Zahlen nach oben korrigiert:Bis zu 1500 Flüchtlinge kommen

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Ein Gespräch mit der Regierung von Oberbayern stimmt Landrat Hauner nachdenklich - der Landkreis muss deutlich mehr Asylbewerber aufnehmen als erwartet. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Landkreis muss noch in diesem Jahr mehrere große Unterkünfte für Asylbewerber einrichten. Landrat Hauner will vor allem die Städte Freising und Moosburg in die Pflicht nehmen.

Von Peter Becker, Freising

Auch das Leben eines Landrats ist kein Wunschkonzert. Dass Millionen schwere Schulprojekte auf ihn zukommen würden, das war Josef Hauner klar, als er sich im vergangenen Jahr um die Nachfolge von Michael Schwaiger bewarb. Schließlich hatte er die Beschlüsse als CSU-Kreisrat mitgetragen. Nicht im Mindesten geahnt habe er, wie sich die Zuweisungen der Flüchtlinge auf den Landkreis auswirken würden, gibt Landrat Hauner während einer Pressekonferenz anlässlich seines einjährigen Dienstjubiläums zu.

Nach neuesten Informationen sollen Ende des Jahres 1500 Flüchtlinge in den Unterkünften leben. Was das Landratsamt selbst betrifft, denkt Hauner weit über seine Amtszeit hinaus. Der Landkreis will das Stabsgebäude kaufen, um dort endlich Jobcenter und Arbeitsagentur unter einem Dach zu vereinen.

Was die Schulen anbelangt, soll der Kreistag in den kommenden Wochen Entscheidungen treffen, die den Umbau der Auer Mittelschule zur Realschule und den Bau der zweiten Freisinger Realschule auf den Weg bringen. Die Verwirklichung beider Projekte fallen in seine Amtszeit. Was den Neubau der Berufsschule und die Überplanung des Schulzentrums an der Wippenhauser Straße angeht, werden wohl noch einige Jahre ins Land ziehen.

Nachdenklich stimmt Hauner ein Gespräch, das er noch am Dienstagmorgen mit der Regierung von Oberbayern geführt hat. Die korrigiert die Zahl der Flüchtlinge, die in diesem Jahr in Deutschland eintreffen, nach oben - verbunden mit der Botschaft, dass der Landkreis mit der Anzahl der Asylbewerber laut Quote im Rückstand liegt. Damit nicht genug; die Zahl der Flüchtlinge, die ihm die Regierung zuweist, soll sich von derzeit 700 auf 1500 bis zum Ende des Jahres mehr als verdoppeln.

"Wir brauchen im Laufe des Jahres große Einrichtungen", betont Hauner. Insbesondere in Freising und Moosburg müssten große Unterkünfte entstehen. Die Kreisstadt nimmt der Landrat besonders in die Pflicht. Er kann sich in Freising zwei große Unterkünfte mit je 100 Bewohnern vorstellen. "Wir müssen loslegen", fordert Hauner, was die geplante Einrichtung am Freisinger Bahnhof anbelangt. Doch die Fragen nach Erschließung, Investor und Kosten verschleppen das Tempo.

Der in jüngster Zeit immer öfter erhobenen Forderung, der Landkreis solle bezahlbaren Wohnraum schaffen, erteilt Hauner eine klare Absage. "Das ist eine dringende Aufgabe, aber keine des Landkreises", sagt er. Dies sei eine freiwillige Leistung, welche die Gemeinden über die Kreisumlage mitfinanzieren müssten. Besser sei es, die Gemeinden würden selbst im sozialen Wohnungsbaus tätig.

In diesem Zusammenhang verweist der Landrat auf ein Projekt, das er demnächst im Sozialausschuss des Kreistags vorstellen will: Wohnen für Hilfe. Dieses geht auf eine Münchner Initiative zurück. Studenten könnten bei einem Hilfe bedürftigen Senioren einziehen. Statt Miete zu bezahlen, müssten sie im Gegenzug "haushaltsnahe Dienste" leisten, beschreibt Hauner die Idee. Als Vermittler könnte die Wohnberatungsstelle im Landratsamt dienen.

Stabsgebäude soll noch 2015 gekauft werden

Mit Sorge sieht Hauner, wie sich die Behörde allmählich wieder über mehrere Häuser in der Stadt verteilt. Um einer Zersplitterung vorzubeugen, wie es sie in den Siebzigerjahren bereits gab, trat Hauner mit dem Gesuch an die Stadt Freising heran, das ehemalige Stabsgebäude kaufen zu wollen. Dazu trieb ihn auch die Sorge um, ein anderer Interessent könne das Gebäude erwerben.

Vermutlich müssten dann die dort untergebrachten Klassen der FOS/BOS ausziehen. Josef Hauner hofft, mit der Stadt Freising noch in diesem Jahr einig zu werden. Er denkt aber auch an die Prognose, dass der Landkreis bis zum Jahr 2030 auf insgesamt 190 000 Einwohner anwachsen soll. Damit einher geht dann auch eine Stellenmehrung in der Verwaltung.

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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