Essenskreisel:Lebensmittel müssen nicht im Müll landen

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Wohin mit den ganzen Eiern und Bananen kurz vor dem Urlaub? Auf dem Campus in Weihenstephan gibt es den "FairTeiler", bei dem man verwertbare Lebensmittel abgeben - und auch kostenlos abholen kann.

Von Jenny Schößler, Freising

Fleich- und Milchprodukte können beim "FairTailer" in Weihenstephan nicht abgegeben werden, da sie unbedingt gekühlt werden müssen. (Foto: Florian Peljak)

Die Taschen für den Urlaub sind gepackt und das Wochenende naht, aber der Salatkopf, die Möhren und die fünf Brezen von gestern liegen noch in der Küche. Und im Regal lagern schon seit Tagen drei Packungen Trockenfrüchte, die einem doch nicht schmecken. Was tun? Einfach wegwerfen? Das muss nicht sein. Unter dem Namen "FairTeiler" hat sich die Hochschulgemeinde (HSG) Freising zusammen mit einer Foodsharing-Gruppe ein gemeinsames Projekt vorgenommen: Einen Raum, in dem man ohne Kosten oder besondere Verpflichtungen Lebensmittel abgeben kann, die man nicht mehr essen will oder kann. Im Sinne der Nachhaltigkeit und als Zeichen gegen die Lebensmittelverschwendung, liegen die Produkte als eine Art Geschenk für jeden aus, der sie mitnehmen mag. So spart man sich das unnötige Wegwerfen von noch verzehrbaren Produkten und kann gleichzeitig anderen Menschen eine Freude machen.

"Die Idee entstand vor ungefähr einem halben Jahr im Januar. Da hat eine Studentin mich angesprochen, ob man sich nicht vorstellen könnte, so was hier in Freising zu machen", erzählt Anne Lüters, evangelische Pfarrerin in der Hochschulgemeinde. Die Studentin war schon vorher in einer Foodsharing-Gruppe in Freising aktiv und wusste, dass es sogenannte FairTeiler an anderen Hochschulgemeinden in vielen Städten Deutschlands gibt.

Ausnahmen sind Alkohol und Lebensmittel, die gekühlt werden müssen

Begeistert von der Idee, schloss sich der katholische Pfarrer der Hochschulgemeine, Dirk Berberich, an. "Es war direkt im Team klar, dass wir das machen wollen und das Projekt unterstützen", sagt er. Um nicht blauäugig zu starten, entschied sich das Team aber dafür, eine Versuchsphase von drei Monaten anzupeilen, in denen man beobachten wollte, ob sich ein FairTeiler in Freising bewährt.

So entstand in einem Schuppen neben dem HSG-Gebäude auf dem Weihenstephaner Campusgelände ein kleines Verteilergebäude. In den drei Lebensmittelboxen im Inneren des Schuppens konnte jeder Bürger nach Lust und Laune Lebensmittel hineinlegen, die er nicht mehr brauchte. Ausnahmen sind Alkohol, verdorbene Waren und Lebensmittel, die unbedingt gekühlt werden müssen wie beispielsweise Fleisch oder Milchprodukte. Aber auch Non-Food-Produkte wie Shampoo oder Kleidung fanden über die drei Monate ihren Weg in den Schuppen.

"Der FairTeiler ist keine Konkurrenz für die Händler"

Organisiert wurde die kleine Sammel- und Verteilerstelle von 72 aktiven "Foodsharern" aus Freising. "Die sind regelmäßig zum Markt und zu Geschäften gefahren und haben aus den Lebensmitteln von dort Körbe zusammengestellt, die sie dann in den FairTeiler gebracht haben", erzählt Anne Lüters. Dabei handelte es sich in den meisten Fällen um Waren, die das Verfallsdatum überschritten hatten und damit nicht mehr verkauft werden durften. "Deshalb ist der FairTeiler auch keine Konkurrenz zu Händlern, weil das Essen normalerweise im Container landen würde, obwohl es noch verzehrbar ist", so Dirk Berberich. Da die Lebensmittel als privates Geschenk gesehen werden können, stand es demnach auch jedem frei, ob er die Packung Nudeln, die laut Verfallsdatum vor zwei Tagen abgelaufen war, mitnahm oder nicht. Damit schnell verderbliche Ware aber nicht zu lange im Verteiler unentdeckt blieb, wurde fast täglich innerhalb einer "Foodsharing Freising"-Gruppe auf Facebook gepostet, wenn neue Lebensmittel in den Boxen landeten. Mit einem Kümmererplan sorgten die Foodsharer dafür, dass auch alles hygienisch blieb und circa alle zwei Tage im Schuppen geputzt wurde.

Mittlerweile sind die drei Monate vorbei und die "Versuchsphase ist zur vollsten Zufriedenheit gelaufen", wie Dirk Berberich stolz verkündet. Als Belohnung für die gute Zusammenarbeit und die vorbildliche Nutzung zieht der FairTeiler nun um. Gerade mal zehn Meter weiter, dafür aber in einen größeren und kühleren Raum. Dort haben die HSG, Studenten und Foodsharer in den vergangenen zwei Wochen Regale eingebaut, Strahler angebracht und die Außenwände gestrichen. Ob der Freisinger FairTeiler nun auch mit einem Kühlschrank ausgestattet ist, soll an diesem Montag, 11. Juli, um 20 Uhr bei der Einweihungsfeier auf dem Gelände der Hochschulgemeinde noch geklärt werden.

© SZ vom 11.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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