Umweltschutz in Freising:Das Artensterben aufhalten

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Eine Honigbiene im Anflug. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Herbizide wie Glyphosat sowie Neonikotinoide sind auf städtischen Grundstücken künftig verboten. Daran müssen sich auch Landwirte halten, die Grundstücke von der Stadt gepachtet haben.

Von Kerstin Vogel, Freising

Die Stadt Freising will ein Zeichen für die Umwelt und gegen das Artensterben setzen und verbietet auf städtischen Grundstücken bei der Bewirtschaftung künftig die Verwendung von Glyphosat und anderen Herbiziden, Pestiziden sowie Neonikotinoiden, die besonders im Verdacht stehen, das Bienensterben zu befördern. Auch eine Düngung soll nur noch "im unbedingt erforderlichen Umfang" gestattet sein. Gelten soll das für alle neuen Pachtverträge sowie bei der Verlängerung bestehender Verträge, für landwirtschaftlich genutzte Flächen wie für Gartengrundstücke.

Beantragt hatten das Verbot von Pflanzenschutzmitteln mit der Freisinger Mitte, der Linken und den Grünen gleich drei Stadtratsfraktionen und am Ende gab es im Finanzausschuss auch nur eine Gegenstimme - von Anton Frankl (FSM), der selber eine konventionelle Landwirtschaft betreibt und "ein bisschen ein Problem" mit der Entscheidung seiner Kollegen hatte. Es sei okay, die Verwendung von Glyphosat auszuschließen, räumte er ein. Auf andere Herbizide müsse man aber für eine vernünftige Bewirtschaftung zurückgreifen können, sagte er: "Sonst funktioniert es nicht mehr."

Frankl war es auch, der sich sorgte, dass man mit den umfassenden Verboten die landwirtschaftlichen Flächen der Stadt künftig nicht mehr zum bisherigen Zins verpachten könne - ein Argument allerdings, das unter anderem bei Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher nicht zog. Diese Konsequenz müsse man dann halt tragen, sagte er. Er habe zuletzt einmal darauf geachtet und zum Beispiel festgestellt, dass heutzutage auch nach einer längeren Autofahrt übers Land die Windschutzscheibe völlig sauber sei. Früher habe man da unzählige Insektenleichen entfernen müssen, so Eschenbacher. Auch das Bienensterben empfinde er als bedrohlich.

Die Kommunen müssten in dieser Frage "wie so oft ausbaden, was die große Politik nicht auf die Reihe bekommt", kritisierte der Oberbürgermeister. Man könne den Einsatz der umstrittenen Gifte aber zumindest für die Flächen der Stadt steuern und so "beispielgebend vorangehen". Fachlich könne er nicht beurteilen, ob das der richtige Weg sei, räumte er ein: "Aber nichts zu machen, ist sicher der falsche Weg."

"Wenn wir nichts machen, können wir zusehen, wie es mit der Natur weiter den Bach runtergeht", sagte auch Grünen-Sprecher Sebastian Habermeyer. Es sei ja ganz schön, "wenn Motorradfahrer jetzt mit offenem Mund fahren können, weil ihnen keine Insekten mehr hineinfliegen". Aufgabe der Zukunft müsse jedoch sein, dass auch die konventionelle Landwirtschaft so umweltgerecht wie möglich produziere. Wenn dabei langfristig einzelne Produktionsarten - etwa der Rapsanbau - auf der Strecke blieben, sei das halt so. Die Stadt aber müsse für ihre Liegenschaften jetzt ein Zeichen setzen, so Habermeyer. Die Verbotsanträge seien ein Zeichen, "wohin die Stadt will", bestätigte Benno Zierer (FW). Er brach jedoch eine Lanze für die konventionell arbeitenden Landwirte, die man mit der Neuregelung natürlich schon besonders treffe. Denn den vollständigen Verzicht auf Pflanzenschutzmittel könnten nur biologisch wirtschaftende Bauern leisten. Zierer kritisierte neben den fehlenden Vorgaben der "großen Politik" auch Wissenschaft und Forschung, die bislang wenig zur Lösung des Problems beigetragen hätten. Gleichwohl schloss auch er sich am Ende der Mehrheit im Ausschuss an, "um ein Signal zu senden gegen ein System, das hinten und vorne nicht funktioniert", wie es Birgit Mooser-Niefanger (FSM) formuliert hatte. Ein richtiger Schritt, wie Monika Hobmair ergänzte: "Man verbietet das jetzt und dann werden sich die Verantwortlichen eben damit befassen und neue Wege finden müssen."

© SZ vom 09.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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