Ungewöhnliche Karriere:Vom Brauereisohn zum Klostervorsteher

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Die Trauerrede für Abt Ildephons ist im Rathaus ausgestellt. (Foto: Stadtarchiv)

Archivstück des Monats: Die Trauerrede für den Weihenstephaner Abt Ildephons ist Rathaus zu sehen

Von Peter Becker, Freising

Eine Trauerrede für den Weihenstephaner Abt Ildephons ist das Archivstück des Monats, welches das Stadtarchiv im Juni im Freisinger Rathaus ausgestellt. Die Behörde organisiert die kontinuierliche Überlieferung des Stadtgeschehens. Alles Wesentliche, was sich zu einer bestimmten Zeit in der Stadt ereignet hat, sollte sich in den Beständen des Archivs widerspiegeln. Archivierte Gegenstände will die Behörde nach und nach vorstellen und beschreiben, so dass die Freisinger eine Überblick erhalten, was sich so alles hinter den historischen Beständen verbirgt.

Ildephons hieß eigentlich Johannes Huber. Er wurde 1677 als Sohn des Furtnerbräuers Balthasar Huber und seiner Frau Katharina geboren. Dass es ein Kind aus einem mittelgroßen Brauereibetrieb zum Abt eines bedeutenden Benediktinerklosters, wie es das Weihenstephaner war, sei kein Regelfall gewesen, merkt Stadtarchivleiter Florian Notter an. Ildephons, so der Ordensname des Freisingers, hatte in München, Salzburg, Benediktbeuren und Ingolstadt studiert. Er regierte bis zu seinem Tod im Jahre 1749 das Kloster 44 Jahre lang. Ildephons war oberster Verwalter des Klosterbesitzes und oberster Richter der Grunduntertanen von Weihenstephan, insbesondere der Klostermark Vötting. 18 Jahre lang versah er die bedeutende Position eines Generalpräses der Bayerischen Benediktinerkongretation.

Ildephons gilt als einer der ersten Förderer der Brüder Cosman Damian und Egid Quirin Asam. Er ließ sie eine neue Hangkapelle über dem Korbiniansbrünnlein am Weihenstephaner Berg bauen. Sie hatte einen kreisrunden Grundriss. 1720 geweiht, wurde sie 1804, ein Jahr nach der Säkularisation des Klosters, zerstört. Heute sind dort nur noch die Ruinen zu sehen. Ildephons gab den Auftrag zur Gestaltung der Decke im ehemaligen Dekanatssaal des Klosters, der heute Sitz der TU-Verwaltung ist. Vermutlich stammen die Fresken der junge Cosimas Damian Adam. Für den Bau der Lyzeums-Aula, dem heutigen Asamsaal, steuerte Ildephons 3000 Gulden bei.

Der Abt des Weihenstephaner Klosters starb am 31. Oktober 1749 an einem Schlaganfall. Die Trauerfeier fand einen Monat später am 2. Dezember in der Weihenstephaner Klosterkirche statt. Die Trauerrede hielt Benno Murschhauser, Dekan des Augustiner-Chorherrenstifts in Indersdorf. Den Druck der Rede, die aufgrund der Bedeutung des Verstorbenen eine gewisse Verbreitung fand, besorgte die Freisinger Hofbuchdruckerei. Ein Exemplar davon befindet sich laut Florian Notter im Freisinger Stadtarchiv.

© SZ vom 09.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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