Freisinger Westtangente:Stadt verteidigt Spatenstich

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OB Tobias Eschenbacher sieht - im Gegensatz zu den Gegnern der Umgehungsstraße - keinen Grund, nicht mit dem Bau zu beginnen. Das es jetzt ernst wird, werden vom 26. Mai an die Anwohner der Hohenbachernstraße zu spüren bekommen.

Von Kerstin Vogel, Freising

Der Spatenstich für die Freisinger Westtangente am 7. Mai ist ein symbolischer Akt. Darin sind sich Gegner wie Befürworter des Projektes einig. Dass es anschließend sofort ernst wird mit dem Bau der umstrittenen Umgehungsstraße, werden als erste die Anwohner der Hohenbachernstraße zu spüren bekommen.

Hier muss zwischen Griesfeld- und Egilbertstraße ein Betondeckel eingezogen werden, um die künftigen Tunnelbauarbeiten zu sichern. Deshalb wird die Straße von Dienstag, 26. Mai, an für geschätzt 13 Wochen vollständig für den Verkehr gesperrt. Bereits am kommenden Montag soll damit begonnen werden, zwischen der Bundesstraße 11 und den Bahngleisen den Oberboden abzuschieben, um den Untergrund für eine erste Baustraße vorzubereiten - archäologische Untersuchungen inbegriffen.

Die politischen Auseinandersetzungen um den Spatenstich gehen unterdessen weiter - zum völligen Unverständnis von Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher. Das Bündnis "Besser ohne Westtangente" hat ebenfalls für den 7. Mai eine Demonstration angemeldet - die erste in der 40 Jahre währenden Geschichte des Widerstands gegen die Umfahrung.

Die Forderung der Tangentengegner: Mit dem Baubeginn solle so lange gewartet werden, bis die Stadt im Besitz aller erforderlichen Grundstücke ist und der schriftliche Förderbescheid der Regierung von Oberbayern vorliegt.

Den hat die Stadt tatsächlich noch nicht, wie Projektleiter Franz Piller jederzeit bereitwillig einräumt. Dass die Stadt über keinerlei schriftliche Zusagen über die zu erwartenden Zuschüsse verfüge, wie von den Tangentengegnern behauptet, sei jedoch falsch, sagte er am Montag bei einer Pressekonferenz im Rathaus.

Die Minister Herrmann und Söder hätten einen Zusage über 70 Prozent der förderfähigen Kosten unterzeichnet. Dieses Schriftstück liege der Stadt ebenso vor, wie eine schriftliche Bestätigung dieser Zusage durch die Regierung von Oberbayern, betonte Piller.

Außerdem sei von der Regierung der vorzeitige Beginn der Maßnahmen für den Bau der Westtangente bewilligt worden - ein im Übrigen absolut normales Vorgehen bei Bauprojekten der Stadt. Ohne vorzeitigen Baubeginn hätte man weder die Kindertagesstätte im Steinpark rechtzeitig fertigstellen können, noch die an der Murrstraße oder die Feuerwache in Pulling, wie Eschenbacher aufzählte.

Tatsächlich müsse man den Bau der Umgehungsstraße jetzt vorantreiben, um in der Grundstücksfrage voranzukommen, erläuterte Piller die Zusammenhänge. Denn nur dann könne man im Zweifelsfall tatsächlich irgendwann enteignen - und erst dann, wenn die Stadt über alle Grundstücke verfügen könne, könne die Regierung auch den endgültigen Förderbescheid ausstellen. Aktuell verhandele man noch mit neun Eigentümern, so Piller: "Drei davon sperren sich, bei anderen schwankt das."

Rechtlich jedenfalls sieht sich die Stadt mit allen bereits begonnenen und nun folgenden Arbeiten inklusive symbolischem Spatenstich auf der sicheren Seite und Eschenbacher kann die Stadtratskollegen von Grünen und ÖDP, die mit zu der Demonstration aufgerufen haben, nicht verstehen: "Ich hätte es nachvollziehen können, wenn hier die betroffenen Bürger demonstrieren würden", sagte er empört: "Aber bei Stadträten, die in den gesamten Entscheidungsprozess einbezogen waren, die selber einen Bürgerentscheid initiiert und verloren haben, finde ich das sehr fragwürdig."

Zudem würden "bewusst falsche Informationen verbreitet", kritisierte Eschenbacher: Zumindest Ulrich Vogl (ÖDP) habe als Finanzreferent des Stadtrats stets auch Einsicht in die Akten gehabt.

Entsprechend hält die Stadt an ihrer weiteren Planung für das Projekt fest. Für die Bodenarbeiten auf dem Teilstück der Tangententrasse zwischen B 11 und Bahngleisen soll in dieser Woche der Auftrag vergeben werden. Auswirkungen auf den Verkehr sind dadurch noch nicht zu erwarten. Einzig für den Werksverkauf der Molkerei muss eine Umleitung ausgewiesen werden - und die Feuerwehr muss das Betriebsgelände natürlich erreichen können.

Anders sieht es bei den Arbeiten an der Hohenbachernstraße aus. Hier muss eine 15 mal elf Meter breite Betonplatte in den Boden eingelassen werden, damit darunter hindurch dann vom kommenden Jahr an der Tunnel gebohrt werden kann. Die Straße wird dazu vom 26. Mai bis spätestens 11. September gesperrt: Dieses Datum ist festgelegt, weil die Hohenbachernstraße der Schulweg der Vöttinger Kinder ist - und die Erstklässler sie im neuen Schuljahre gefahrlos nutzen können sollen.

Bis dahin wird ein eigener Bus die Kinder in die Grundschule Vötting bringen. Die Umleitung für den übrigen Verkehr führt über die Straße Am Mitterfeld.

© SZ vom 05.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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