2030 sieht eine separate Entwicklung für jeden Stadtteil vor. Dabei sollen städtebauliche Missstände bis 2030 behoben werden. Die Menge an Projekten habe jedoch zur Folge, so erklärt es Bernack, dass die Nahversorgung der Wohnheime "leider nicht allzuhoch priorisiert" werde. Dennoch sei es recht wahrscheinlich, dass ein Nahversorgungsangebot geschaffen werde. Damit sei jedoch in den nächsten zwei bis drei Jahren nicht zu rechnen.

© SZ vom 18.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: