Ungewöhnliches Vehikel:Logistische Meisterleistung

Lesezeit: 2 min

Trotz schlechten Wetters hatten sich am Sonntag an vielen Abzweigungen entlang der Strecke und in den kleinen Ortschaften einige "Spotter" eingefunden,

Kerstin Vogel

Für die Schaulustigen war es kein so guter Vormittag: Strömender Regen machte das Warten auf den angekündigten Schwertransport zu einer äußerst ungemütlichen Angelegenheit. Trotzdem hatten sich am Sonntag an vielen Abzweigungen entlang der Strecke und in den kleinen Ortschaften einige "Spotter" eingefunden, um die Durchfahrt des ungewöhnlichen Vehikels zu bestaunen: Ein neuer Trafo für das Kraftwerk in Zolling wurde da geliefert - eine Hunderte Tonnen schwere Last, die wegen statischer Probleme nur bis Wolnzach auf der Schiene befördert werden konnte.

Dort musste der in Nürnberg gefertigte Trafo dann in der Nacht zum Sonntag auf Spezialfahrzeuge umgeladen werden, um die letzten Kilometer auf der Straße zurücklegen zu können. Vier Wochen hatte die Regierung von Oberbayern gebraucht, um dafür gemeinsam mit den Landratsämtern Freising und Pfaffenhofen, den staatlichen Bauämtern und der Bahn die nötigen Vorbereitungen zu treffen: Immerhin galt es, einen Transport von 82 Metern Länge, vier Metern Breite und einem Gewicht von 622Tonnen sicher ans Ziel zu bringen. Da mussten Verkehrsschilder abmontiert, Ampelanlagen umgebaut und Kreisverkehre überbrückt werden - eine durchaus anspruchsvolle logistische Leistung.

Zu denen, die sich den Anblick des Supertransporters nicht entgehen lassen wollten, gehörte Johann Keck. Auf seinem Traktor hatte er sich schon gegen halb elf Uhr am Vormittag an der Staatsstraße 2054 bei Oberzolling postiert - doch ein plötzlicher heftiger Schauer zwang ihn zur raschen Flucht in das Auto eines anderen Schaulustigen. Gut anderthalb Stunden waren es da ohnehin noch, bis der Schwertransport endlich das Gebiet der Gemeinde Zolling erreichen sollte.

Der Weg, den die Kolonne nehmen würde, hatte sich unterdessen herumgesprochen. Nach dem Start um sechs Uhr morgens in Wolnzach und kleineren Schwierigkeiten an einer Steigung in der Ortschaft Dürnzhausen im Kreis Pfaffenhofen, kam das Spezialvehikel mit all seinen Begleitfahrzeugen gegen zehn Uhr im Landkreis Freising an, wo es über Berghaselbach auf der FS 24 zur Staatsstraße 2054 ging. Knifflig sei es für die Mitarbeiter der Spezialfirma beispielsweise in der kleinen Ortschaft Alsdorf geworden, schilderte Josef Demmel von der Freisinger Polizei. Hier musste die Schwerlast wegen einer sehr engen Kurve von einer Zugmaschine auf die andere "umgehängt" werden, was ein wenig Zeit in Anspruch nahm.

Ansonsten aber laufe alles wie erwartet, sagte Josef Demmel. Er hatte den Schwertransport am Morgen gemeinsam mit Freisings Polizeichef Anton Hemmer in Empfang genommen und begleitete den Tross dann auch auf seinem Weg durch den Landkreis. Mit Tempo 30 auf geraden Strecken - und deutlich langsamer in den Kurven und an den Abzweigungen.

Auch in Siechendorf wurde es noch einmal eng, was vor allem die Pferde auf der Weide dort ein wenig in Aufregung versetzte - und ein letztes Mal spannend wurde es auf der Staatsstraße bei Zolling, als das 4,90 Meter hohe Vehikel mit seiner schweren Last kurz vor Erreichen des Ziels in Anglberg abgesenkt werden musste: Die Brücke der Bundesstraße B301 ist nämlich nur 4,60 Meter hoch.

© SZ vom 20.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: