Veranstalter in Not:Festivals unter Wasser

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Was von der Schlammschlacht übrig blieb: Wegen des Dauerregens steht nun auch den Veranstaltern der Freisinger Festivals das Wasser bis zum Hals - finanziell. Die Stadt will helfen.

Sabina Dannoura

Gummistiefel gehörten in diesem Jahr zur Standardausrüstung von Freisinger Festival-Besuchern: Sowohl das zehntägige Kulturevent "Uferlos" im Mai, als auch das Open Air am Vöttinger Weiher war durch die starken Regenfälle beeinträchtigt. Nun steht auch den Veranstaltern, der Firma Farmlands GbR und dem Verein "Prima Leben und Stereo" (Plus), das Wasser bis zum Hals - zumindest finanziell. Während die Stadt mit den Uferlos-Veranstaltern am Donnerstag Auswege aus der finanziellen Misere ausgelotet hat, bangt Plus-Vorsitzender Reinhard Fiedler, dass die Kosten für die Wiederherstellung der Festwiese die Rücklagen des Vereins übersteigen könnten.

Moderne Version von Woodstock: Feiernde am Vöttinger Weiher. Doch der Dauerregen in diesem Sommer bringt die Veranstalter der Freisinger Festivals arg in Bedrängnis. (Foto: Marco Einfeldt)

Viele junge Gäste des Open Airs am 6. und 7. August machten sich seinen Spaß daraus, im Schlamm zu baden, denn vom Rasen war während der Konzerte nichts mehr zu sehen. Fiedler bilanzierte anschließend, dass es in 17 Festival-Jahren noch nie so schlimm geregnet habe; da war er noch zuversichtlich, nach einigen Sonnentagen das Gras wieder wachsen zu sehen.

Heute weiß Fiedler: Es reicht nicht, den Platz planieren zu lassen, um das von der Stadt überlassene Gelände wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen. Die große Rasenfläche, immerhin, müsse keine Spezialfirma reparieren: "Es reicht wohl, wenn der für die Pflege zuständige Landwirt das übernimmt", schildert der Plus-Chef erleichtert. Was und in welcher Form weiterhin zu tun sei, werde ihm Michael Schober in Kürze mitteilen. Schober ist der Landschaftsarchitekt, der für die Neugestaltung des Erholungsgebiets Vöttinger Weiher verantwortlich zeichnet.

Die völlig ruinierten Wege zur Festival-Wiese und das als Campingplatz genutzte Areal, soviel ist bereits bekannt, muss jedenfalls von Profis instandgesetzt werden. Welche Ausgaben auf den Kulturverein zukommen werden, kann Reinhard Fiedler momentan nicht genau abschätzen, da müsse er die Angebote von Firmen abwarten. Auf teure Sonderausgaben ist der Verein Plus allerdings nicht vorbereitet: "Wir haben keinen großen Puffer. Wenn das Open Air finanziell so gelaufen ist, wie ich denke, haben wir eine vierstellige Summe auf dem Konto."

Und so bangt Fiedler, dass die Rücklagen nicht ausreichen, um die Kosten zu decken. Als Vorsitzender muss er im schlimmsten Fall seinen privaten Geldbeutel zücken - den Begriff "vorstrecken" zieht er vor, denn im nächsten Jahr werde das Open Air hoffentlich schwarze Zahlen schreiben. Und im Notfall, so überlegt Fiedler, könne man die Ticketpreise um einen Euro erhöhen: "So kommt schon wieder Geld rein."

Eintrittspreise einzuführen, könnte eine Option sein, um auch das Uferlos-Festival vor einem finanziellen Desaster zu retten: Bei der Premiere hat der Veranstalter Farmlands 10.000 Euro, dieses Jahr sogar 20000 Euro Miese eingefahren. CSU- und SPD-Stadträte haben bereits vorgeschlagen, zumindest die noch offene Miete für den Festplatz der Stadt in der Luitpoldanlage zu stunden - bisher sind von 20000 Euro erst 10.000 Euro überwiesen. Eine Entscheidung über diese Erleichterung für den Veranstalter steht noch aus.

Am Donnerstag um 7.30 Uhr morgens haben nun Festreferent Erich Irlstorfer (CSU), der für das Finanzressort zuständige Ulrich Vogl (ÖDP), der stellvertretender Leiter des Referats für Sicherheit und Ordnung, Robert Zellner, sowie Michi Kasper und Vipo Maat von Farmlands ein Krisengespräch geführt. Irlstorfer berichtete anschließend, Stadt und Uferlos-Betreiber wünschten eine Fortführung des Festivals: "Es soll jedenfalls weitergehen." Keine Angaben machte Irlstorfer, in welcher Form der Veranstalter als Privatunternehmen von der Stadt unterstützt werden solle.

Es seien "verschiedenste Lösungsmöglichkeiten in diesem sehr konstruktiven und kreativen Gespräch" erörtert worden, die am nächsten Dienstag im Ältestenrat besprochen würden. "Dort wollen wir einen Beschlussvorschlag für die Entscheidung im Hauptausschuss am 13. September erarbeiten", so Irlstorfer.

Bis zum Treffen des Ältestenrats, ein informelles Gremium, in dem die Sprecher der Fraktionen und der Oberbürgermeister vertreten sind, sei "inhaltlich Stillschweigen" vereinbart worden, teilt der Festreferent mit: Die nicht anwesenden Fraktionen von Grünen, Freien Wählern und SPD sollten nicht übergangen werden.

© SZ vom 27.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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