Vorbildlich:Ein Leben fast ohne Müll

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Viele Reinigungsmittel macht Daniela Schnagl-Vitak aus Olching selbst, das spart nicht nur Müll, sondern auch Geld. Und Haut und Umwelt freuen sich über weniger Chemikalien. (Foto: Marco Einfeldt)

Beim Vortragsabend des Kreisbildungswerks mit Abfall-Vermeiderin Daniela Schnagl-Vitak müssen sogar Besucher abgewiesen werden. Sie erzählt, wie sie WC-Reiniger und Zahnpasta selbst herstellt

Von Alexandra Vettori, Freising

Dass Müll für derart viele Freisinger ein echtes Anliegen ist, hätten auch die Programmmacherinnen des Kreisbildungswerks nicht gedacht. So mussten sie am Montagabend eine ganze Reihe Besucher abweisen, weil der vorgesehene Raum nur 40 Sitzplätze hatte. Nicht nur Bildungsreferentin Veronika Schweikl war baff und versprach den Abgewiesenen einen weiteren Termin. Es waren vorwiegend Besucherinnen, die kamen, lediglich zwei Quotenmänner waren dabei.

Ohnehin war der Abend mit der Olchinger Müllvermeiderin Daniela Schnagl-Vitak nur der Auftakt für einer Veranstaltungsreihe zum Thema "bewusstes Leben", zu der eine gemeinsame Fastenaktion und zum Abschluss eine Ausstellung beim Uferlos gehören. Der einen oder anderen mochte es am Montagabend freilich ein wenig mulmig werden, hatte man doch eine Abfall-Fachfrau vor sich, die es tatsächlich in eineinhalb Jahren geschafft hat, mit ihrer Familie, vier Kinder inklusive, keinen Verpackungsmüll mehr zu produzieren. Auch der Restmüll ist bis auf ein ganz kleines Häufchen geschmolzen.

Bis es soweit sei, da konnte Daniela Schnagl-Vitak trösten, dauere es, "und auch ich habe immer ein Projekt nach dem anderen in Angriff genommen". Ihre Motivation zu Beginn sei schlicht gewesen, dass sie der Verpackungsabfall von Obst und Gemüse derart genervt habe, dass sie eine Sensibilität für ihren Müll entwickelte. Beruflich ist sie als Coach tätig, das lässt ihr genügend Zeit, um beispielsweise Zahnpasta und Toilettenreiniger selbst herzustellen. Das sei weniger schwierig, als man denke, versicherte sie, und dazu noch viel günstiger. "Eine Flasche WC-Reiniger kommt bei mir auf neun Cent", sagte Schnagl-Vitak lächelnd. Das Rezept gab es gratis mit: eine Pappschachtel Stärke, Zitronensäure, etwas Natron und für den Duft einige Tropfen Zitronen- oder Lavendelöl. Dass es an der Zeit ist, nicht nur beim Verpackungswahn dagegen zu steuern, erklärte die Referentin mit ein wenig Statistik. Auch wenn die Deutschen eifrig sortieren, produzieren sie doch so viel Müll wie nie. Mittlerweile seien 63 Prozent des in Supermärkten verkauften Obstes und Gemüses in Plastikfolie eingeschweißt, auch Bioprodukte. "Und da greife ich dann lieber zur nicht verpackten Regionalware", so Schnagl-Vitak. Den ganz großen Teil besorge sie sich ohnehin in einer Olchinger Gärtnerei, garantiert regional und saisonal. Milchprodukte kaufe sie nur im Glas oder fülle damit bei dem Käseladen ihrer Wahl ihre mitgebrachten Gefäße auf, "da habe ich noch die alten Tupper-Boxen, die brauche ich auf und ersetze sie, wenn nötig, dann durch Metallgefäße."

Großes Interesse in der Zuhörerschaft fanden ihre Rezepte, etwa zur Herstellung von Zahnpasta. Calciumcarbonat, Xylit, also Birkenzucker, Kokosöl und einige Tropfen Pfefferminzöl und Wasser, das war's. Statt Zahnbürsten verwende sie Miswak-Hölzer, spezielle Zahnhölzer, bis jetzt zur vollen Zufriedenheit des Zahnarztes, wie sie versicherte.

Viele Rezepte habe sie von der Homepage smartikular.net, "da kann man süchtig werden", sagte Schnagl-Vitak lächelnd. Ihr nächstes Projekt steht auch schon fest: "Kosmetik. Da habe ich mich bisher nicht rangetraut."

© SZ vom 17.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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