Unter dem Jubel der Zuschauer im Festzelt:Vier Schläge zur Glückseligkeit

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Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher zapft das erste Fass Bier an und eröffnet somit das Freisinger Volksfest. Böllerschützen verkünden anschließend laut die frohe Kunde

Von Peter Becker, Freising

"Der ist auch schon mal besser gewesen", kritisiert eine Zuschauerin die Leistung von Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher. Vier Schläge hatte dieser gebraucht, dann floss das erste goldgelbe Bier in den bereit gestellten Maßkrug. Fünf Minuten eher übrigens als geplant. Dann hatte das Warten der zahlreich erschienenen Zuseher ein Ende und sie konnten sich die erste Maß bestellen. "Ein Stück vom Paradies", meinte Freisings Kulturreferent Hubert Hierl vor dem Anzapfen. Denn es sei in Ermangelung von himmlischen Manna schon eine Glückseligkeit, wenn das frische Bier schäumend in die Krüge fließe. Kurz nach dem Anzapfen verkündeten Böllerschützen die frohe Kunde, dass das Freisinger Volksfest eröffnet ist.

Weit über eine Stunde zuvor hatte sich schon eine große Menge Zuschauer auf dem Marienplatz und entlang der Unteren Hauptstraße versammelt, um sich den Festzug in die Luitpoldanlage anzusehen. Zum Zeitvertreib spielte die Stadtkapelle auf. Die Schuhplattler aus Konradsheim, die zum ersten Mal bei der Volksfesteröffnung dabei waren, fanden durchaus den Beifall des Publikums, vor allem der Zuseherinnen. "So fesche Burschen", meinte eine Augenzeugin zu deren Auftritt. Das sei auch mal ganz was anderes, lobte sie die Idee, die Schuhplatter in den Festzug zu integrieren.

Vier Schläge hat Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher diesmal gebraucht, um das erste Fass Volksfestbier anzuzapfen. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Untere Hauptstraße säumten auch einige Asylbewerber, die offenbar so gar nicht wussten, wie ihnen da geschah. Damit befanden sie sich allerdings in guter Gesellschaft. Ein muskelbepackter, kahlrasierter und tätowierter Mann verlor angesichts des Spielmannszugs und der Stadtkapelle, die mit klingendem Spiel die Hauptstraße hinunterzogen, offenbar die Orientierung. "Ist denn hier schon das Oktoberfest?", fragte er seine Begleiterin, die natürlich ebenso ahnungslos war wie er selbst. Erfahrener wirkte da schon eine im Dirndl gewandete ältere Dame, deren Slang auf amerikanische Herkunft schließen ließ. Sie fotografierte wild drauf los, um ja genügend Eindrücke mit in ihre Heimat mitzunehmen.

Angeführt wurde der Festzug von Volksfestreferent Erich Bröckl und drei Oldtimern, einem Mercedes Pagoda, einem frisch restaurierten Mercedes 111 und einem Austin Healey. Darin wurden die Volksfestmadln zur Festwiese chauffiert, während ein Stück weiter hinten im Tross Oberbürgermeister Eschenbacher in der Festkutsche hinter dem Studentenkorps herrollte. Während der Festzug gegen 16.20 Uhr über die Hochtrasse rollte, fristete das erste Fass Bier im Festzelt noch ein einsames Dasein. Auf dem Volksfestplatz drehten sich indes schon die ersten Karusselle. Hie und da lag in der Nähe des Glückshafens ein gelber Zettel am Boden. Die ersten Nieten waren an der Losbude schon gezogen.

Fesche Burschen: Insbesondere Frauen hat der Anblick der Schuhplattler aus Konradsheim auf dem Marienplatz gefallen. (Foto: Marco Einfeldt)

Mit Spielmannszug, Schuhplattlern und politischer Prominenz zieht es immer mehr Publikum ins "wunderschöne Festzelt", wie der Oberbürgermeister lobte. Dieses ist in diesem Jahr erstmals mit einer Empore ausgestattet, die sich am westlichen Eingang, gegenüber der Luitpoldhalle, befindet. Eschenbacher stellte zufrieden fest, dass es anscheinend immer mehr Menschen gefalle, ihm beim Anzapfen des ersten Fasses zuzusehen. Schon in der Innenstadt war es schwierig gewesen, sich durch die Ansammlung von Menschen durchzukämpfen. Offenbar waren viele Zuseher dem Festzug hinterhergezogen. Die Vize-Hopfenkönigin Helena Kreitmair aus Notzenhausen ließ es sich ebenfalls nicht nehmen, als Erste ein Prosit auf die Gemütlichkeit auszuloben. Es sei ihr eine angenehme Pflicht, sagte sie. "Denn Freising ist ja schließlich aufgrund seiner Lage das Tor zur Hallertau."

© SZ vom 05.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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